Gies & Heimburger Weltbild per Januar 2016 – Kapitalmarktausblick

Geposted von Hans Heimburger am

Das Börsenjahr 2016 begann mit turbulenten Handelstagen und bis heute einem klaren Fehlstart. Ich wurde in den vergangenen Tagen oft gefragt, ob die schwachen Börsenkurse an den ersten Handelstagen des neuen Jahres ein Indiz für eine sich abzeichnende weltweite Konjunkturschwäche ist. Manch besorgter Anleger zieht bereits Vergleiche mit dem Jahr 2008. Dazu ein klares Statement vorab: wir befinden uns heute keinesfalls in einer vergleichbaren Situation wie im Verlauf des Jahres 2008. Manche Sorgen sind berechtigt. Für übertriebene Ängste gibt es keine Belege. Lassen Sie uns die Eckpunkte der globalen Kapitalmärkte und der wirtschaftlichen Parameter nachfolgend gemeinsam beleuchten.

Amerika: schwächere Konjunkturdaten zum Jahreswechsel – aber keine deutliche Wachstumsverlangsamung

Die Amerikanische Wirtschaft zeigt zum Jahresbeginn 2016 ein gemischtes Bild. Die Schwäche des produzierenden Gewerbes (Manufacturing Sektor) ist unübersehbar. Hier hinterlässt die kräftige Aufwertung des Dollars gegenüber nahezu allen Währungen in den vergangenen rund eineinhalb Jahren deutliche Bremsspuren. Die amerikanische Ölindustrie leidet unter dem schwachen Ölpreis. Investitionen wurden rigoros zusammengestrichen, Personal im größeren Umfang entlassen. Der Manufacturing Sektor ist mittlerweile unter die Wachstumsschwelle von 50 gerutscht.

Die Balken in der Grafik bilden die Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfragen für das produzierende Gewerbe in Amerika seit 2011 ab. Werte unter 50 Punkte zeigen ein Schrumpfen des Sektors an.

Die Balken in der Grafik bilden die Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfragen für das produzierende Gewerbe in Amerika seit 2011 ab. Werte unter 50 Punkten zeigen ein Schrumpfen des Sektors an.

 

Deutlich positiver stellt sich der Dienstleistungssektor dar. Dieser Bereich trägt zu über 70 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten bei. Zwar waren auch hier die monatlichen Daten leicht rückläufig, mit einem aktuellen Stand von 55,3 Punkten für den Dezember 2015 befindet sich der Dienstleistungssektor deutlich im expansiven Bereich.

Die Balken in der Grafik zeigen die monatlichen Ergnisse der Umfrage unter Einkaufsmanagern aus dem Dienstleistungssektor in Amerika seit 2011.

Die Balken in der Grafik zeigen die monatlichen Ergebnisse der Umfrage unter Einkaufsmanagern aus dem Dienstleistungssektor in Amerika seit 2011.

Der Arbeitsmarkt bleibt die Stütze der amerikanischen Wirtschaft

Der heute um 14:30 Uhr MEZ veröffentlichte Arbeitsmarktbericht für den Dezember überraschte erneut positiv. 292.000 neu geschaffene Stellen außerhalb der Landwirtschaft lagen deutlich über den Schätzungen von rund 210.000 neuen Jobs. Die Arbeitsplatzsicherheit und die Erwartung auf steigende Löhne lassen die US-Konsumenten positiv in die Zukunft blicken.

Die schwarze Linie zeigt die Entwicklung der monatlich neue geschaffenen neuen Stellen ex Agrar seit 2011 - +292.000 im Dezember 2015 fehlen noch. Die blaue Linie die Modell-Zahlen von Capital Economics.

Die schwarze Linie zeigt die Entwicklung der monatlich neue geschaffenen Stellen ex Agrar seit 2011 – +292.000 im Dezember 2015 fehlen noch. Die blaue Linie die Modell-Zahlen von Capital Economics.

 

2016 wird eine große Herausforderung für die amerikanische Notenbank

Die amerikanische Notenbank Fed erhöhte am 16. Dezember 2015 zum ersten Mal seit neuneinhalb Jahren die Zinsen und beendet einen siebenjährigen Zeitraum mit de facto null Prozent Zinsen. Der Schritt wurde allgemein erwartet, denn eine Normalisierung der US Geldpolitik war im Grunde überfällig. Allerdings herrscht sehr große Unsicherheit über den zukünftigen Pfad weiterer Zinserhöhungen der US Notenbank. Die Einschätzungen reichen von gar keiner weiteren Erhöhung in 2016 (somit wäre im Dezember 2015 eine „one and done“ – Entscheidung von der Fed getroffen worden) bis  etwa  25 Basispunkten pro Quartal.

