Die Europäische Zentralbank hat am gestrigen Donnerstag die Leitzinsen gesenkt und mehrere unkonventionelle Maßnahmen eingeleitet. Die Währungshüter reagieren mit dem Maßnahmenpaket auf die für 2014 gesenkten Wachstums- und Inflationsprojektionen.
Leitzinssenkung und eine Reihe unkonventioneller Maßnahmen
Auf der gestrigen Ratssitzung hat die EZB den Leitzins von 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent gesenkt. Mit dem Einlagesatz im negativen Bereich ist geldpolitisches Neuland betreten worden. Mit einem einstimmigen Beschluss hat die Zentralbank zusätzlich eine Reihe unkonventioneller Maßnahmen ergriffen:
- Erweiterung der Liquiditätsbereitstellung. Die Vollzuteilung für Hauptrefinanzierungsgeschäfte (MROs) und dreimonatige LTROs wurde bis mindestens Dezember 2016 verlängert.
- Neue an Bedingungen geknüpfte Langfristtender. Von September 2014 bis Juni 2016 werden quartalsweise Langfristtender angeboten. Banken können dabei bis zu 7 Prozent ihrer ausstehenden Kreditvolumina an private Haushalte und Unternehmen erhalten (Ausnahme Hypothekendarlehen). Dafür wurde ein Volumen von 400 Mrd. Euro vorgesehen. Bei den folgenden Tendern ist ein Bonus für Neukredite vorgesehen. Die Laufzeit aller Tender endet im September 2018.
- Einstellung der Sterilisierung von früheren SMP-Wertpapierkäufen.
- Die EZB trifft zurzeit Vorbereitungen für den Kauf von verbrieften Krediten (ABS-Papiere). Dieses soll auf den Unternehmenssektor zugeschnitten werden. Ein konkretes Volumen hat die Notenbank dafür noch nicht benannt.
Die EZB hat somit deutlich geliefert
Nach den mehr als deutlichen Äußerungen der EZB Vorderen im Vorfeld der gestrigen Sitzung konte man an der Implementierung eines Maßnahmenpaketes eigentlich kaum zweifeln. Die Notenbanker haben ihre Hausaufgaben gemacht und keinen (geldpolitischen) Wunsch offen gelassen. Allerdings darf man nicht verkennen, dass es drei bis vier Quartale dauern wird, bis diese Maßnahmen ihre Wirkung entfalten. Basis für die Entscheidung der Zentralbank waren die reduzierten Wachstums- und Inflationsprojektionen. So senkte die EZB ihre BIP-Prognose für 2014 von 1,2% auf 1,0%, erhöhte sie allerdings für 2015 von 1,5% auf 1,7%. Ihre Inflationsprojektion für 2014 senkte die EZB von 1,0% auf 0,7% und für 2015 von 1,3% auf 1,1%.
Man darf von diesen EZB Maßnahmen keine Wunderdinge erwarten. Wie gesagt, die Zentralbank hat vollumfänglich geliefert. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass der Reformwille der europäischen Politiker deutlich erlahmt. Und dieses schwere Manko kann keine Geldpolitik der Welt dauerhaft ausgleichen.