China: Überblick zu den Wirtschaftsdaten per April 2012

Geposted von Walter Feil am

Die Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung in China per Ende April 2012 bleiben hinter den Erwartungen zurück. In fast allen Bereichen liegen die April-Daten unter den März-Ergebnissen.

Die Industrieproduktion, Konsumausgaben und Steuereinnahmen in China liegen im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresdaten April unter den Veregleichszahlen einen Monat zuvor.

Bei diesem Vergleich ist zu berücksichtigen, dass jeweils die prozentuale Veränderung im Verhältnis zu den Daten genau ein Jahr zuvor dargestellt wird. Etwas klarer wird das Bild, wenn wir die einzelnen Daten separat betrachten, und dies mit ihrer jeweils absoluten Entwicklung über einen längeren Zeitraum.

Der Immobilienmarkt

Die Entwicklung des Immobilienmarktes wird von vielen als kritisch eingeschätzt. Häufig ist von einer Immobilien-Blase die Rede, die alsbald platzen würde. Gehen wir in einige Details.

Baubeginne und Fertigstellungen

Die Fertigstellungen von Immobilien stíeg nach einem scharfen Rückgang im Verlauf des Jahres 2010 in Jahr 2011 wieder stark an und liegt jetzt wieder auf hohem Niveau. Da die Immobilien-Fertigstellungen mit einem zeitlichen Versatz auf den Start der Baumaßnahmen folgen, zeigt das Schaubild auch die Entwicklung der Baubeginne. Daraus ist abzuleiten, dass für das Jahr 2012 noch eine hohe Anzahl von Fertigstellungen zu erwarten ist. Gegen Ende 2012 und in 2013 wird das Angebot zurückgehen, was auf die Ende 20120 und 2011 eingeführten Maßnahmen zur Dämpfung der seinerzeit überhitzten Bautätigkeit in China zurückzuführen ist.

Das Schaubild zeigt die Entwicklung von Fertigstellungen und neu begonnenen Bauvorhaben in China.

 

Reduzierung der Immobilienpreise seit Januar 2011

Das in 2011 stark gestíegene Angebot an Wohnungen führte dazu, dass die voher als übertrieben angesehenen Preise Schritt für Schritt zurückgingen. Die offiziellen Angaben berücksichtigen vermutlich nicht die von Fall zu Fall berichteten Preisnachlässen, die 2011 in vielen Fällen außerhalb der veröffentlichen Preislisten gewährt wurden. Die Projektentwickler konnten diese Preisnachlässe leicht verkraften, da die kalkulierten Aufschläge im Immobiliensektor die hierzulande üblichen Kalkulationen deutlich übersteigen.

Die hierzulande immer wieder hochkochende Diskussion über die Probleme der chinesischen Banken, die durch einen Rückgang der Immobilienpreise eskalieren würden, berücksichtigen nicht die hohe Eigenkapitalquote, die üblicherweise für die Kaufpreisfinanzierung erforderlich ist und auch eingebracht wird. Abhängig von der Frage, ob es die erste oder eine weitere (Spekulations-) Immobilie ist, werden EK-Quoten zwischen 40 bis über 50 % verlangt. Dies führt dazu, dass auch ein Preisrückgang von 20 % noch nicht zu einer Untersicherung der vorher ausgegebenen Darlehen führt.

Die durchschnittlichen Preise für Wohn-Immobilien in 70 Städten in China gingen von Januar 2011 bis April 2012 forltlaufend zurück. Am stärksten gingen dabei die Verkaufspreise für neue Wohnungen zurück.

 

Entwicklung der Immobilienpreise im Verhältnis zum Einkommen

Wichtiger noch als der absolute Preis einer Immobilie ist das Verhältnis zwischen Einkommen und Kaufpreis. Die Einkommen in China stiegen stärker als die Preise für Wohn-Immobilien. Damit zahlt der Käufer im Verhälntis zu seinem Einkommen heute nur noch etwas mehr als die Hälfte im Vergleich zum Jahr 2000.

Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass im neuen Fünfjahresplan Chinas vorgesehen ist, die Verfügbarkeit von preisgünstigen Wohnungen für die Bevölkerung deutlich zu erhöhen. Bis zum November 2011 sollte der Bau von 10 Millionen Sozialwohnungen begonnen werden.

Die Einkommen China stiegen offenbar stärker als die durchschnittlichen Immobilienpreise. Heute muss – im Verhältnis zum Einkommen – nur noch halb soviel für Immobilien bezahlt werden wie im Jahr 2000.

