Der Weg in die Normalität
vermutlich geht es Ihnen genauso wie mir. Die Schritte zurück in die Normalität sind wohltuend und überfällig. Das kühle Getränk im Biergarten, das Fussballtraining mit den Kameraden, der Ticketkauf für ein bevorstehendes Konzert und vieles mehr, was bis Februar 2020 für uns das normalste auf der Welt war, wecken nun regelrechte Glücksgefühle.
Lassen Sie uns nicht übermütig und leichtsinnig werden. Hygienekonzepte und gesunder Menschenverstand sind weiterhin wichtig, denn das Virus ist gekommen, um zu bleiben. Und hoffen wir, dass die Delta-Variante des Virus uns die Sommerfreuden nicht alsbald verdirbt.
So wie wir persönlich den Weg in die Normalität finden und gehen müssen, so müssen dies auch die Damen und Herren Notenbanker rund um den Globus tun. Die globalen geldpolitischen Maßnahmen zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie waren gigantisch, schnell (im Gegensatz zur Finanzmarktkrise) und richtig! Nun heißt es aber auch hier den Weg zurück zur Normalität – und das bedeutet immer noch eine lockere Geldpolitik – zu definieren und zu beschreiten. Also quasi den Schalter von „ultralocker“ auf „locker“ umzulegen.
Die amerikanische Notenbank sendete am vergangenen Mittwoch erste Signale in diese Richtung. Zu stark ist der Inflationsdruck und die Argumente bezüglich des noch schwachen Arbeitsmarktes werden von Woche zu Woche weniger stichhaltig. Nach meinem Dafürhalten wird die Fed bereits in diesem Jahr mit einer Reduzierung der Anleihekäufe beginnen und die Zinsen im Jahresverlauf 2022 schrittweise anheben.
Auch die EZB wäre in meinen Augen gut beraten den Worten von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann Gehör zu schenken. Weidmann positioniert sich schon vor dem EZB-Treffen am Wochenende: Er hält ein baldiges Ende des Notfallprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) für geboten. „Wenn der Notfall vorüber ist, für den das PEPP geschaffen wurde, muss es beendet werden“, sagte er im Interview mit dem Handelsblatt. Recht hat er. Hoffen wir nur, dass die Damen und Herren des EZB-Rates ähnlich klare Vorstellungen und Einsichten wie Jens Weidmann haben.
Hans Heimburger und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht ein sonniges Wochenende und viel Spaß beim EM-Spiel Deutschland gegen Portugal