Angst produziert perfekte Kaufkurse

Geposted von Walter Feil am

Die Medien überschütten uns derzeit mit Schreckensnachrichten über das griechische Drama: Behält Griechenland den Euro der wird das Land den Euroverbund verlassen? Wie viele Milliarden wird das die anderen Euroländer kosten, und wie tief wird deren Wirtschaft fallen? Der flüchtige Leser muss zum Ergebnis kommen, dass das Schicksal der Welt vom Erfolg oder Mißerfolg eines jungen Heißsporns, der seine Chance zur Machtergreifung in einem unbedeutenden Land der Eurozone sucht, abhängt.

Lassen Sie Ihren Blickwinkel nicht zu sehr eingrenzen

Die ganze Welt starrt nach Griechenland und scheint zu verdrängen, dass überall auf dem Globus Entwicklungen im Gange sind, die von “der griechischen Frage” kaum berührt werden. In Deutschland zum Beispiel wurde ein historisch einmaliges Projekt angeschoben: Der Ausstieg aus der Atomkraft und der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erfordert unter Anderem ca. 8.000 km neue und modernisierte Stromtrassen. Hierfür werden die nächsten Jahre an die 20 Milliarden Euro investiert werden. Das sind 20 Milliarden Euro Umsatz für die Unternehmen, die diese Riesen-Aufgabe lösen können. Hängt diese Investition vielleicht davon ab, ob der Laib Brot in Griechenland mit Euros, mit Greuros oder mit Drachmen bezahlt wird?

Tausende von Unternehmen in Deutschland sind im internationalen Wettbewerb hervorragend aufgestellt. Hängt deren Wettbewerbsfähigkeit und damit deren Chancen auf Umsatz und Gewinn in den nächsten Jahren davon ab, welche Währung in Griechenland verwendet wird?

Die Liste der positiven Entwicklungen, die vom griechischen Drama nicht oder nur vorübergehend beeinflusst wird, könnte noch sehr lange fortgesetzt werden. Lassen Sie Ihre Gedanken nicht zu sehr von dem aktuellen Problem beherrschen, sondern richten Sie den Blick auf die mittel- und langfristigen Entwicklungen und die daraus resultierenden Chancen.

Zahlreiche Weltmarktführer sind heute extrem günstig bewertet

Alleine in Deutschland gibt es hunderte von Unternehmen, die mit den Produkten und Dienstleistungen in ihrer jeweiligen Marktnische weltweit Marktführer sind. Das Investmenthaus Legg Mason weist in seinem jüngsten Kommentar nachdrücklich darauf hin, dass auch diese Unternehmen vor dem Hintergrund der allgemeinen Angst extrem niedrig bewertet werden. Die unverändert positiven fundamentalen Daten dieser Unternehmen, die Umsatz- und Gewinnaussichten der nächsten Jahre, der Schatz an Patenten und Verfahrenstechniken geraten im allgemeinen Pessimismus vollkommen in Vergessenheit.

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“Sex sells” ist eine alte Weisheit der Werbebranche. Angst steigert das Interesse, und Schreckens-Headlines zielen auf die aufgeheizte Gemütslage der Zeitungskäufer. Selbstverständlich werden die Medien derzeit von Berichten und Kommentaren über die Probleme der Eurozone beherrscht. Nachrichten abseits dieser Hauptströmung sind derzeit dünn gesät und klein gedruckt.

Bereits Mitte Juni wird die angtserfüllte Diskussion von Tatsachen abgelöst

Die Welt dreht sich schnell weiter: Mitte Juni wird mehr Klarheit herrschen, welchen Weg Griechenland wählt, und einige Tage vorher wird sich die Tendenz schon andeuten. Sobald sich eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung abzeichnet, wird sich die Aufmerksamkeit der Investoren wieder mehr den fundamental begründeten Chancen zuwenden. Dann ist die Möglichkeit, zu den günstigen Angst-Kursen von heute einzukaufen, wieder einmal vorbei.

 

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Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.