Schon mehrfach in den letzten Wochen befassten wir uns mit der wirtschaftlichen Entwicklung in China. Im ersten Halbjahr 2012 wiesen zahlreiche Kommentare immer wieder darauf hin, dass es in China zu einer harten Landung kommen und dies sowohl in China als auch in anderen Wirtschaftsregionen sehr negative Auswirkungen haben würde. Wir wollten uns dieser Einschätzung nicht anschließen, da wir fest davon überzeugt waren, dass die politische Führung Chinas entschlossen ist, das für 2012 angestrebte Wachstumsziel von mindestens 7,5 % BIP-Wachstum zu erreichen und auch über die Mittel verfügt, eine kurzfristig eine wirksame Stimulierung in Gang zu setzen.
Wirtschaftliche Belebung ist jetzt festzustellen
Die in Beiträgen über China (im Suchfeld rechts auf der der Homepage über den Suchbegriff “China” aufzufinden) erwartete Stimulierung der Konjunktur wurde mitterlweile mit mehreren rasch aufeinander folgenden Maßnahmen in Gang gesetzt.
Der Zinssatz für Ausleihungen wurde bereits in zwei Schritten gesenkt
Die PBC (People’s Bank of China), die die Funktion der Zentralbank in China innehat, senkte den Zinssatz in zwei Schritten von etwas über 6,5 % auf 6,0 %. Ein Blick auf die Festlegung dieses Zinssatzes seit dem Jahr 2005 lässt erkennen, dass zur weiteren Stützung der Wirtschaft grundsätzlich noch weitere Zinssenkungen denkbar sind.
Darüber änderte die chinesische Notenbank auch das Zinsband. Bisher durften die Geschäftsbanken von den vorgegebenen Zinssätzen um bis zu 20 % nach unten abweichen. Jetzt wurde diese Bandbreite auf 30 % ausgeweitet.
Ausleihungen nahmen bereits stark zu – Immobilienkäufe steigen
Wie der Informationsdienst CAPITAL ECONOMICS berichtet, nahmen die Ausleihungen im Juli bereits auf über 920bn RNB stark zu. Die Analysten von Bloomberg hatten nur 880bn RNB erwartet. Das Volumen der gesamt ausgegebenen Darlehen nahm gegenüber dem Vorjahresmonat um 16 % zu.
Bei den jetzt wieder günstigeren Zinssätzen ist es verständlich, dass die Verkäufe von Immobilien ebenfalls zunahmen. Bisher auf Vorrat gebaute Projekte werden abverkauft, neue Projekte kommen aus der Warteposition in die Realisierung. Dies führte zu einem starken Kursanstieg bei den Aktien der Immobilienunternehmen, die im Jahr 2008 stark eingebrochen waren, sich bis Ende 2010 wieder erholt hatten und sodann wieder einen Rückgang von über 30 % erlebt hatten. Der Anstieg seit Mitte Mai 2012 liegt bei über 15 %, wobei noch einiges bis zu den früheren Höchstständen aufzuholen ist.
Chinas Wirtschaft hat starke Ausstrahlung auf die umliegenden Volkswirtschaften
Die wirtschaftliche Entwicklung in China mit über 1,3 Milliarden Menschen hat starke Auswirkungen auf die Konjunktur in den umliegenden asiatischen Volkswirtschaften.
- Rohstoffproduzenten wie Australien und Indonesien profitieren von den wieder höheren Exporten von Erzen, Kohle und anderen Rohstoffen
- Länder mit niedrigen Löhnen wie Vietnam, Myanmar und Thailand profitieren von verstärkter Auslagerung der Produktion in Regionen mit günstigen Arbeitskosten
- Länder mit hoher HighTech-Spezialisierung wie der Stadtstaat Singapore und Taiwan profitieren von verstärktem Bedarf an Technologie.
- Der Shopping-Tourismus nach HongKong wird wieder anziehen, was die Umsätze mit hochpreisigen Luxusgütern wieder hochschnellen lässt.
- Im Übrigen profitiert der deutsche Maschinenbau, die Autobauer und zahlreiche andere Bereiche mit einer hohen Exportquote nach China und den umliegenden Ländern von der Belebung.