Jedes Fed-Meeting  -insgesamt acht an der Zahl in 2016- wird mit großer Spannung betrachtet werden und jedes einzelne Wort von Fed-Chefin Janet Yellen wird von den Marktakteuren auf die Goldwaage gelegt werden. Wir erwarten, dass die Notenbankpolitik sehr eng an den jeweils aktuellen Wirtschaftsdaten ausgerichtet wird. Dies betonte Frau Yellen im Dezember ausdrücklich. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung am 27. Januar 2016, bei der ersten Fed-Sitzung des neuen Jahres, wird von den Marktbeobachtern mit nur 10 Prozent Wahrscheinlichkeit eingeschätzt. Gleichwohl bedeutet die Gesamtsituation für die Notenbanker einen rechten Drahtseilakt. Moderate Zinserhöhungen (wenn es die Konjunkturentwicklung irgendwie hergibt), die wir erwarten, werden gemäß unserer Einschätzung den amerikanischen Aktienmarkt nicht aus  der Bahn werfen. Erstklassig aufgestellte Unternehmen werden ihre Investitionsentscheidungen nicht an einem viertel oder halben Prozentpunkt Zinsen festmachen.

Der US Dollar wird vermutlich stark bleiben

Die große Aufwertungsbewegung des Dollars gegenüber dem Euro dürfte der Vergangenheit angehören. Eine weitere Stärkung des Dollars, nicht nur gegen den Euro sondern auch gegen den Yen, liegt eindeutig nicht im Interesse der Amerikaner. Allerdings sehen wir zunächst in 2016 noch keine deutliche Umkehrung dieser Entwicklung. In der nachfolgenden Grafik wagen wir den Versuch einer Prognose bis Ende 2016.

Die blaue Linie zeigt die Entwicklung des Euros zum Dollar seit 01.06.2014 bis aktuell. Die magendafarbene Linie stellt eine Prognose bis Ende 2016 dar.

Die blaue Linie zeigt die Entwicklung des Euros zum Dollar seit 01.06.2014 bis aktuell. Die magendafarbene Linie stellt eine Prognose bis Ende 2016 dar.

 

Europa startet mit viel wirtschaftlicher Zuversicht in das neue Jahr

Das Wirtschaftswachstum in Europa konnte in den zurückliegenden Monaten durchaus positiv überraschen. Der private Konsum wurde mehr und mehr zur Stütze der Konjunktur. Dies überrascht nicht wirklich, denn der deutliche Rückgang des Ölpreises entlastet die Konsumenten und Unternehmen an der Zapfsäule und beim Befüllen des Öltanks. Da wir keinen schnellen und extremen Anstieg des Ölpreises in den kommenden Monaten erwarten, sollte sich an dieser grundsätzlich positiven Situation zunächst wenig ändern. Der schwache Euro hilft den europäischen Unternehmen auf den Weltmärkten mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen und stärkt ihre Gewinnmargen. Auch dieser Umstand wird nach unserer Prognose in 2016 Bestand haben. Ein zusätzlicher Pluspunkt für Europa ist die aktuell sehr synchrone Aufwärtsentwicklung der einzelnen Länder in der Eurozone. Einzig Frankreich wächst deutlich unter Potential und sollte in 2016 vermehrte Anstrengungen unternehmen.

Die blaue Linie bildet den Stimmungsindikator in der Eurozone ab. Die schwarze Linie zeigt die Entwicklung des BIP. Zeitraum 2007 bis 2016

Die blaue Linie bildet den Stimmungsindikator in der Eurozone ab. Die schwarze Linie zeigt die Entwicklung des BIP. Zeitraum 2007 bis 2016.

Die europäische Zentralbank wird ihre lockere Geldpolitik fortsetzen

Begleitet wird der Konjunkturverlauf in Europa von einer Zentralbankpolitik, die mit dem Fuß weiterhin auf dem Gaspedal bleiben wird. Bei ihrer letzten Sitzung Anfang Dezember 2015 verlängerte die EZB das Anleihekaufprogramm bis mindestens März 2017. Somit erhöht sich die Ankaufsumme von bisher 1,14 auf 1,5 Billionen Euro. Mario Draghi lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er und seine Notenbankkollegen im Bedarfsfall die Maßnahmen noch ausweiten werden. Als Bedarfsfall könnte sich eine hartnäckig tiefe Inflationsrate erweisen. Ein deutlicher Zinsanstieg ist in den kommenden Monaten in der Eurozone nicht zu erwarten. Unsere Prognose für die Renditeentwicklung 10-jähriger Bundesanleihen illustrieren wir in der nachfolgenden Grafik.