 

Erwartung

Meine Erwartung ist, dass die Immobilienpreise weiter innerhalb des von der chinesischen Zentralregierung tolerierten Korridors pendeln werden. Die chinesische Politik nimmt auf die Entwicklung der Immobilienpreise ganz gezielt Einfluss. Dies geschieht durch zahlreiche Maßnahmen wie zum Beispiel durch verstärkte oder reduzierte Freigabe von Bauland, durch Anweisungen an die Provinzregierungen, durch Einflußnahme auf die Geldmenge und die Höhe der Zinsen und durch die Vorgabe der EK-Quoten für eine Finanzierung. Im Jahr 2011 wurde eine Überhitzung erfolgreich eingebremst. Die hierzulande immer wieder beschworene Immobilien-Blase platzte nicht. Jetzt werden Maßnahmen folgen, den Rückgang der Preise und der damit verbundenen Rückgang der Bautätigkeit wieder umzukehren, um einen Verbleib der Preise im gewünschten Korridor zu sichern.

 

Handelsbilanz, Entwicklung der Exporte und Importe

Die regelmäßig veröffentlichten statistischen Daten über die Entwicklung der Ex- und Importe führen jeden Monat erneut zu wechselweise euphorischen und pessimistischen Stellungnahmen. China denkt und plant jedoch nicht wie ein CEO eines US-amerikanischen Unternehmens, der jedes Quartal erneut beweisen muss, dass er es wieder einmal geschafft hat, die Erwartungen seiner Aktionäre zu übertreffen. China denkt in langen Zeiträumen, und die politische Führung hat die Macht, den Willen und die Mittel, die Entwicklung der Wirtschaft so zu steuern, dass der gewünschte Zielkorridor eingehalten wird.

Handelsbilanz

Chinas Produkte sind offenbar weiterhin stark gefragt. Der Überschuss aus der Handelsbilanz mit den USA steigt weiter. Daraus lässt sich mit dem Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in den USA auch ablesen, dass der Konsum dort offenbar wieder Tritt gefasst hat: Die US-Bürger kaufen wieder mehr ein, und ein Großteil der Lieferungen stammt aus China.

Auch mit Europa bleibt die Handelsbilanz auf hohem Niveau, und dies trotz der allseits diskutierten Probleme im Euroland. Offenbar können die aus Europa nach China exportierten Maschienen und anderen Gütern den von China nach Europa fließenden Warenstrom nicht kompensieren, so dass ein Handelsbilanz-Überschuss zugunsten Chinas verbleibt.

Mit dem Rest der Welt entwickelt sich ein steigendes Handelsbilanz-Defizit. Dies umfasst wohl die massiven Einfuhren von Öl und anderen Rohstoffen, aber auch die Einfuhren mannigfacher Produkte aus den anderen asiatischen Staaten.

Der Überschuss der Handelsbilanz mit den USA steigt weiter an, Europa stagniert und zum Rest der Welt entwickelt sich eine Unterdedckung.

 

Exporte

Die Exporte in die USA nehmen seit seit Ende 2009 wieder zu, und auch die Lieferungen nach Japan bleiben stabil. Einzig nach Europa gab es Ende 2011 einen Rückgang, der sich Anfang 2012 jedoch wieder stabilisiert hat.

Die Exporte nach Europa sanken in 2011 etwas ab, wogegen sich die Exporte in die USA deutlich erhöhten. NAch Japan blieben die Exporte stabil.

 

Importe

Die Importe von Rohstoffen schwächten sich Anfang 2012 etwas ab. Die Nicht-Rohstoff-Importe vielen deutlich zurück, dies allerdings vor dem Hintergrund eines überdurchschnittlich starken Anstiegs in den vorausgegangenen Monaten. Die Imnporte von Vorprodukten zur Verarbeitung und den Re-Export veränderten sich nur geringfügig.

 

Der Import von Wirtschaftsgütern für den inländischen Verbrauch reduzierte sich in den letzten Monaten, und auch der Import von Rohstoffen und von Rohprodukten zur Verarbeitung und Re-Export sank leicht.

