China fördert seine Wirtschafts-Entwicklung auch in den Regionen

Geposted von Walter Feil am

Lokalregierungen in ganz China haben eine Reihe von Maßnahmen in Gang gesetzt, um der jüngsten Aufforderung der obersten Regierungsbehörden nachzukommen, ein stärkeres Wirtschaftswachstum sicherzustellen. Weitere Stimulierungs-Maßnahmen werden wahrscheinlich folgen. Die Wirkung wird jedoch geringer erwartet als in 2008 und 2009.

4 Trillionen Renminbi Fördervolumen

Die Städte Ningbo, Nanjing und Changsha haben ihre Pläne bereits angekündigt und die Provinzen von Guizhou und Beijing werden ihre eigenen Ankurbelungsprogramme in Kürze veröffentlichen. Gemäß den lokalen Nachrichten beträgt der Wert dieser Wirtschaftspakete etwa RMB4trn und schließen Steuerermäßigungen, die Förderung des privaten Konsums und vor allem große Investitionen in Infrastruktur-Investitionen ein.

Das Zentralbüro setzt die Wachstumsförderung auf höchste Priorität

Es besteht kein Zweifel, dass sich die Regierung darauf fokussiert hat, das Wachstum wieder zu fördern. Das State Council (Chinas Kabinett) kündigte letzte Woche den Plan an, wie die Wirtschaftsentwicklung in sechs zentralen Provinzen beschleunigt werden soll. Diese Woche bestätigte das Zentralbüro (Chinas höchstes Entscheidungsgremium) erneut, das in diesem Jahr das Wachstum allerhöchste Priorität hat.

Erste Ergebnisse sind bereits erkennbar

Die ersten Zeichen, dass sich die Wirtschaft stabilisiert, sind bereits erkennbar. Das Lohnwachstum ist weiter angestiegen, der HSBC/Market PMI (Purchase Manager Index = Einkaufsmanager-Index, ein wichtiger Früh-Indikator für die wirtschaftliche Aktivität in einer Region) ist gestiegen und die Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen ziehen an. Capital Economics rechnet jedoch nicht damit, dass das Wachstum ähnlich schnell steigt wie es nach dem schnellen Fall in 2008 – 2009 der Fall war. Viele der Projekte werden fünf bis acht Jahre bis zur Fertigstellung benötigen, und nicht alle werden sofort begonnen.

Wachstumsrate in China bei 8 % erwartet

Capital Economics erwartet für dieses Jahr eine Wachstumsrate von 8 %. Dies entspricht auch den Ankündigungen der Zentralregierung, die ein Wachstum von 7,5 % als Mindestziel für dieses Jahr vorgegeben hat. Dies ist keine dramatische Wendung in der wirtschaftlichen Entwicklung in China, sondern ehe eine Korrektur der Entwicklung seit Jahresanfang mit einer graduellen Erhöhung des Wirtschaftswachstums und der Investitionen.

Im ersten Quartal war das Wachstum deutlich unterdurchschnittlich. Um so stärker wird für das zweite Halbjahr die Erholung erwartet. Das Jahresziel von 8 % wird aus heutiger Sicht als realistisch eingeschätzt.

Die blaue Linie gibt das bisherige und das erwartete annualisierte Wachstum (saisonbereinigt) von Quartal zu Quartal an. Die schwarze Linie nennt die offiziellen Angaben der Regierung. Die offiziellen Angaben sind eher etwas geglättet, die Einschätzung von CE zeigt dagegen die deutliche Steigerung im zweiten Halbjahr 2012.

 

Einnahmen der Lokal-Regierungen derzeit noch unter dem Durchschnitt

Die Einnahmen der Lokal-Regierungen resultiern neben den Steuern und Gebühren zu einem großen Teil aus dem Verkauf von Landflächen für die Immobilien-Projektentwickler. Der Abverkauf der bestehenden Immobilienbestände hat bereits eingesetzt, so dass in absehbarer Zeit wieder neue Projekte angeschoben werden. Dies wird der Finanzlage der Lokal-Regierungen zugute kommen.

Ein Großteil der Einnahmen der Lokal-Regierungen stammt aus dem Verkauf von Landflächen an die Immobilien-Projektentwickler. Im ersten Halbjahr 2012 lagen diese Einnahmen unter dem Durchschnitt. Mit zunehmendem Abbau der auf Vorrat gebauten Immobilien wird auch der Landverkauf für neue Projekte wieder zunehmen.

Kommentar:
Ich wiederhole meine Einschätzung: China hat sowohl den Willen als auch die finanziellen Möglichkeiten, seine wirtschaftliche Entwicklung in dem politisch gewollten Wachstumskorridor von über 7,5 % bis vielleicht maximal 9,5 % zu steuern. Langwierige Auseinandersetzungen mit einem “politischen Gegner” , die in anderen Regionen zu wachstums-vernichtenden Blockaden führen können, kennt China nicht.

 

 

Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.