Inflation oder die Welt des Warenkorbes

Geposted von Hans Heimburger am

Jeden Monat werden von den Statistikbehörden der verschiedenen Staaten die Inflationsraten veröffentlicht. Die Warenkörbe entsprechen den Lebensgewohnheiten der einzelnen Nationen und sollen ein realistisches Bild für den Musterhaushalt zeigen.

 

Warenkörbe im Vergleich

Wenn man China, die USA und Deutschland miteinander vergleicht, ist man überrascht, wie deutlich sich die Warenkörbe unterscheiden.

Das National Bureau of Statistics (China) gewichtet die Top 3 folgendermaßen:

  • 31,8% Nahrungsmittel und Getränke
  • 17,2% Wohnen, Strom Wasser und Heizung
  • 13,8% Bildung und Unterhaltung

Das US National Bureu of Labour Statistics (USA) gewichtet wie folgt:

  • 36,2% Wohnen, Strom, Wasser und Heizung
  • 16,9% Verkehr

Eurostat (für den europäischen Index) gewichtet ziemlich ausgewogen:

  • 15% Nahrungsmittel
  • 15% Wohnen
  • 15% Verkehr

 

Warenkorb und persönliche Inflationsrate

Der statistische Warenkorb für die Familie Mustermann in Deutschland weicht gegenüber dem für Sie persönlich repräsentativen Warenkorb wahrscheinlich deutlich ab. Insofern kann die aus dem statistischen Warenkorb ermittelte Inflationsrate nur die Tendenz anzeigen. 

Ein Pendler, der täglich mit dem Auto zur Arbeit fährt, fühlt zurzeit eine extrem hohe persönliche Inflationsrate, während Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel den inflationären Schub erst mit der nächsten Fahrpreiserhöhung spüren. Nur ein detailliertes Erfassen der einzelnen Ausgabepositionen würde helfen, den aktuellen persönlichen Warenkorb zu erstellen. Dabei entfällt eventuell der Posten Alkohol und Tabak für alle diejenigen, die ihre guten Vorsätze vom Neujahrstag tatsächlich umgesetzt haben. 

 

Unterschiedliche Warenkörbe für unterschiedliche Haushaltsgrößen

Neben dem Warenkorb für die Familie mit zwei Kindern gibt es u.a. auch den Index für den Single-Haushalt und den Index ex Tabak. Der Vielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt. In der Regel weisen die Warenkörbe zur Berechnung der Inflationsrate in den Emerging Markets einen deutlich höheren Anteil an Lebensmitteln aus. So kann ein deutlicher Preisanstieg für Mais (Mexiko – Tortillas) oder für Schweinefleisch in China die statistische Inflationsrate kurzfristig deutlich nach oben bewegen.

 

Kaufbarer Inflationsschutz

Wie kann man sich vor Inflation schützen? In vielen Ländern gibt es inflationsindexierte Anleihen, bei denen Zinssatz und Rückzahlungsbetrag jährlich um die Inflation angepasst werden. Hier ist der zugrundeliegende Index (z.B. ex Tabak) und die Bedingungen der Anleihen genau zu prüfen. 

Das größte latente Risiko liegt allerdings in der Entwicklung des Zinsniveaus. Aktuell rentieren 10-jährige Bundesanleihen bei 1,50% p.a. .Inflationsindexierte Anleihen müssten auf dem gleichen Renditeniveau zu erwerben sein. Solange die Inflation höher als das Renditeniveau bleibt, ergibt sich hier ein positives Ergebnis.

Verschiedene Emittenten haben Anleihen nach unterschiedlichsten Konzepten begeben, die von einer höheren Inflation profitieren. Diese Anleihen sind aber in der Regel sehr illiquide, so dass man diese Wertpapiere nur kaufen sollte, wenn man sie bis zur Fälligkeit im Bestand halten möchte. 

 

Gold und Edelmetalle

In den letzten Jahren war die Inflation in Euroland nicht sehr hoch. Trotzdem hat sich der Goldpreis seit 2007 verdoppelt. In den letzten 6 Monaten hat er sich jedoch trotz ansteigender Inflation zurückgebildet. Scheinbar ist Gold kein wirksamer Schutz gegen Geldentwertung. Anleger, die sich mit Gold wohlfühlen, können die eine oder andere Münze oder auch Barren erwerben. Die Differenz zwischen An- und Verkauf geht allerdings verloren. Der größte psychologische Vorteil ist aber, dass man die Wertentwicklung dieses kleinen Gold-Schatzes nicht täglich vor Augen hat und man somit die Wertschwankungen nur selten wahrnimmt.

 

Inflationsschutz durch Diversifikation

Geldentwertung ist ein schleichender Prozess, den man über lange Zeiträume betrachten sollte. Mit einem international ausgewogenen Rentenportfolio, das mit verschiedenartigsten Anleihen bestückt ist, hat man eine gute Chance, einen realen Ertrag nach Geldentwertung zu erzielen.

Bei einer ausufernden Inflation (Hyperinflation) hilft wohl nur die Flucht in andere Währungen, Edelmetalle, Sachwerte und Werte, die man gut tauschen kann.  

 

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.