Am Dienstag, den 1. Mai, erörterte Barclays in einem internationalen Conference Call die Frage, welche Auswirkungen der wirtschaftliche Wandel Chinas auf die globalen Rohstoffmärkte haben wird. Yiping Huang (Chefökonom für die asiatischen Schwellenländer) und Kevin Norrish (Leiter des weltweiten Rohstoff-Research von Barclays) wiesen nachdrücklich auf den derzeit im Fluss befindlichen wirtschaftlichen Wandel des Riesenreichs hin und erläuterten die Auswirkungen auf die globalen Rohstoffmärkte anhand von sechs Punkten:
1. Das Wirtschaftswachstum wird sich auf 7 % abschwächen
Wir stehen am Beginn einer Phase mit geringerem Wirtschaftswachstum im Vergleich zu den vergangenen 15 Jahren, in denen das chinesische Bruttoinlandsprodukt jährlich über 10% gewachsen ist. Diese fast wundersame ökonomische Dynamik wird in den kommenden 5 Jahren auf ca. 7% zurückgehen.
2. Die Inflation wird steigen.
Preissteigerungen werden in vielen Bereichen des täglichen Lebens zur Normalität und damit eine gewisse inflationäre Tendenz zur Dauererscheinung.
3. Das Einkommen wird zunehmen.
Das Einkommen breiter Bevölkerungsschichten wird zunehmen. Damit wird der private Konsum künftig ein wesentlich bedeutenderer Wirtschaftsfaktor werden. Dies entspricht im Übrigen der klar definierten Zielsetzung gemäß dem aktuell gültigen Fünf-Jahres-Plan.
4. Die Volkswirtschaft wird besser ausbalanciert.
Der wachsende Inlandskonsum führt zu einer besser ausbalanciertern Volkswirtschaft, die bei weitem nicht mehr so stark exportdominiert ist wie in der Vergangenheit.
5. Die Fertigungstiefe wird zunehmen.
Die Entwicklung zu einer höheren Industrialisierung mit einer größeren Fertigungstiefe wird fortschreiten. Hier sehen die Experten von Barclays eine ähnliche Entwicklung, wie sie in Japan, Südkorea und Taiwan bereits in den vergangenen 35 Jahren stattgefunden hat.
6. Der Einflussnahme der Politik wird abnehmen.
DieZunahme des privaten Konsums und die Entwicklung des Exports in Richtung höherwertiger Guter kann nicht so einfach von oben gesteuert werden. Damit wird die direkte Einflussnahme der chinesischen Regierung auf die wirtschaftliche Entwicklung eingeschränkt.
Auf der Grundlage dieser sechs Kernpunkte erläuterte Kevin Norrish die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Rohstoffmärkte.
Der Verbrauch von Öl und Blei wird zunehmen
Barclays erwartet in den kommenden Jahren eine sehr starke Zunahme des Autobestandes und damit des Straßenverkehrs in China. Dies wird den Brennstoffverbrauch für den Antrieb der hohen Anzahl von Fahrzeugen stark erhöhen und somit für einen tendenziell steigenden Preis von Erdöl und den nachgelagerten Produkten sorgen. Aus dem Bereich der Industriemetalle wird Blei, das für die Herstellung von Autobatterien eingesetzt wird, verstärkt nachgefragt werden.
Gas und Uran werden stärker nachgefragt
Das höhere Einkommen breiter Bevölkerungsschichten und der stark steigende Inlandskonsum wird den Energiehunger des Landes auch im Elektrizitätsbereich deutlich erhöhen. Um die Abhängigkeit von der umweltbelastenden Stromerzeugung via Kohlekraftwerke zu verringern, wird China den Ausbau der Atomenergie und gasbefeuerter Kraftwerke stark vorantreiben. Dies wird den Preis für Uran und Gas nach oben treiben.
Die Goldnachfrage steigt
Barclays erwartet eine kontinuierlich höhere Goldnachfrage durch die chinesischen Schmuckhersteller, da die wachsende Kaufkraft der Chinesen diesem Sektor überproportional zu Gute kommen wird. Zusätzlich werden Investitionen in Gold als klassische Kapitalanlage breiter Bevölkerungsschichten erwartet.
Nachfrage-Entwicklung bei Industriemetallen nicht einheitlich
Die klassischen Industriemetalle wie Kupfer und Nickel, deren Preisanstieg in der Vergangenheit stark vom Bauboom im Reich der Mitte getrieben war, dürften zukünftig eher eine Abschwächung der Wachstumsraten erfahren. Wohlgemerkt: das gesamte Nachfragevolumen wird hoch bleiben. Jedoch werden sich die extremen Zuwächse der vergangenen Dekade nicht mehr fortsetzen. Aluminium als wichtigster Grundstoff im Verpackungssektor dürfte von der steigenden Konsumperspektive eher profitieren.
Keine signifikanten Veränderungen im Agrarsektor
Der Proteinverbrauch der Chinesen lag in der jüngeren Vergangenheit bereits relativ hoch, so dass die geschilderten Veränderungen in der chinesischen Wirtschaft im Agrarsektor keine elementare Veränderungen hervorrufen werden. Auf die höhere Nachfrage nach Schweinefleisch hat die Regierung bereits sehr schnell mit einer deutlichen Steigerung der Schweinemast reagiert. Die Experten von Barclays sehen allerdings eine spürbare Steigerung des Kaffeekonsums mit den entsprechenden Preisimplikationen voraus.
Die 3ik-Strategien sind auf diese Entwicklungen eingestellt
Wir haben das Megathema „steigender chinesischer Inlandskonsum“ und höherer Konsum in den Schwellenländern generell in den 3ik-Strategiefonds bereits mit mehreren Investitions-Bausteinen berücksichtigt. Eine schrittweise Verstärkung dieser Investitionen ist auf der Agenda und wird erfolgen, wenn sich die Erwartungen auf eine besonders positive Entwicklung in diesen Bereichen nachhaltig bestätigen.