Die Rohstoff-Branche steht vor einer schwierigen Zeit

Geposted von Walter Feil am

Das BlackRock Investment Institut hat vor kurzem eine Studie mit dem mit dem Titel „Raubbau im Minensektor? – Metall: Herausforderungen und Chancen“ veröffentlicht. Mit diesem Beitrag versuche ich, Ihnen eine Zusammenfassung der umfangreichen Informationen zu liefern, wobei einige Passagen der Studie wörtlich zitiert sind.

Rekordgewinne mit Rohstoffen führten zur Auflegung von kostenintensiven Megaprojekten

Die letzten 10 Jahre führten für die Rohstofflieferanten teilweise zu Rekordgewinnen. Einige Unternehmen starteten vor diesem Hintergrund sehr kostenintensive Megaprojekte, die erst in ferner Zukunft und auch nur bei einem anhaltend hohen Bedarf an Rohstoffen in die Gewinnzone führen. Die Finanzkrise dämpfte die Nachfrage jedoch schlagartig, so dass die Rentabilität einiger Großprojekte bis auf weiteres in Frage gestellt ist.

Die Zeiten für die Rohstoff-Exploration haben sich geändert

Die Zeit des überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums ist zu Ende. Die Industrieländer stehen vor großen finanzpolitischen Problemen. Es fehlt an Staatslenkern, die die Entwicklung umkehren könnten. Wir sind in einer Zeit, in der die Möglichkeiten der Industrieländer stark eingeschränkt sind, bis wieder ein angemessen niedriger Schuldenstand erreicht ist. Dies wird mehrere Jahre, vielleicht 10 Jahre oder sogar etwas länger, dauern. In dieser Zeit wird die Nachfrage nach Rohstoffen in den Industrieländern deutlich gedämpft bleiben.

Chinas Bedarf an Rohstoffen wächst langsamer, aber nicht weniger

Das Wirtschaftswachstum in China hat sich verlangsamt. Die Wachstumsraten von Jahr für Jahr über 10 % sind vorbei. Der Rohstoffbedarf, ausgedrückt in absoluten Zahlen, steigt jedoch weiter. Der Verbrauch von Kupfer, Aluminium und Nickel wird sich im nächsten Jahrzehnt voraussichtlich verdoppeln. Immerhin steht China für die Hälfte des globalen Verbrauchs vieler Metalle. Künftig wird die Entwicklung des Binnenkonsums in China einen deutlich größeren Stellenwert einnehmen. Der Ausbau der Infrastruktur wird weiterhin einen hohen Bedarf an Rohstoffen verursachen. Die Nachfrage-Entwicklung für spätzyklische Rohstoffe wie Kupfer und Reinnickel befindet sich noch im Frühstadium.

Bei Rohstoffen sind Angebotslücken und Lieferengpässe zu erwarten

Die derzeit produzierenden Minen werden die globale Nachfrage nach 2015 voraussichtlich nicht mehr bedienen können. Eine weiter steigende Nachfrage und ein begrenztes Angebot schafft ein ideales Szenario für neue Investitionen im Bergbausektor. Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass alle diese Investitionen zu Renditebringern werden.

Einige Rohstoff-Anbieter produzieren am Bedarf vorbei

Viele Anbieter haben jedoch bereits viel Kapital investiert, um neue Vorkommen zu erschließen. Sobald diese Projekte lieferfähig sind, wird eilends produziert, auch wenn es aktuell noch keinen ausreichenden Markt dafür gibt. Diese projektbezogene Produktion am Bedarf vorbei ist Gift für die Metallpreise und die Bewertungen der Bergbauunternehmen. Klüger wäre es, bestehende Projekte zunächst optimal auszunutzen und neue Projekte solange zurückzustellen.

Die Risiken im Bergbaugeschäft bleiben

Die wesentlichen Risiken sind Lieferprobleme, hohe Kostensteigerungen, Streiks und eine enttäuschende Ausbeute. Die Aktien von Bergbauunternehmen bleiben unter Druck, die Metallpreise werden jedoch wieder steigen. Gewinner sind die erfahrenen Unternehmen, die bedarfsgerecht und rendite-orientiert produzieren.

