Solarpower in den USA
1996 hat sich eine Familie aus Sachsen in der Mojave-Wüste nahe der Touristen-Attraktion des Death Valley verfahren. Das Benzin des Mietwagens ging aus, die Klimaanlage setzte aus. Die Fahrerkabine wurde bei Außentemperaturen von 50 Grad zur Sauna. Die deutschen Touristen dürften binnen 24 Stunden verdurstet sein. 13 Jahre später hat man zufällig ihre Gebeine gefunden. Auch heute noch kommen bald jedes Jahr Menschen in den enormen Weiten der trockensten Wüste Nordamerikas um.
Die Mojave-Wüste erstreckt sich auf einer Fläche von 113.000 km² wesentlich über die US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada. Zum Vergleich: Das flächenmäßig größte deutsche Bundesland Bayern umfasst etwas über 70.000 km².
Es war lange der vielleicht wertloseste Landstrich der USA. Jetzt nicht mehr! Die Unternehmen der Energiebranche stürmen die Wüste, nachdem die US-Regierung rund ein Drittel der Fläche für Solar-, Windkraft und Geothermie freigegeben hat. Jetzt erstrecken sich hier Solarfelder fast bis zum Horizont. Am Ende des Tages soll hier eine Fläche so groß wie das Bundesland Niedersachsen zur Produktion grüner Energie genutzt werden. Das dürfte keine Übertreibung sein: Hier entsteht das größte nicht zusammenhängende Solarkraftwerk der Welt.
Dieses Solarkraftwerk liegt ausgesprochen günstig in einem Dreieck zwischen den US-Metropolen Los Angeles, Las Vegas und Phoenix. Abnehmer für den grünen Strom gibt es in relativer Nähe also reichlich.
2014 rammte der spanische Versorger Abengoa seine ersten Ständer für – damals noch – Parabolrinnenkollektoren in den Wüstensand. Das Projekt verfügt über eine satte Kapazität von 250 Megawatt, mit denen man zumindest unter Tags bis zu 88.000 Haushalte versorgen kann. Auch schwer im Geschäft der US-Stromerzeuger NextEra. Die Amerikaner haben allein für das Solar Energy-Projekt eine Fläche von 7,9 km², also ziemlich genau 1.106 Fußballfelder, mit Solarpaneelen überzogen. Solche Dimensionen sind aufgrund der räumlichen Enge in Europa völlig undenkbar. Es sind auch gerade die geographischen und klimatologischen Bedingungen, die den US-Standort zum Eldorado der Energieunternehmen machen. Dafür stehen auch die gigantischen Windkraftparks, die derzeit vor der Küste New Yorks entstehen. Lassen Sie mich zum Abschluss nochmals auf die Speicher- bzw. Batterietechnologie kommen. Hier sehe ich ganz enorme Entwicklung, die noch nicht allen Börsianern bewusst ist. Ein Beispiel: 2014 haben die kalifornischen Behörden das Speicherprojekt Tehachapi nördlich von Los Angeles genehmigt. Tehachapi war damals einer der größten Lithium-Batterie-Systeme der Welt. Das System speicherte – Achtung bis zu 8 Megawatt – und konnte unter optimalen Bedingungen bis zu 2.400 Haushalte für 4 Stunden versorgen.
Das leistet heute ein Speicher: 2020 installierte der öffentliche Versorger Glendale Water and Power einen Speicher mit einer Kapazität von 300 Megawatt. Zu Deutsch: Ein Speicher der aktuellen Generation leistet ungefähr 37mal mehr als ein Speicher von vor rund 8 Jahren. Dagegen war der Fortschritt der Miniaturisierung in der Chip-Branche wirklich eine Veranstaltung für Schnecken.
Ich wusste anfangs gar nicht, wo ich in dieser Branche zuerst investieren soll. Soll es ein Grün-Strom-Erzeuger sein, eher ein Batterietechniker oder vielleicht ein Lithiumförderer sein? Ich kann Ihnen versichern, in den USA – nicht nur in der Mojave Wüste – erwartet Sie ein gigantischer und vielfältiger Markt. Hier tummeln sich alle wichtigen Player der Klimawende, nicht nur in der Mojave-Wüste.
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein entspanntes Wochenende. Bleiben Sie zuversichtlich!