 

Kommentar:

Ein Blick auf die längerfristige Entwicklung der Handelsbilanz sowie der Im- und Exporte relativiert die derzeitige Besorgnis über ein eventuelles Abflauen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Chinas. Ein Land mit so einer dynamischen Entwicklung wie China kann nicht Jahr für Jahr neue Rekordzahlen liefern. Meine Erwartung ist, dass sich der wirtschaftliche Aufstieg Chinas weiterhin in einem überdurchschnittlich steilen Korridor bewegen wird und die augenblicklich festzustellende Verlangsamung eine Beruhigung vor dem nächsten Anstieg markiert.

Die weitere Entwicklung – von dem jetzt bereits hohen Niveau aus betrachtet – wird nicht mit der gleichen Geschwindigkeit wie die letzten 10 Jahre voranschreiten, jedoch die wirtschaftliche Entwicklung der etablierten Industrieländer weiterhin deutlich übertreffen.

 

Lebenshaltungskosten

Ein sehr kritischer Bereich in China ist die Versorgung der Menschen mit (im Verhältnis zu ihrem Einkommen) bezahlbaren Lebensmitteln. Chinas politische Führung ist sich bewusst, dass sehr schnell soziale Unruhen entstehen werden, wenn sie diese Aufgabe nicht lösen kann. Dementsprechend entschlossen agierte die Politik, als jüngst die Lebensmittelpreise stark stiegen, was vor allem den über 200 Millionen Wanderarbeitern große Probleme bereitete.

Konsumentenpreisindex

2008 stiegen die Lebenshaltungskosten in China extrem scharf an. Dies lag im wesentlichen an dem Anstieg der Energiekosten. Der rasche Rückgang des Ölpreises führte in 2009 zu einem entsprechend schnellen Rückgang der Lebenshaltungskosten unter Berücksichtigung der Energiekosten.

2011 folgte ein erneuter Anstieg der Lebenshaltungskosten, dieses Mal hauptsächlich aufgrund steigender Lebensmittelpreise. Zu diesem Anstieg trugen vor allem die explodierenden Preise für Schweinefleisch bei. Der Engpass in der Fleischversorgung wurde durch massive, von der Regierung veranlasste Produktionserhöhungen überwunden – und die Lebenshaltungskosten (blaue Linie: Mit Nahrungsmitteln und Energie) gingen wieder zurück.

Eine Inflationsrate im Bereich von 1 – 2 % (Core) bzw. 3 bis 5 % (Headline) schafft die Voraussetzungen, durch gezielte Maßnahmen der politischen Führung auch die Kapitalkosten wieder zu senken.

Die Lebenshaltungskosten in China stiegen im Jahr 2008 extrem stark an. Jetzt liegt der Preisanstieg wieder in einem vertretbaren Rahmen.

 

 

Geldmenge und Zinsen

Mit der Beeinflussung der verfügbaren Geldmenge und der Höhe der Zinsen kann die Entwicklung der Volkswirtschaft sehr rasch beeinflusst und feinfühlig gesteuert werden. Die chinesiche Politik setzt diese Instrumente schon seit langem ein, um das Wirtschaftswachstum im gewünschten Korridor zu halten. Wir sollten uns dabei bewusst sein, dass Meldungen wie “Chinas Wirtschaft schrumpft um 2 %” häufig die Kurzfassung der Aussage “Die Wachstumsrate der chinesichen Wirtschaft veränderte sich von 9,5 % (=Überhitzung) auf 7,5 % (= gewünschtes durchschnittliches Wirtschaftswachstum) ist.

Wachstum von Geldmenge und Ausleihungen

Die Übertreibung bei der Ausdehnung der Geldmenge und vor allem bei den Ausleihungen wurde von der chinesischen Politik bewusst und forciert betrieben, um die Folgen der weltweiten Abflauung der wirtschaftlichen Aktivitäten nach dem Ausbruch der Subprime-Krise abzumildern. Tatsächlich litt China weit weniger unter dem Abschwung als die etablierten Industrieländer. Nach Überwinden dieser Krise wurden sowohl die Geldmenge als auch die Ausleihungen wieder stark zurückgefahren. Beides – zunächst die Ausweitung als sodann das Zurückfahren – erfolgte durch beherzte politische Entscheidungen und deren konsequenten Umsetzung.

Die Geldmenge M2 und die Ausleihungen erreichten 2009 eine ungesunde Ausweitung. Mittlwerweile bewegen sich beide Größen wieder in der Nähe des Zielkorridors.

