Druckbetankung: Japans Notenbank schiebt die Märkte an

Geposted von Walter Feil am

Abenomics heißt das neue Zauberwort, mit dem die Börsenkurse angeschoben werden. Darunter versteht man die neue Politik des billigen und vor allem reichlichen Geldes, das der jetzige Premier Shinzo Abe in Japan in Zusammenarbeit mit der japanischen Notenbank verfolgt.

Yen im Gegenwert von 1 Billion Euro fließen in die Märkte

Für Yen im Gegenwert von 1.080 Milliarden Euro will die Bank of Japan verteilt auf zwei Jahre japanische Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Indexfonds und auch Aktien kaufen. Gemäß dem Willen des Premierministers kauft sie alles, was sie kriegen kann. Damit sollen unglaubliche Mengen Yen in die Märkte gepumpt werden. Die (durchaus gewünschte) Folge: der Außenwert der japanischen Währung gegenüber dem USD, dem Euro und natürlich auch allen anderen Währungen sinkt.

30 % Abwertung beflügelt Export und Unternehmensgewinne

Seit Beginn dieser Maßnahmen, ja eigentlich schon seit der Ankündigung, dass diese exzessiven Geld-Betankungs-Maßnahmen beabsichtigt sind, wertete der Yen um über 30 %. Das ist extrem, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Yen die Währung eines der führenden Industrienationen dieser Welt ist. Das beflügelt den Export japanischer Produkte und führt vor allem zu starken Steigerungen der Unternehmensgewinne. Ein Teil der Abwertung führt wohl zu einem etwas günstigeren Verkaufspreis, was die Wettbewerbsposition und damit die Absatzchancen für japanische Anbieter verbessert. Ein wesentlicher Teil erhöht jedoch die Erlöse “in Yen”: 10.000 Euro Verkaufserlös für ein Industrieprodukt aus Japan führen jetzt zu 30 % mehr Erlös in Yen. Das ist keine Gewinnsteigerung um nur 30 %, sondern deutlich mehr, da die Kosten nicht im gleichen Umfang mitsteigen.

Börsenkurse in Japan stiegen rasant

Die Kurse japanischer Aktien stiegen ebenso rasant wie der Außenwert des Yen abwertete. Um etwa 30 % legten die japanischen Indices seit Beginn der Anleihenkäufe zu. Für den europäischen Anleger blieb davon nicht soviel übrig: 30 % Kursgewinn in Yen und 30 % Abwertung des Yen gegen den Euro gibt per Saldo ein Nullsummenspiel. Besser waren die Anleger bedient, die parallel zum Kauf japanischer Aktien oder Fonds ein Absicherungsgeschäft eingingen, mit dem sie die Abwertung des Yen gegen den Euro neutralisierten. In diesem Fall verblieb der Kursgewinn der japanischen Börse im Depot, da der Abwertungsverlust “gehedgt” wurde.

In Asien spielt weiterhin die Musik

Vor dem Hintergrund der rasanten Börsenfahrt in Japan ist die Entwicklung im benachbarten Asien fast aus dem Fokus verschwunden. Dabei haben die asiatischen Länder, vor allem die Länder im ASEAN-Verbund, seit vielen Jahren ihre Industrieproduktion sehr stabil und beständig gesteigert. Frederic Neumann, Co-head of Asian Economic Research in der HSBC, wies anläßlich des Global Markets Kapitalmarktforum am 16.5. in Frankfurt vor etwa 200 institutionellen Investoren nachdrücklich darauf hin, dass die Wirtschaftsregion “Emerging Asia” eine deutliche stabilere Entwicklung aufweist als alle Industrieländer. Die Produktion in “Emerging Asia” liegt heute um fast 50 % höher als im Jahr 2009 nach dem Einbruch aufgrund der Finanzmarktkrise. Die Produktion in den USA liegt immer noch 1,7 % unter dem Vorkrisenstand und Europa liegt nach dem erneuten Rückgang über 13 % unter dem Niveau des Vorkrisenstandes – trotz florierender Exportwirtschaft von Deutschland.

Wie die Grafik zeigt, ging die Industrieproduktion in ”Emerging Asia” auch in der Finanzkrise 2008 kaum zurück. Die Wirtschaftsräume USA und Europa dagegen fielen auf einen Produktionsstand zurück, der unter dem Stand des Jahres 2000 lag. (Quelle: HSBC Global Research, “Plenty of Oxygen”, Vortrag von Frederic Neumann vom 16.5.13)

Druckbetankung der BoJ schiebt auch die Aktienkurse an

Die gewaltigen Geldmengen, die die BoJ (Bank of Japan) in die Märkte pumpt, wirken auch für die asiatischen Aktienbörsen wie eine Druckbetankung mit Treibstoff. Mehr noch als die Unternehmen profitieren große Investoren, die auch spekulative Risiken eingehen, von der derzeitigen Entwicklung. Sie nehmen Kredite in Yen auf und kaufen damit Aktien. Damit profitieren sie doppelt von der gegenwärtigen Entwicklung: einerseits können die Kredite mit immer weniger Dollars oder Euros zurückgezahlt werden, solange der Yen an Kaufkraft verliert. Gleichzeitig steigen die Kurse der Aktien, die mit dem billigen Kredit gekauft wurden. Auch dies führt zu (weiter) steigenden Aktienkursen.

Hinweis: in der 3ik-Anlagestrategie III ist ein Teil des Gesamtvermögens seit geraumer Zeit in Japan angelegt – wie beschrieben gegen Yen-Abwertung gehedgt.

 

Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.