USA stehen vor einem Re-Industrialisierungsboom

Geposted von Walter Feil am

Die USA haben in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen, ihre Abhängigkeit von teuren Öl-Importen zu reduzieren. Mit dem Fracking-Verfahren wurde der Zugang zu riesigen Reserven an Schiefergas und Öl geöffnet, was mittlerweile zu eine dramatischen Verbilligung der Energiepreise geführt hat. Innerhalb von nur fünf Jahren fiel der Gaspreis von der letzten Spitze Mitte 2008 von über 10 USD auf jetzt 3,50 USD.

Entwicklung des Gaspreises in den USA: von über 10 USD in der letzten Spitze in 2008 fiel der Preis auf aktuell etwa 3,50 USD. Daraus resultiert ein bedeutender Wettbewerbsvorteil für alle energie-intensiven Industrien. Quelle: Bloomberg.

Billiges Gas als Game-Changer für den Industriestandort USA

Die preisgünstig verfügbare Energie wird sehr lange Zeit zur Verfügung stehen. Damit entsteht ein “Game-Changer”, ein Vorteil, der die Wettbewerbslandschaft entscheidend und dauerhaft verändert: Industriebetriebe, bei denen die Energiekosten einen bedeutenden Anteil der Gesamtkosten darstellen, entdecken den Standort USA neu und haben bereits in großem Umfang begonnen, Produktionsstandorte vom Ausland (auch von China) zurück in die USA zu verlagern und neue Produktionsanlagen zu errichten. Nachdem in China auch die Arbeitskosten in den letzten Jahren um jährlich etwa 15 % stiegen, ist vor allem für die chemische Industrie mit ihrem enormen Energiebedarf die Produktion in den USA günstiger als z.B. in China. Auch in Europa liegen die Gaspreise auf etwa dem vier- bis fünffachen Niveau im Vergleich zu dem nachhaltig günstigen Schiefergas in den USA.

2 bis 3 Millionen neue Jobs erwartet

Die Boston Consulting Group geht davon aus, dass etwa ein Drittel der US-Konzerne erwägt, ihre Produktion aus China zurück in die Heimat zu holen. Die USA stehen damit vor einem Konjunkturaufschwung, der historische Ausmaße annehmen wird. Dies führt zu enormen Investitionen in Industrieanlagen und zu einer allgemeinen Stärkung der Konjunktur. So könnten über die kommenden Jahre 2 bis 3 Millionen neue Jobs in der US-Industrie entstehen. Dies kann auch dazu führen, dass die Fed ihre Liquiditätsflut früher als heute erwartet zurückdreht. Beides zusammen (sehr hohe Investitionen mit Verbesserung des Arbeitsmarktes und verringerte Liquiditätszufuhr von der Fed) können auch zu einer deutlichen Stärkung des USD gegenüber anderen Währungen führen.

 

Die im internationalen Wettbewerb extrem günstigen Energiepreise und die weniger angestiegenen Arbeitskosten veranlassen zahlreiche Unternehmen, ihre Produktion zurück in die USA zu verlagen. Dies reduziert den Import aus China und schafft neue Chancen für einen wachsenden Export in andere Staaten, z.B. nach Europa. Quelle: 4Q-Fonds managed by TBF

Auswirkungen auf das gesamte Wirtschaftswachstum weltweit

Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers erwartet darüber hinaus einen Wirtschaftsboom mit Ausstrahlung auf die ganze Welt. Das Wirtschaftswachstum bis 2035 könnte um 3,7 % höher liegen als bisher vorausgesagt. Die deutliche Erhöhung des Angebotes an günstiger Energie in den USA reduziert auch die Möglichkeiten der traditionellen Öl-Förderländer, ihre Preise zu erhöhen: der Wettbewerb führt jetzt zu tendenziell sinkenden Ölpreisen.

Prüfung der Anlageschwerpunkte empfehlenswert

Vor dieser epochalen Veränderung der Rahmenbedingungen ist dringend zu empfehlen, eine Allokation, die diese Entwicklung noch nicht berücksichtigt hat, auf den Prüfstand zu stellen und ggfls. neu auszurichten. Verbesserte Chancen ergeben sich für die US-Wirtschaft und den USD, erhöhte Risiken für die traditionellen Öl-Exporteure und Industriestandorte, die mit höheren Energiepreisen leben müssen.

3ik-Strategien befinden sich bereits in der Umstellungsphase

Die drei Anlagestrategien des dreigeteilten Investmentkonzeptes befinden sich bereits mitten in der Anpassungsphase. Dies muss nicht zwingend in wenigen Wochen abgeschlossen sein. Jedoch erwarten wir noch in diesem Jahr deutliche Zeichen der Erholung der US-Wirtschaft und eine weitere Verbesserung der Beschäftungslage in den USA, was wiederum dem Konsum zugute kommen wird.

Walter Feil ist Leiter der Niederlassung Bühl der Gies & Heimburger GmbH und Leiter des Investment-Research.