 

Steuerung der Zinshöhe und der Geldmenge durch politische Entscheidungen

Die Höhe des Mindestreservesatzes gibt an, wieviel Prozent ihrer Kundeneinlagen eine Bank bei der jeweiligen Zentralbank (zinsfrei!) hinterlegen muss. Damit kann die Höhe der maximal möglichen Ausleihungen gezielt und schnell beeinflusst werden.

Die chinesiche Politik setzt dieses Steuerungsinstrument schon seit vielen Jahren ein, um die Ausleihungen anzukurbeln oder weider einzuschränken. Dies hat mittelbar Auswirkungen auf die Entwicklung der Wirtschaftsleistung: Wenn die Unternehmen ausreichend Kredite erhalten, können sie expandieren. Sind Kredite knapp, wird damit die Expansion gebremst.

Im Vergleich zum Stand von 2005 besteht noch ein großes Potential, den Mindestreservesatz zu senken und damit die Expansion von Unternehmen zu unterstützen.

Steuerung der Geldmenge durch die Mindestreservesätze

 

 

Wechselkurs

Der Wechselkurs einer Währung ist ein entscheidender Faktor, welchen Export-Erfolg die entsprechende Volkswirtschaft bei ihren Kunden, die ihr Geld in anderen Währungen verdienen, erzielen kann. Ist eine Währung im internationalen Verkgleich unterbewertet, fördert dies die Nachfrage nach Gütern aus dem “billigen” Währungsraum – und umgekehrt.

Entwicklung Wechselkurs seit 2011

Schon seit vielen Jahren vertreten die USA die Auffassung, dass der Wechselkurs des chinesischen Renminbi zum USD nicht den wahren Kaufkraftparitäten entspricht. Die USA forderten mehrfach und deutlich eine Aufwertung des RNB zum USD. Damit sollte der Import chinesicher Güter in die USA verteuert und somit die Belastung der US-Handelsbilanz verringert werden. Im Jahr 2011 steuerte die chinesische Regierung den RNB tatsächlich in einem engen Aufwärtungskanal von etwa 5 % jährlich.

Seit Jahresbeginn 2012 ist diese Aufwertung in kleinen Stufen zunächst einmal gebremst. Starke Lohnerhöhungen in China führten ohnehin schon zu einer Erhöhung der Exportpreise.

Der Wechselkurs des chinesischen Renminbi zum USD erhöhte sich im Jahr 2011 fast linear um etwa 5 %. Seit Januar 2012 ist diese Aufwertung zunächst einmal gebremst.

 

Entwicklung Wechselkurs seit 2000

Einh Blick auf die Entwicklung des Wechselkurses des RNB zum USD in einem längeren Zeitraum  zeigt überzeugend, dass die chinesische Zentralregierung sehr gezielt und konsequent Einfluss auf den Außenwert ihrer Währung nimmt. Von 2000 bis Mitte 2005 war der Wechselkurs festzementiert. Dann folgte eine Phase der fein gesteuerten Aufwertung bis zum Jahr 2008, die Anfang 2008 wieder vollkommen ausgesetzt wurde. Seit Mitte 2010 erfolgt wieder eine Aufwertung mit einer Jahresrate von etwa 5 %, die allerdings seit Anfang 2012 wieder gebremst wurde.

Die chinesische Zentralregierung steuert die Entwicklung des Außenwertes ihrer Währung sehr gezielt.

 

Kommentar

Der Außenwert einer Währung ist eine der wichtigsten Größen, die im internationalen Wettbewerb über den langfristigen Erfolg oder Mißerfolg einer Volkswirtschaft entscheidet. Dies erleben wir derzeit in Europa mit dramatischen Folgen am Beispiel der zwangsweisen Verknüpfung von Volkswirtschaften mit deutlich unterschiedlicher Leistungsfähigkeit in einer gemeinsamen Währung. China strebt eindeutig und bereits seit vielen Jahren die Etablierung seiner Währung als eine der führenden Währungen des weltweiten Wirtschafts- und Finanzsystems an und setzt diese Absicht mit großer Umsicht, jedoch auch mit großer Konsequenz, Schritt für Schritt um: Aufbau eines Finanzzentrums in Shanghai, Etablierung des Renminbi als Handelswährung zunächst mit den asiatischen Nachbarländern, jüngst im Handel mit Japan, Ausgabe von weltweit gehandelten Bonds in heimischer Währung, … Ein Schritt folgt nach dem anderen.