Die blaue Linie zeigt die Renditeentwicklung 10-jähriger Bundesanleihen vom 01.01.2014 bis aktuell dar. Die magendafarbene Linie ist unsere Prognose bis Ende 2016.

Die blaue Linie zeigt die Renditeentwicklung 10-jähriger Bundesanleihen vom 01.01.2014 bis aktuell. Die magendafarbene Linie ist unsere Prognose bis Ende 2016.

 

Europäische Aktien sind moderat bewertet

Angesichts der soliden konjunkturellen Perspektiven für Europa sehen wir den europäischen Aktienmarkt als aussichtsreich. Wir erwarten eine Fortsetzung des steigenden Gewinntrends. Somit sind die Aktienkurse sehr gut unterstützt und wir erachten die schwachen Kurse dieser Tage als mittelfristig sehr gute Kaufgelegenheit.

Japan mit gewohnt schwachem Wirtschaftswachstum – trotzdem steigern die Unternehmen ihre Gewinne

Um diesen scheinbar unauflösbaren Widerspruch zu verstehen, muss man tief in die historische Entwicklung des Landes blicken. Japan ist die Industrienation mit der am stärksten schrumpfenden und alternden Gesellschaft. Das Land kennt keinerlei Integrationskultur ausländischer Arbeitskräfte und verliert Jahr für Jahr mehr als 200.000 Arbeitnehmer in den Ruhestand. Diese demografische Entwicklung lässt kein starkes Wirtschaftswachstum zu.

Die einzig mögliche Antwort der japanischen Unternehmen auf diese Herausforderung ist eine konsequente Automatisierung der Arbeitsprozesse und eine permanente Effizienzsteigerung. Dies führte in den vergangenen Jahren, zusammen mit dem Rückenwind der Yen-Abwertung (hauptsächlich 2012 und 2013), zu kräftig steigenden Unternehmensgewinnen. Wir erwarten in 2016 eine Fortsetzung dieses Trends, der im Jahresverlauf durch eine Senkung der Unternehmenssteuern unterstützt wird.

Die blaue Linie zeigt den Auftragseingang im japanischen Maschinenbau (ex. Großaufträge) seit 2007. die schwarze Linie bildet den 3-Monats-Durchschnitt ab.

Die blaue Linie zeigt den Auftragseingang im japanischen Maschinenbau (ex. Großaufträge) seit 2007. Die schwarze Linie bildet den 3-Monats-Durchschnitt ab.

 

Die Bank of Japan wird weiterhin sehr expansiv agieren

Der japanische Notenbankchef Kuroda verdeutliche erst vor Kurzem, dass die BoJ Gewehr bei Fuss steht, um ihren Expansionsgrad weiter zu erhöhen. Japan wird sich mit aller Macht gegen die deflationären Tendenzen des tiefen Ölpreises stemmen. Allerdings muss Kuroda auch auf die Befindlichkeiten der Amerikaner (und Chinesen) Rücksicht nehmen. Jüngst höre ich Stimmen (und Stimmungen) aus Amerika, die den Japanern nahe legen, keine erneute massive Abwertungsorgie für den Yen zu initiieren. Ähnliche Gedanken dürften wohl auch aus Peking in Richtung Tokio geäußert werden.

Per Saldo sollte sich der Yen gegenüber dem Euro und dem US Dollar in den kommenden Monaten seitwärts bewegen. Japanische Aktien erachten wir weiterhin für attraktiv bewertet und bevorzugen Werte aus dem Mid- und Smallcap-Sektor.

China – vermeintlich viele Fragezeichen zur Konjunkturentwicklung

Angesichts der vorgerückten Stunde werde ich die Einschätzung zu China in wenigen Stichpunkten darlegen und am Wochenende die Analyse vertiefen.

  • die erneute Aktienkursschwäche seit dem Jahresbeginn ist kein Vorzeichen einer in die Rezession taumelnden Wirtschaft. Dafür unterscheidet sich die Aktionärsstruktur zu stark von jener in Amerika oder Europa. Nur geringe Bevölkerungsteile sind Aktionäre. Der private Konsum litt in 2015 nicht unter den Aktienmarktturbulenzen und wird es auch aktuell mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht tun.
Die blaue Linie bildet die Aktienkurse in China seit Ja. 2014 (Shanghai Composite Index - rechte y-Achse) ab. Die schwarze Linie illustriert die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in China (linke y-Achse).

