Prognosen für 2013 klaffen weit auseinander

Geposted von Walter Feil am

“Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen!” stellte der dänische Physiker und spätere Nobelpreisträger Niels Bohr fest, als er vor über 50 Jahren in Kopenhagen eine Rede zum Thema Quantenphysik hielt. Die Prognosen zur Entwicklung der Finanzwerte im Jahr 2013 bestätigen diese Feststellung eindeutig: sie klaffen extrem weit auseinander.

Dax-Prognose zwischen 6900 und 8900

Die vom Handelsblatt befragten Analysten und Banken  sehen den DAX zum Jahresende 2013 zwischen 6900 und 8900 Punkten (HB Nr. 1/2013, Seite 4). Dies definiert eine Spanne von fast 30 % Unterschied. Am bullishsten sind Nomura, die Baader Bank, die Commerzbank, die Haspa und die LBBW mit Prognosen von 8500 Punkten oder mehr. Bearish dagegen sind die Bank Sarasin, die National Bank, die Société Générale und das Bankhaus Ellwanger & Geiger mit Prognosen von 7500 Punkten oder weniger.

Euro-Kurs zwischen 1,15 und 1,40 USD

Über 20 % klaffen die Prognosen zur Entwicklung des Wechselkurses Euro-USD auseinander. Die Entwickung des Wechselkurses der heimischen Währung im Vergleich zum USD und den häufig eng am USD hängenden asiatischen Währungen ist für sämtliche Exporteure in Europa extrem wichtig: je geringer der Wert der eigenen Währung im Vergleich zur Währung des Käufers, desto wettbewerbsfähiger sind die europäischen Exporteure. Eine Aufwertung des Euro um 10 % verteuert die Produkte der Euroländer um eben diese 10 % für alle ausländischen Auftraggeber, was dazu führt, dass Aufträge entweder abnehmen oder Preisnachlässe (in Euro) gewährt werden müssen, die sodann die Gewinnspanne schmälern.

Wechselkursschwankungen können grundsätzlich durch Kurssicherungsgeschäfte gemildert werden. Jedoch erschwert eine unzuverlässige Prognose, rechtzeitig und mit ausreichenden Summen Termingeschäfte einzugehen, vor allem, wenn das Risiko besteht, dass die Entwicklung des Kurses auch gegen die erwartete Richtung läuft.

Bundesanleihen zwischen 1,20 und 2,50 %

Die größte Unsicherheit herrscht offenbar bei der Prognose des Zinsniveaus für 10-jährige Bundesanleihen. HSBC Trinkaus sieht den Zins per Jahresende 2013 bei 1,20 %, die Deutsche Bank dagegen bei 2,50 %. Der Prognose-Durchschnitt liegt bei 1,84 %. Damit liegen die niedrigste und die höchste Prognose um mehr als 100 % auseinander!

Der Zinssatz für langlaufende Bundesanleihen ist für uns alle eine bedeutsame Größe. Er beeinflusst sowohl unsere Gegenwart (z.B. bei der Aufnahme von Darlehen) als auch unsere langfristige Zukunft (z.B. über die Rendite unserer Altersvorsorgevermögen in Versicherungen, Pensionskassen, Stiftungen, …).

Aktien kaufen und sodann Schlaftabletten nehmen wäre für 2013 kein guter Rat

Der berühmte Börsenmeister André Kostolany empfahl Anfang der 90er-Jahre, Aktien zu kaufen und sodann “Schlaftabletten zu nehmen”. Der Kern der Empfehlung, bei Aktieninvestments die notwendige Geduld aufzubringen und in längeren Zeiträumen zu denken, ist heute genauso richtig wie zu Beginn der 90er-Jahre. So ganz unbeobachtet sollte man seine Aktien (und auch alle anderen Investments) heute allerdings nicht liegen lassen. Heute gibt es zu viele Einflüsse, die die gesamte Investmentwelt von heute auf morgen durcheinanderwirbeln können. Die letzten Jahre waren voller Beispiele dafür, wie in einer global verwobenen Finanzwelt Fehlentwicklungen an einem Ort (USA: Subprime-Krise mit nachfolgender Lehmann-Pleite, Europa: Überschuldung von Griechenland mit nachfolgendem Vertrauensverlust gegenüber dem Euro, …) innerhalb kürzester Zeit die Entwicklung der Aktien- und der Rentenkurse weltweit beeinflussen.

Im “Jahresausblick 2013″ (per 3.1. 2013 noch in Arbeit) stellen wir die Parameter zusammen, die die Entwicklung unserer Investments im gerade begonnenen Jahr beinflussen werden.

 

Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.