Die schrittweise Etablierung des RNB als weltweit anerkannte Handelswährung führt zwangsläufig zu einer Ausbreitung des RNB und zu einer Aufwertung. China wird diese Aufwertung jedoch nur in homöopathischen Dosen zulassen und nur in einem Umfang, der die eigenen Export-Interessen nicht gefährdet. Dies bedeutet: Der RNB wird unaufhaltsam weiter aufwerten,, dies aber nur im Gleichschritt mit der Steigerung der Qualität der chinesischen Exportindustrie, die damit zunehmend auch über die Qualität und nicht nur über den Preis punkten kann. 

 

Entwicklung Aktienmarkt

Die Aktienkurse in den Emerging Markets im allgemeinen und in China im besonderen sind sehr volatil. Die das Schaubild zeigt die Entwicklung folgender Aktienindeces im direkten Vergleich:

  • Weltaktienindex (braun)
  • Emerging Markets (blau)
  • Hongkong (oliv)
  • China Free (rot)

Der Aktienindex für China ist extrem volatil. Das Schaubild zeigt die Entwicklung seit 1993 (rot = MSCI China Free)

Von 1993 bis 2003 verlor der MSCI China Free (umgerechnet in Euro / früher DM) extrem an Wert. In der per Anfang 2003 beginnenden Erholungsphase stieg der MSCI China Free (vom Tiefpunkt aus betrachtet) um über 450 % bis zur Jahresmitte 2007. Der Weltaktienindex schaffte in dieser Erholungsphase nur etwa + 60 %.

In der Phase der wirtschaftlichen Prosperität von 2003 bis 2007 legte der MCSI China Free (rot) um über 450 % zu. Der Weltaktienindex (braun) schaffte nur etwa 60 %.

Derzeit leiden alle Aktienmärkte unter dem Trend, das Risiko von Wertschwankungen möglichst zu vermeiden. Sehr viel Anlagekapital wird aus dem Aktienmarkt abgezogen. Dies beeinflusst die Kursentwicklung der traditionell überdurchschnittlich volatilen Märkte besonders heftig.

In Zeiten der großen Risiko-Aversion werden die langfristigen Entwicklungen von vielen Investoren ausgeblendet. Das nachfolgende Schaubild zeigt als Beispiel, dass sowohl Aktien in Indien (BSE Sensex) als auch in den USA (S&P 500) und in China (China Shanghai Composite) derzeit ein unterdurchschnittliches KGV aufweisen. Dies bedeutet, dass die künftigen Gewinnerwartungen der Unternehmen unterdurchschnittlich gering bewertet werden. Lieber zahlt man den 50-fachen Ertragswert für eine Festzins-Anleihe mit 2 % Zinsertrag als den 13-fachen Ertragswert für ein Unternehmen.

 

Der chinesische Aktienmarkt ist derzeit außergewöhnlich günstig bewertet. Zahlreiche andere Aktienmärkte weisen ein höheres KGV und auch eine höheres KBV auf.

 

Kommentar:

Ganz bestimmt wird der Aktienmarkt in China weiterhin hohe Wertschwankungen aufweisen. Daraus resultiert ein hohes Risiko für den Anleger, der heute investiert und dann mit jeweils kurzer Vorlaufzeit die Entscheidung über eine Rücknahme seiner Investition treffen muss. Hierfür ist ein hoch-volatiler Aktienmarkt wie China nicht geeignet.

Wertschwankungen sind jedoch Kursbewegungen in beide Richtungen. Eine Phase der KLaufzurückhaltung wird durch eine Phase der verstärkten Nachfrage abgelöst, und umgekehrt. Ein Anleger, der seine Investition als Beteiligung an der Wirtschaftsleistung an einem weiterhin aufstrebenden Land mit einer Haltedauer von 10 oder mehr Jahren betrachtet, sieht in den gedrückten Kursen von heute jedoch eine ideale Chance, sein Investment mit sehr günstigen Kursen aufzustocken.

China hat den politischen Willen, die finanziellen Reseven, die wirtschaftlichen und demographischen Voraussetzungen und die Fähigkeit, seine ehrgeizigen Wachstumsziele zu erreichen. Nach Abschluss der gegenwärtigen Phase der Neuordnung des politischen Machtgefüges wird die gewohnte Zielstrebigkeit der chinesischen Politik wieder erkennbar werden und das Vertrauen in die Fortsetzung des Wachstumskurses wieder zurückkehren. Zu diesem Zeitpunkt möchte ich bereits investiert sein.

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Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.