Die blaue Linie bildet die Aktienkurse in China seit Januar 2014 (Shanghai Composite Index – rechte y-Achse) ab. Die schwarze Linie illustriert die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in China (linke y-Achse).

 

  • Die Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Staatsführung (vermehrt seit Mitte 2015 implementiert) und der chinesischen Notenbank werden in den kommenden Wochen greifen und die Wirtschaft im Riesenreich anschieben. Dies wird vermutlich nach dem chinesischen Neujahrsfest in den Rahmendaten erstmals sichtbar werden.
Die blaue Linie zeigt das Volumen der Kreditvergabe in China (linke y-Achse, 6 Monate in die Zukunft verschoben), die schwarze Linie bildet den China Activity Proxy von Capital Economics ab.

Die blaue Linie zeigt das Volumen der Kreditvergabe in China (linke y-Achse, 6 Monate in die Zukunft verschoben), die schwarze Linie bildet den China Activity Proxy von Capital Economics ab.

  • Die leichte Abwertung des Renminbi ist klar gewollt und hat mehr mit steigender Flexibilität und Handelbarkeit der Währung zu tun als mit wirtschaftlicher Schwäche. Die chinesische Notenbank und die Staatsführung betonten an diesem Wochenende sehr eindeutig, dass man den Kurs des Renminbi stabil halten will.
Die blaue Linie zeigt den Verlauf des handelsgewichteten Renminbi seit 2014. Die schwarze Linie die Entwicklung des Renminbis zum US Dollar.

Die blaue Linie zeigt den Verlauf des handelsgewichteten Renminbi seit 2014. Die schwarze Linie die Entwicklung des Renminbis zum US Dollar.

 

Indien – mit dem Rückenwind der Demografie

Im Verlauf des Jahres 2016 könnte die Wachstumsrate (gemessen am GDP) von Indien, die von China überholen. Capital Economics prognostiziert für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 6 Prozent und eine Steigerung auf 6,5 Prozent in 2017. Wir haben in unseren Publikationen im vergangenen Jahr die Situation des Landes ausführlich beleuchtet. Nebst dem politischen Reformprozess, der in der weltgrößten Demokratie leider nur langsam voranschreitet (auch die Regierung unter Narendra Modi kann keine Wunder vollbringen) und der soliden Notenbankpolitik bleibt die wachsende Zahl an Arbeitskräften (positive demografische Entwicklung in den kommenden 20 Jahren) das wichtigste Pfund, mit dem das Land und die wirtschaftliche Entwicklung wuchern kann.

Schwellenländer – Rohstoffproduzenten bleiben unter Druck

Brasilien und Russland, die beiden großen Rohstoffproduzenten unter den Emerging Markets, durchliefen in 2015 eine schwere Rezession. Die stark gedrückten Rohstoffpreise (zum Beispiel Öl und Eisenerz) belasteten die dortigen Volkswirtschaften schwer. Brasilien kämpft zusätzlich mit den Korruptionsvorwürfen gegen die Regierung von Präsidentin Rousseff und Russland mit den Sanktionen der westlichen Welt wegen der Ukraine-Politik. Ein Politikwechsel gepaart mit einer Erholung der Rohstoffpreise würde zumindest kurzfristige Investments in Brasilien überlegenswert erscheinen lassen.

 

Rohstoffe – Der Ölpreis ist erneut unter Druck

Ein Ölpreis von 34 Dollar je Barrel (Sorte WTI) zum Jahresbeginn 2016 hat kaum jemand auf dieser  Welt für möglich gehalten. Erinnern Sie sich noch an ernsthafte Studien und Prognosen von vor drei Jahren, die besagten, dass der Preis niemals mehr wesentlich unter die 100 Dollar-Marke fallen wird? Eine deutliche Ausweitung der globalen Fördermengen und eine OPEC, die dem Preisverfall scheinbar tatenlos zuschaut sind zwei Faktoren, die den Preisrutsch (u.a.) verursachten. Die jüngsten politischen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran verstärkten die Zweifel, dass Produktionskürzungen innerhalb des Kartells kurzfristig zu erwarten sind.

