Die HSBC Global Asset Management GmbH zeichnet in ihrem jüngsten Marktbericht über die asiatischen Aktienmärkte ein sehr positives Bild für das kommende Jahr. Noch immer tiefe Bewertungen bei sich gleichzeitig stabilisierenden Gewinnschätzungen lassen ein gutes Aktienjahr 2013 erwarten. Hier die Einschätzungen für einige Teilmärkte.
China: Der Tiefpunkt liegt hinter uns
Nach herrschender Meinung lag der Tiefpunkt des Konjunkturwachstums im dritten Quartal 2012. Seitdem beschleunigt sich das Wachstum wieder, was im Übrigen auch die Weltbank in ihrem jüngsten Bericht bestätigt. Für 2013 erwartet die HSBC ein nachhaltiges Wachstum von über 7,5 %, wobei besondere Impulse von dem wieder beschleunigten Ausbau der Infrastruktur ausgehen. Als besonderes Beispiel gilt die Erweiterung des Eisenbahnnetzes. Dies hat auch positive Auswirkungen auf die Nachfrage nach Rohstoffen und schweren Baumaschinen.
Kommentar:
Wir sollten stets im Sinn behalten, dass die benannten 7,5 % die Untergrenze für das Konjunkturwachstum von einem Land mit über 1,3 Milliarden Einwohnern markieren. Die Nachfrage in China beeinflusst das Wachstum in zahlreichen anderen Wirtschaftsregionen. Die Rohstoff-Exporteure (z.B. in Australien und Brasilien), die Auto-Industrie (allen voran die Hersteller von Luxusfahrzeugen in Deutschland) und die Maschinenbauer (auch hier wieder hunderte von mittelständischen Unternehmen in Deutschland) leben sehr gut von ihren wachsenden Exporten nach China. Ein Großteil des Export-Rückganges in die südeuropäischen Problemländer, die dem Zwang zu eiserner Spardisziplin mit all den damit verbundenen neagtiven Folgen unterliegen, wird damit teilweise aufgefangen.
Hongkong: Volatil und im Schatten von China
Der Aktienmarkt in Hongkong hat für 2013 ebenfalls gute Chancen auf Kurssteigerungen. Hier gilt die überreichlich vorhandene Liquidität (siehe die jüngsten Ankündigungen der amerikanischen Zentralbank auf eine nochmalige Ausweitung der Anleihekäufe) und der wieder steigende Risikoappetit der internationalen Anleger nach einer Entspannung der bisher als Extremrisiko empfundenen Situation in Zusammenhang mit dem Euro als wesentlicher Treiber. Diese Faktoren sind jedoch weniger nachhaltig als das auf solideren Beinen stehende Wirtschaftswachstum im chinesischen Festland, so dass in Hongkong zunächst mehr Volatilität und sodann im Vergleich zu China auch ein geringeres Ansteigen der Aktienkurse für 2013 erwartet wird.
Indien: Warten auf die Umsetzung der Reformen
Der indische Aktienmarkt litt einige Quartale unter der Zurückhaltung der internationalen Investoren, die mit Argwohn beobachteten, wie schleppend die indische Regierung die dringend notwendigen Reformen umsetzt. Aufsehenerregende Korruptionsfälle bis in die Spitzen der demokratisch gewählten indischen Regierung, in Unternehmerkreisen weltweit diskutierte Behinderungen durch eine überbordende Bürokratie und eine – vor allem in der Energieversorgung und bei den Verkehrswegen – weit zurückliegende Infrastruktur hielten sowohl Direktinvestoren als auch Aktienkäufer davon ab, sich in Indien zu engagieren. Diese Entwicklung scheint sich jetzt umzukehren: Ausländische Großanleger investierten 2012 wieder deutlich mehr. Die Märkte warten jedoch weiterhin darauf, was die Regierung nach einigen wegweisenden Ankündigungen nun tatsächlich unternimmt. Wenn die angekündigten Reformen wirklich umgesetzt werden, könnte Indien wieder ein guter Standort für ertragreiche Investments werden.
Kommentar:
Am Beispiel Indien zeigt sich wieder einmal deutlich, wie stark der Fortschritt in einem Land mit über 1,6 Milliarden Einwohnern durch die Einzelinteressen einiger weniger behindert wird. Auch ein demokratisches System ist kein Garant dafür, dass die Entscheidungsträger an der Spitze der Volksvertretung die nachhaltige Entwicklung zugunsten des gesamten Volkes fördern. Korruption, die Absicherung eigener Pfründe und das Festhalten an nicht mehr zeitgemäßen – häufig religiös motivierten – Traditionen behindern Entwicklungen, die zur Verbesserung der Lebensumstände von vielen Millionen Menschen führen könnten. Als ein Beispiel von vielen soll hier die Verbesserung der Versorgung mit verderblichen Lebensmitteln gelten. Es hat Jahre gedauert, bis der Weg frei wurde, dass weltweit erprobte Versorgungssysteme, die eine lückenlose Kühlung der Nahrungsmittel bis zur letzten Verkaufsstelle sicherstellen, eingeführt werden können. Natürlich führt das zu einer Veränderung der Handels-Chancen von hunderttausenden von Kleinst-Händlern. Jedoch ist niemand damit gedient, wenn ein Großteil der verderblichen Lebensmittel (ungekühlt) verrottet, bevor sie den Verbraucher erreichen.
Korea: Gedrückt Kurse bieten gute Chancen
Eine Aufwertung des WON und der Haushaltsstreit in den USA haben die Kurse in dem stark vom Export abhängigen Land auf ein neues Monatstief gedrückt. Die Investoren erwarten auch hier von der anstehenden Präsidentenwahl neue und den danach erwarteten Entscheidungen neue Impulse. Wesentlichen Einfluss auf die weitere Konjunktur in Korea wird jedoch die Entwicklung der Konjunktur und damit auch des Imports in den USA haben. In einer Stabilisierung der USA sehen die Investoren auch gute Chancen für den koreanischen Aktienmarkt, vor allem auf Grundlage der derzeit etwas gedrückten Kurse.
Thailand: Staatlich angefachte Binnennachfrage stützt die Aktienkurse
Der thailändische Markt hat eine starke Phase hinter sich. Die regierende Theu-Phai-Partei hat höhere Löhne und eine Unterstützung der Landwirtschaft in Aussicht gestellt. Gleichzeitig ist die Inflationsrate gering und fällt weiter. Dies bietet Chancen auf eine Lockerung der Geldpolitik. Zumindest kurzfristig könnte sich der Trend zu steigenden Kursen fortsetzten, auch aufgrund der Tatsache, dass die inländischen Kleinanleger neben dem Kauf von Aktien kaum Alternativen bei der Geldanlage haben.