Deutschland hinkt seinen selbst gesteckten Zielen weit hinterher
Wir sehen uns zwar gerne als Vorbild beim Thema Klimaschutz, doch statt wie angekündigt den CO2-Ausschpß bis 2020 um 40 % gegenüber 1990 zu senken werden wir aktuellen Daten folgend auf eine Reduktion von nur 32 % kommen. Der Weltklimarat bedauerte jüngst, dass Deutschland nicht mehr an der Führungsspitze des Umbruchs stehe. Auch der Bundesrechnungshof sieht bei der Energiewende erhebliche Defizite und macht dem Bundeswirtschaftsminister den Vorwurf der schlechten Koordination und Steuerung.
Die Verursacher der Treibhausgase
Gemäß den Daten des Bundesumweltministeriums wurden 2017 905 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Bei der Stromerzeugung gingen die Emissionen zurück, der Verkehr und die Industrie haben immer noch Steigerungsraten. 80% der deutschen Treibhausgas-Emissionen kommen aus der Verfeuerung von Brennstoffen, die Hälfte davon verbrauchen die Energieversorger für die Strom- und Wärmeerzeugung sowie die Raffinerien. 20 % gehen zu Lasten des Verkehrs in Deutschland, die Landwirtschaft ist für 7,5% der Treibhausgase verantwortlich.
Die Problembereiche Verkehr sowie Stein- und Braunkohlekraftwerke
Einzelne Autos sind zwar klimafreundlicher geworden und stoßen weniger Kohlenstoffdioxid aus, aber der gesamte Sektor ist bei inzwischen 170,6 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß angekommen. Mehr Autos, höhere Fahrleistungen und damit höhere Treibhausgas-emissionen, ist die einfache Formel für den Misserfolg. Der schrumpfende Anteil von Diesel-PKW und wachsende Anteil von Benzinern bei den Neuzulassungen, hat auch eher einen Negativ-Effekt beim CO2-Ausstoß, wie auch die vielen schweren SUV auf den Straßen. Bei dem Autoverkehr gibt es aber auch konkrete Lösungsansätze. Zum einen soll die Elektromobilität in den nächsten Jahren erheblich zur Reduktion von CO2 beitragen, hier muss es noch zu einem nennenswerten Wettbewerb kommen, um die Preise für Elektrofahrzeuge und Hybrid-Autos zu senken. Die staatlichen Fördermaßnahmen sollten hier auch unterstützend wirken. Besonders die Halbierung der Steuerlast bei Geschäftsfahrzeugen sollte 2019 Effekte bringen.
Die Verkehrsministerkonferenz bringt gerade einen weiteren Lösungsansatz in die Diskussion. Synthetischer Kraftstoff, E-Fuels sind gasförmige oder flüssige Kraftstoffe wie Wasserstoff, Methan, synthetische Otto- und Dieselkraftstoffe, die auf Basis von Strom hergestellt werden. Diese klimaneutralen Kraftstoffe, die bei der Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Quellen kommen sollen, senken damit den CO2-Ausstoß. Diese Technologie könnte den holprigen Übergang zur Elektromobilität abfedern, so ein Ministerialdirektor im baden-württembergischen Verkehrsministerium.
Sehr große Klimasünder sind die Stein- und Braunkohlekraftwerke. Nach einer Studie von Greenpeace stoßen diese Kraftwerke drei- bis viermal so viel CO2 pro Kilowattstunde aus wie moderne Gaskraftwerke. Da in Deutschland rund 40 % des erzeugten Stroms immer noch aus Braun- und Steinkohle stammt, kann man die Tragweite ablesen. Der in diesen Tagen im Abschlussverfahren befindliche Kohleausstieg ist natürlich auch eine Grad-wanderung, an dem aber kein Weg vorbeiführt, wenn die Klimaziele 2030 erreicht werden sollen. Es muss eine Lösung gefunden werden, für die ca. 70.000 Arbeitsplätze die direkt und indirekt an der Braunkohleförderung hängen. Dieser Weg darf nicht zu Lasten der Arbeitnehmer in diesem Sektor gehen. Hier müssen neue innovative Arbeitsplätze geschaffen werden.
Erneuerbare Energien ein weiterer Mosaikstein
Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein wichtiger Baustein, Deutschland an die Klimaschutz-Ziele zu bringen. Um die Pfingstfeiertage gibt es einzelne Tage, an denen Deutschland seinen Strombedarf rechnerisch zu 100 % aus Ökostrom deckt. Wenn der Wind weht und die Sonne lange scheint ist das zu schaffen. Aber es gibt auch viele Tage ohne Sonne und Wind und dann darf die Stromversorgung nicht stillstehen. Übers Jahr gerechnet liegt der Anteil der Erneuerbaren Energien aktuell bei ca. 36 %, also etwa in gleicher Höhe wie der Braun- und Steinkohle-Anteil. Nach Berechnungen der Bundesnetz-Agentur könnte bis ins Jahr 2030 die Hälfte der Kohlemeiler vom Netz genommen werden, ohne dass die Versorgungssicherheit gefährdet wäre.
Wir können nur hoffen und wünschen, dass alle die geschilderten Lösungsansätze möglichst schnell in Angriff genommen werden, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen.