Japan: Premier Abe drängt auf Lohnerhöhungen

Geposted von Walter Feil am

Unter Führung von Premierminister Shinzo Abe hat Japan ein gigantisches Konjunkturförderprogramm in Gang gesetzt. Die wesentlichen Bausteine sind

  • Eine extrem expansive Geldpolitik durch die BoJ (Bank of Japan), die monatlich im Gegenwert von etwa 50 Milliarden Euro Staatsanleihen kauft und damit Geld in die Wirtschaft pumpt. Damit stehen den Banken und Unternehmen mehr Finanzmittel zur Verfügung.
  • Eine Abwertung des Yen, was den japanischen Exporteuren zunächst einmal höhere Gewinne aus ihrem Auslandsgeschäft, dann jedoch vor allem eine nachhaltig verbesserte Position im internationalen Wettbewerb verschafft. Die japanische Währung wertete von Mitte 2012 bis 9.12.2013 gegenüber dem Euro um etwa 40 % ab, womit japanische Güter für europäische Käufer deutlich günstiger angeboten werden können.
  • Die Ingangsetzung einer leichten Preissteigerung, um dem bisherigen Teufelskreis zu entrinnen, als die Preise tendenziell eher fielen und die Konsumenten deswegen in Erwartung weiterer Preisreduktionen immer mehr Kaufzurückhaltung aufbauten.
  • Die Umsetzung von Reformen im Inland, vor allem im Arbeitsmarkt. Dieser Teil der häufig als „Abenomics“ bezeichneten Veränderungen des Programmes steht in weiten Teilen noch aus.

Lohnerhöhungen sollen Inflation und Steuererhöhung ausgleichen

Wie bloomberg.com heute berichtet, drängt Shinzo Abe die Unternehmen, die Löhne schneller anzuheben als die wie gewünscht in Gang gekommene Inflation. Mit den Lohnsteigerungen soll nicht nur ein Ausgleich für die Inflation, die für dieses Jahr mit etwa 1 % erwartet wird, erreicht werden, sondern auch ein Ausgleich der für April 2014 beschlossenen Erhöhung der Mehrwertsteuer von bisher fünf auf künftig acht Prozent.

„Um der Deflation zu entrinnen, ist es für uns extrem wichtig, dass die Löhne steigen“ sagte Abe in einem Interview am 6. Dezember. „Einige Unternehmen kommen ihrer Verantwortung bereits nach“. Sodann fügte Abe konkrete Beispiel hinzu und hob die Unterstützung von zwei Unternehmen namentlich hervor, als er sagte: „… als Beispiel haben die Vorstände von Toyota und Hitachi versprochen, die Löhne anzuheben.“

Japanische Unternehmen stellen sich ihrer Verantwortung

Seit September hat der Premierminister vier Konferenzen mit führenden Kräften der Wirtschaft und der Partei einberufen, um diese davon zu überzeugen, dass höhere Löhne notwendig seien. Außerdem versuchen offizielle Vertreter der Regierung die japanischen Unternehmen davon zu überzeugen, dass deren rekordhohe Bar-Reserven eingesetzt werden, um die Wirtschaft wieder zu beleben. Shino Yamada, ein Sprecher von Toyota sagte, dass Toyota und die produzierende Industrie sich bewusst seien, dass von ihnen erwartet wird, einen Beitrag zur Belebung der Wirtschaft zu leisten.

Gewinne steigen rasant

Toyota, der größte Autobauer in Japan, prognostizierte für das laufende Geschäftsjahr bis zum März 2014 eine Gewinnsteigerung von 74 %. Dies wurde maßgeblich von der Abwertung des japanischen Yen unterstützt. Andere Quellen weisen darauf hin, dass eine große Anzahl von mittleren und kleineren Unternehmen nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit ebenfalls erhebliche Gewinnsteigerungen erleben, was erst nach Ende des Geschäftsjahres in der ersten Hälfte des Jahres 2014 zu Tage treten werde.

Meinung:
Wenn es Abe gelingt, die Unternehmen zu Lohnsteigerungen zu veranlassen, bei den Verbrauchern eine Erhöhung ihrer Konsumausgaben zu erreichen und den Arbeitsmarkt zu reformieren, kann Japan in den kommenden Monaten zu einem der bestperformenden Aktienmärkte werden. Das Potential ist tr0tz der bisher schon erreichten Kurserhöhungen noch erheblich.

Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.