Editorial der Freitags-Info vom 30.09.2022

Geposted von Andreas Rosner am

Attacke auf die Gas-Infrastruktur

In dieser Woche wurde uns sehr deutlich vor Augen geführt, wie anfällig wir gegen Angriffe auf die wichtige Infrastruktur bei der Gasversorgung aber auch bei Unterseekabeln für die Strom- und Telekommunikationsversorgung sind. Noch ist nicht eindeutig geklärt wer für die Lecks in den Gaspipelines Nordstream 1 und Nordstream 2 verantwortlich ist aber schon jetzt gehen Sicherheitsexperten davon aus, dass es sich um einen gezielten Sabotageakt handelt. Ob diese Attacken von Russland kamen, muss noch untersucht werden. Fest steht, dass es mehrere Explosionen gab, an die entweder unter Wasser oder aus der Luft kamen. Nach Angaben von Militärs können dabei unbemannte Fahrzeuge zum Einsatz gekommen sein. Ausgeschlossen wird derzeit, dass der Angriff von Tauchern ausgeführt wurde, da die beschädigten Stellen bis zu 80 Meter tief unter der Meeresoberfläche liegen. Was bleibt, sind entweder U-Boote, Überwasserschiffe oder Flugzeuge und fliegende Drohnen. Und hier kommt Russland wieder in den Fokus, da sie mit solchem Gerät in der Ostsee agieren.

Obwohl kein Gas mehr über die Pipelines geliefert wird, entweicht das noch in den Röhren befindliche Gas sichtbar über die Wasseroberfläche. Solange der Druck in den Leitungen höher ist als der Wasserdruck strömt noch kein Wasser in die Pipelines doch dieser Zustand wird nicht ewig andauern. Es sei denn, dass Russland den Druck durch weitere Einleitung von Gas entsprechend hoch hält. Ein deutscher Ingenieur, der an dem Bau der Pipeline Nordstream 1 beteiligt war, äußerte in einem Radiointerview die Hoffnung, dass dies die einzige Chance sei, zu verhindern, dass die Pipelines mit Meerwasser geflutet werden. Denn sollte dies passieren, könnte die spezielle Innenbeschichtung der Röhren beschädigt werden. Um die Pipelines zum Durchleiten von Gas zu verwenden, müssten dann umfangreiche und sehr zeitaufwendige Reparaturen durchgeführt werden. 

Die Folgen des Ausfalls der beiden Pipelines für die deutsche Energieversorgung wird von der Bundesnetzagentur als vernachlässigbar eingestuft da Russland bereits Anfang September die Gaslieferung über die Nordstream 1 Leitungen eingestellt hat. Die Nachricht über die Attacke hat dennoch den Gaspreis kurzfristig steigen lassen. Befürchtungen über die insgesamte Sicherheit der Gasinfrastruktur in der EU wirken hier offensichtlich als Preistreiber!

Und der Angriff auf die Pipelines, und hierbei ist es egal wer letztendlich dafür verantwortlich ist, hat weltweit eine intensive Debatte über die generelle Sicherung der hochsensiblen Unterwasser-Infrastruktur ausgelöst. Es zeigt wie angreifbar wir sind, und jetzt gilt es schnell und effizient Lösungen zu erarbeiten, die uns in der Zukunft vor solchen Angriffen schützen!

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein schönes Wochenende

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.