Ungeachtet der politischen Situation in England, die Rücktritte von Außenminister Boris Johnson und Brexit-Minister David Davis stürzen Großbritannien gerade in eine Regierungskrise, sehen die wirtschaftlichen Daten aktuell eher ermutigend aus. Für den ein oder anderen sicherlich überraschend.
Als Vermögensverwalter müssen wir auf die aktuellen politischen Rochaden die in Großbritannien stattfinden achtgeben, längerfristig sind jedoch die belastbaren Zahlen die aus der Wirtschaft kommen für uns von Bedeutung.
Das monatliche BIP weist auf eine Belebung des Wachstums hin
Diese Woche erreichten uns einige positive Zahlen aus Großbritannien. So stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,2 % im ersten Quartal auf 0,4 % im zweiten Quartal an.
Produktion in den ersten Monaten 2018 rückläufig
In Großbritannien ist zur Zeit ein ambivalentes Geschehen zu betrachten. Einerseits ging die Produktion im April im dritten Monat in Folge zurück, obwohl die Produktion im Baugewerbe gegenüber dem Vormonat um 0,5% stieg, konnte dies den Rückgang von 0,8% im ersten Quartal nur teilweise ausgleichen.
Dienstleistungssektor und Einzelhandel steigen
Andererseits waren aber die offiziellen Daten für den viel größeren Dienstleistungssektor im April ermutigend. Darüber hinaus sind die Verkaufszahlen im Einzelhandel im zweiten Quartal stark angestiegen, was teilweise auf das warme Wetter und die königliche Hochzeitsfeier zurückzuführen war.
Warenexporte aufgrund günstiger Umrechnungskurse gestiegen
Die britische Wirtschaft hat es im Mai geschafft, die Warenexporte zu steigern und damit das Handelsbilanzdefizit zu verringern und zwar um 1,8 Mrd. Pfund auf 3,5 Mrd. Pfund. Dem kommt sicherlich zu Gute, dass der Kurs des Britischen Pfunds weiterhin unter Druck bleibt. Solange keine Gewissheit darüber besteht, auf welchem Wege Großbritannien zukünftig mit der EU in Handel tritt, wird sich hieran unserer Meinung nach auch nur wenig ändern.
Im Mai positives Produktionswachstum zu erwarten
Das Produktionswachstum dürfte sich im Mai im Vergleich zu den Vormonaten erholt haben, wenngleich das wärmere Wetter das Wachstum der Industrieproduktion insgesamt belastet hat. So schätzen die Experten von Capital Economics unterdessen, dass der Mai mit einem Anstieg der Industrieproduktion um 0,6% glänzte und sie erwarten einen monatlichen Anstieg der Bauproduktion um 0,5%. In der Tat gibt es ermutigende Anzeichen aus dem Einkaufsmanagerindex von Markit / CIPS, dass sich die Aktivität in diesem Sektor im zweiten Quartal erholt hat.
Die Schwäche der Industrieproduktionsdaten für April deutet darauf hin, dass sich der Sektor nicht von der Verlangsamung im ersten Quartal erholen konnte. Die Produktion ging um 0,8% im Monatsvergleich zurück, was auf einen Produktionsrückgang von 1,4% zurückzuführen war. Der Einbruch im verarbeitenden Gewerbe war im gesamten Sektor weit verbreitet und führte zu einer Verlangsamung des Wachstums sowohl der Inlands- als auch der Exportnachfrage.
Wärmster Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnung in England
Aufgrund des extrem warmen Mai, der wärmste in England seit Wetteraufzeichnung, ging die Nachfrage nach Energie, insbesondere Gas und Öl, stark zurück.
Politische Querelen verhindern die positive Wirtschaftsentwicklung nicht
Alles in allem zeigen die Daten, dass jenseits des politischen Geschehens, überraschend ein positiver Wirtschaftstrend zu verzeichnen ist. Mit dieser Entwicklung ist Großbritannien nicht alleine, auch in Italien das momentan durch politische Diskussionen auf sich aufmerksam macht, ist ein positiver Wachstumstrend zu verzeichnen.