Volatiler Herbst voraus

Geposted von Hans Heimburger am

Das Ende des menschlichen Investors

Die Großbank JPMorgan kam kürzlich mit einer erschreckenden Erkenntnis heraus: „Quantitatives Investieren, basierend auf Computerformeln und Trading durch Maschinen lassen die traditionelle Aktienauswahl im Nebel stehen und dominieren nun die Aktienmärkte“.

Die Großbank schätzt, dass nur 10 Prozent des Handelsvolumens an den Aktienmärkten von regulärem Stock-Picking bestimmt sind. Die Mehrheit der Aktien-Investoren kauft oder verkauft heutzutage keine Aktien auf Basis spezifischer Fundamentaldaten. Deshalb ist JP Morgan überzeugt, stand der jüngste Ausverkauf im Tech-Sektor im Zusammenhang mit Computer-Handel und nicht mit traditionell fundamentalen Investoren. Die FAANG Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google) brachen vor einigen Wochen einer plötzlichen Bewegung ein und verloren an einem einzigen Tag mehr als 100 Milliarden Dollar Börsenwert.

Doch anschließend zeigte sich erneut das übliche „Buy-the-Dip“ Verhalten am Markt und die Blase in den Tech-Werten wuchs weiter. Interessant zu wissen ist, welche Investoren maßgeblich die Kurse dieser Unternehmen beeinflussen. Laut FactSet, sind 82 Prozent des kombinierten Anteils von Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google in den Händen großer Geldverwalter wie BlackRock, Vanguard, Fidelity und Capital Group.
„Während fundamentale Geschichten die Preisbewegungen erklären sollen, kauft oder verkauft die Mehrheit der Aktieninvestoren heutzutage keine Aktien auf Basis spezifischer Fundamentaldaten“, so Marko Kolanovic, Derivate-Chef von JPMorgan.

Robo-Advisor sind auf dem Vormarsch

Es ist kein Geheimnis, dass die weltgrößten Vermögensverwalter wie BlackRock oder Vanguard längst auf so genannte Robo-Advisor setzen. Die „Robos“ erkennen Trend-Muster und wurden für ihre „Buy-the-Dip“ Strategie wieder und wieder und wieder belohnt. Dieses Spiel – völlig losgelöst von jedweder fundamentaler Realität – funktioniert so lange, bis es nicht mehr funktioniert (der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht). Kolanovic warnte bereits zuvor, dass ein selbst ein moderater Anstieg der Volatilität, gepaart mit einem Abfall der Liquidität, zu „katastrophalen Verlusten“ in der bislang besten Strategie des Jahres resultieren könnte – dem Verkauf von Volatilität (Short VIX).

„Bond King“ Jeff Gundlach teilt dieselben Bedenken und hob hervor, dass „dass ein massiver Geldbetrag short im VIX ist. „Es ist ein Trade, der viel Geld gemacht hat und der sehr, sehr überlaufen ist, was mir nahelegt, dass die Tage der niedrigen Volatilität gezählt sind“. Gundlach wiederholte, dass er auf absehbare Zeit zwar keine Rezession sieht, aber eine Sommerkorrektur im S&P 500 erwartet.

Weitere Gefahren lauern ganz woanders

Globaler Kreditimpuls sinkt an die Nulllinie. Erstmals seit ihrer Gründung in 1913, steht die Fed nun mit heruntergelassenen Hosen da. Sie hat ihre Bilanz auf 4,5 Billionen Dollar aufgebläht und hält die Zinsen seit fast einem Jahrzehnt an der Nulllinie. Das bedeutet: Kommt die nächste Rezession, ist die Fed weder zu stimulierenden Zinssenkungen, noch zu einem Bailout in der Lage. Aus ihrer Zwickmühle heraus, in die sich die Fed selbst hinein manövriert hat, versucht sie nun die Zinsen anzuheben, um in der nächsten Krise noch irgendwie handlungsfähig zu sein.
Doch während die Fed ihren Zinsanhebungszyklus nun durchzuziehen scheint, zeigt sich gleichzeitig eine Besorgnis erregende Entwicklung: Nach wie vor zeigt die abnehmende Kreditvergabe der Banken keinerlei Besserung. Kredit ist das Lebensblut der Wirtschaft. Trocknet die Kreditvergabe aus, kommen die Räder zum Stillstand. Dieses Problem zeigt sich nicht nur in den Vereinigten Staaten.

Die gesamte Welt erlebt einen Rückgang der Kreditvergabe, um dem Inflationsdruck entgegen zu wirken, hauptsächlich in China und anderen Teilen der Welt, wo die Immobilienmärkte durch die Decke gingen.

die globale Kreditvergabe sinkt.

 

Fazit: im weiteren Jahresverlauf 2017 müssen wir sehr genau beobachten, ob sich die positiven Schätzungen für das globale Wirtschaftswachstum in der Realität bewahrheiten.

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.