Über die problematische Lage in Spanien hören und lesen wir diese Woche Tag für Tag immer mehr beunruhigende Details. Der Immobilienmarkt liegt am Boden, der Zusammenbruch der Bautätigkeit lies die Arbeitslosigkeit vor allem bei den jungen ungelernten Arbeitnehmern in die Höhe schnellen, die Banken müssen Milliarden von uneinbringlichen Darlehen abschreiben, und die Reduzierung des Staats-Defizites ist nicht wie ursprünglich geplant möglich. Schon wird Spanien als das nächste Griechenland gehandelt.
Spanien steht deutlich besser da als Griechenland
Die Rahmenbedingungen in Spanien sehen jedoch deutlich besser aus als in Griechenland. So betrug die Staatsverschuldung nach den Maastricht-Kriterien Ende 2011 nur 68,5 % des BIP (zum Vergleich: Griechenland 165,3 %, Italien 120,1 %, Irland 108,2 %, Portugal 107,8 %). Auch wenn man weitere Positionen aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wie zum Beispiel die noch offen stehenden Verbindlichkeiten der Öffentlichen Hand mit einbezieht, steht Spanien im Vergleich zu den anderen als problematisch angesehen Ländern besser da.
Der wachsende Export stützt die Volkswirtschaft
In der Nachfolge der Finanzkrise überzeugte Spanien mit einem guten Wachstum seiner Exporte. Das Exportwachstum war sogar stärker als das vielgerühmte Exportwachstum in Deutschland.
Spanien senkt die Lohnstückkosten
Spanien kann bereits auf erste Erfolge bei der Umsetzung von Arbeitsmarktreformen verweisen. Das Investmenthaus Bantleon erwartet, dass die Lohnstückkosten die nächsten drei Jahre weiterhin um jeweils 2 % jährlich sinken werden, was die Exportleistung weiter unterstützen dürfte.
Kurzfristig hohe Risiken – mittelfristig überwiegen positive Tendenzen
Bantleon kommt in seiner Analyse vom 15. Mai zum Ergebnis, dass kurzfristig weitere Negativ-Schlagzeilen zu erwarten sind. Dies hat sich diese Woche in Zusammenhang mit immer neuen Zahlen über den Wertberichtigungsbedarf der spanischen Banken bereits bestätigt. Mittelfristig ist es jedoch nicht so schlecht wie derzeit allgemein empfunden um die Solvenz des Landes bestellt. Mit Unterstützung der EZB und der Euroländer kann es Spanien schaffen, unter einer Staatsschuldenquote von 100 % zu bleiben.
Auch das künftige Wachstums des BIP nach Abschluss der Haushaltskonsolidierung wird gemäß der Einschätzung von Bantleon dank der positiven Entwicklung des Exports bei mindestens 1,5 % jährlich liegen.