Technologischer Fortschritt führt zu Veränderung der Nachfrage

Die Nachfrage kann jederzeit einbrechen, wenn aufgrund des technologischen Fortschritts Alternativen zu bisher begehrten Rohstoffen verfügbar werden, kostengünstigere Produktionsverfahren eingeführt werden oder Ersatzprodukte verfügbar werden. Dies kann die Gewinne eines Unternehmens nach einer langfristigen und kostenintensiven Exploration überraschend schnell zusammenbrechen lassen.

Prognosen im Bergbau sind allgemein mit großen Unsicherheiten behaftet

Prognosen zur Entwicklung von Bedarf und Angebot bei Rohstoffen sind allgemein mit großen Unsicherheiten behaftet. Dies liegt vor allem daran, dass zu Beginn eines Projektes niemand ausreichende Sicherheit bieten kann, dass die Annahmen und Vorhersagen sich alle bewahrheiten. Die Stellungnahme eines Managers bringt diese schwierige Situation auf den Punkt: „Da hat man stapelweise Tabellen, Analysen und Auswertungen zur Verfügung, aber letztlich kann einem keiner sagen, ob der Abbau des Metalls an dieser Stelle im erforderlichen Zeitrahmen rentabel gestaltet werden kann.“

Immer mehr Projekte werden bereits frühzeitig wieder gestoppt

Bergbauunternehmen agieren vorsichtiger und haben gelernt, unrentable Projekte frühzeitig zu stoppen. Falls dieser Trend andauert, wird auch aus diesem Grund das Angebot auf Dauer sinken, was wiederum die Preisentwicklung aus Investorensicht langfristig positiv beeinflusst. Eine rückläufige Entwicklung der Produktionszahlen ist in der Bergbaubranche nicht selten: Immer wieder wurden neue Vorkommen und lukrative Ertragszahlen prognostiziert, die anschließend nach unten korrigiert werden mussten.

Zahlreiche Hemmnisse erschweren die Erschließung neuer Minenprojekte

Die wesentlichen Hemmnisse bei der Erschließung neuer Projekte sind:

  • Hohe Kosten durch steigende Löhne, Fachkräftemangel, Mangel (und damit erhebliche Kostensteigerungen) bei der Beschaffung von schwerem Gerät
  • Streiks
  • Staatliche Eingriffe bis hin zur Verstaatlichung von (Teil-)Projekten
  • Erschwerter Zugang zu Krediten
  • Deutlich steigende Auflagen zum Schutz der Umwelt
  • Vernachlässigung der Wartung von bestehenden Minen in den letzten Jahren
  • Forderungen der Aktionäre nach Dividenden und Aktienrückkäufen ohne Rücksicht auf lange Vorlaufzeiten bis zur Erreichung der Gewinnschwelle

Diese Hemmnisse erschweren die Kalkulation für die extrem langwierige und kostenintensive Erschließung neuer Rohstoffprojekte und führen dazu, dass einige Projekte von vornherein auf Eis gelegt werden, andere nach dem Beginn wieder gestoppt wurden.

Ausnutzen bestehender Vorkommen steht vor Exploration neuer Projekte

BlackRock kommt in seiner Studie zum Ergebnis, dass Investoren Unternehmen bevorzugen sollten, die bestehende Vorkommen sozialverträglich und gewinnträchtig ausschöpfen. Die aktuellen Projekte und Anbieter müssen neu bewertet werden. Im Zentrum steht die Frage, ob die Disziplin vorhanden ist, das Potenzial der bestehenden Anlagen voll auszuschöpfen oder eher die Neigung besteht, neue kostenintensive Projekte anzugehen. BlackRock steht im derzeit weltwirtschaftlich unsicheren Umfeld ist der Erschließung von neuen Ressourcen vor allem aufgrund der langen Projektlaufzeiten mit unkalkulierbar hohen Vorlaufkosten sehr skeptisch gegenüber.

Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.