16 Banken manipulierten das Libor-System

Geposted von Walter Feil am

Diese Woche rückte wieder einmal die Manipulation des weltweit als Zins-Indikator bedeutsamen Libor-System in den Fokus. Der Libor (das ist der am Bankplatz London zwischen Banken vereinbarte Zins für kurzfristige Ausleihungen untereinander) wird seit vielen Jahren als Basis für die Festlegung der Zinshöhe von Hunderttausenden von variabel verzinsten Darlehen und für die Bewertung von Derivaten herangezogen. Dementsprechend großen Einfluss hat die Höhe des jeweils festgestellten Libor auf die von Darlehensnehmern zu zahlenden Zinsen und auf die Kurse von Derivaten.

Kriminelle Manipulation seit dem Jahr 2006

Seit dem Jahr 2006 sollen die im Libor-Skandal verdächtigen Händler diesen Referenz-Zinssatz manipuliert haben. Sie konnten damit ihre Gewinne im Derivatemarkt erhöhen und die Zinseinnahmen aus variabel verzinsten Darlehen steigern. In der Finanzkrise 2007 und 2008 sollen einige der am Preisermittlungs-System beteiligten Banken systematisch zu niedrige Zinsen gemeldet haben, um die verunsicherten Märkte zu beruhigen.

Der Libor-Skandal ist absolut kriminell

Josef Ackermann, der ehemalige Vorstands-Chef der Deutschen Bank, erklärte in einem Interview gegenüber dem Handelsblatt diese Woche: “Der Libor-Skandal ist absolut kriminell, er ist absolut nicht entschuldbar”.

Banken könnten bis zu 88 Milliarden Strafzahlungen leisten müssen

Marktteilnehmer kalkulieren bereits die Strafzahlungen, die die beteiligten Banken vielleicht leisten müssen. Die Schätzungen bewegen sich zwischen 35 und 88 Milliarden USD. Allerdings hat sich eine der beteiligten Banken, die Barclays-Bank, im Frühsommer dieses Jahres bereits mit einer Zahlung von 450 Millionen USD von weiteren Ermittlungen freigekauft.

Kommentar:
Wenn 16 der größen Banken unseres Finanzsystems (unter anderem Citigroup, UBS, Deutsche Bank, HSBD, J.P.Morgen Chase, Royal Bank of Scotland) jahrelang systematisch und in Absprache miteinander betrogen haben: Welches Vertrauen kann diesen Banken künftig entgegengebracht werden? Wie werden sich solche Marktteilnehmer in Zusammenhang mit erteilten Depot- und Verwaltungsvollmachten verhalten, wenn sie in ihrem Eigenbestand Papiere haben, die sie gerne loswerden möchten, jedoch am freien Markt nur schwerlich Abnehmer finden? Wie wird die Kalkulation der täglich neu auf den Markt gebrachten Derivate ausfallen, wenn es für den Käufer schwierig ist, die darin versteckten Kosten und Risiken zu erkennen?

 

 

Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.