Die amerikanische Frackingindustrie leidet bereits sehr deutlich unter der Situation. Dies führte zu erheblichen Streichungen von Investitionen und Produktionskürzungen. Viele globale (langfristige) Explorationsprojekte (Stichworte: Tiefseeförderung oder Ölsandförderung) liegen bis auf Weiteres auf Eis. Dies wird auf Sicht die Fördermengen dämpfen und eine Preisstabilisierung unterstützen. Die Rohstoffexperten von Capital Economics legten am vergangenen Freitag den nachfolgenden Prognosechart vor.

Die blaue Linie bildet die Entwicklung des Ölpreis seit 2010 bis aktuell ab. Die Darstellung ab der gestrichelten Vertikale illustriert die Prognose von Capital Economics.

Die blaue Linie bildet die Entwicklung des Ölpreis seit 2010 bis aktuell ab. Die Darstellung ab der gestrichelten Vertikale illustriert die Prognose von Capital Economics bis 2020.

Wenn Capital Economics mit der Prognose eines bevorstehenden Preisanstiegs Recht bekommt, dann sind qualitativ erstklassige Ölaktien ein interessantes Investment. Die Frage ist nur wann und bei welchem Preisniveau beim Öl wirklich „unten“ ist.

Rohstoffe – der schwache Ölpreis hat sehr weitreichende Auswirkungen

Des einen Freud ist des anderen Leid. Diese alte Volksweisheit beschreibt die Auswirkungen des Ölpreis-Crashs sehr gut. Die weltweiten Konsumenten (egal ob gewerblich oder privat) von Benzin, Diesel, Kerosin, Gas, Heizöl usw. erfahren erhebliche Einsparungen, die den Konsum und somit die Gesamtkonjunktur stützen. Die Kehrseite dieser Medaille spüren natürlich nicht nur wie oben erwähnt die Produzenten Brasilien oder Russland sondern alle erdölexportierende Staaten.

Und hier kommt nun eine Belastung für die Aktienmärkte (Kapitalmärkte generell) ins Spiel, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht sieht. Gerade die Golfstaaten wie Saudi-Arabien (aber auch Norwegen) wirtschafteten in den vergangenen Jahrzehnten durchaus kaufmännisch weitsichtig. Sie bauten aus den Abermilliarden Öleinnahmen langfristige Rücklagen in den sogenannten Staatsfonds auf. Diese Gelder (die Petro-Dollars) wurden weltweit in festverzinsliche Wertpapieren, Aktien und Immobilien investiert. Durch den starken Rückgang der aktuellen Öleinnahmen müssen Teile dieser Reserven zur Deckung der laufenden Staatsausgaben herangezogen werden. Also werden aktuell Rentenpapiere, Aktien und sicherlich auch die ein oder andere Immobilie von den Staatsfonds verkauft. Dies stellt einen nicht zu unterschätzenden Belastungsfaktor für die Kapitalmärkte dar. Die Dauer und der Umfang dieser Verkäufe werden mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr eng mit der weiteren Entwicklung des Ölpreises korreliert sein.

Rohstoffe – Gold mit einem positiven Jahresstart

Gold und Goldminenwerte verbuchten in der ersten Handelswoche 2016 ordentliche Kurszuwächse. Die Verunsicherung an den Kapitalmärkten und die Renditerückgänge bei festverzinslichen Wertpapieren brachten dem Edelmetall Rückenwind.

Wir erwarten, dass Gold in den kommenden Monaten noch weiter steigen wird und einen Teil des Wertverlustes seit Sommer 2011 umkehren kann.

Die blaue Linie bildet die Entwicklung des Goldpreises von Anfang 2006 bis aktuell ab. Die magendafarbene Linie stellt eine Prognose bis Jahresende 2016 dar.

Die blaue Linie bildet die Entwicklung des Goldpreises in Dollar je Unze von Anfang 2006 bis aktuell ab. Die magendafarbene Linie stellt eine Prognose bis Jahresende 2016 dar.

 

 

Fazit: Wir sehen die Weltkonjunktur insgesamt auf einem soliden Pfad. Überschäumende Wachstumszahlen gehören der Vergangenheit an. Allerdings lernten die Unternehmen auch in diesem Umfeld zurecht zu kommen. Effizienzsteigerung (Einsatz von Technik und immer mehr Software) ist das große Stichwort. Wir bevorzugen Aktien in Europa und Japan, gefolgt von Technologiewerten in Amerika. Investitionen in den Schwellenländern stellen wir aktuell noch zurück. Dies könnte aber im Verlauf von 2016 ein interessantes Investitionsfeld werden.

 

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.