Editorial der Freitags-Info vom 04.03.2022

Geposted von Thomas Boldt am

Der Krieg und seine Auswirkungen

Die gesamte Welt ist vom brutalen Krieg Putins in der Ukraine erschüttert. Ich denke es fällt uns allen schwer – angesichts dieser humanitären Katastrophe und den vielen menschlichen Schicksalen – unserem „business as usual“ nachzugehen. Ich hoffe inständig es gibt noch einen Ausweg für das Ukrainische Volk, damit das Leiden bald ein Ende hat.

Der Krieg hat aber auch zu einer noch nie dagewesenen Solidarität der freien Welt geführt und vereinte EU sowie NATO zu alter Stärke. Für die Kapitalmärkte stellen die aktuellen Entwicklungen neue Risiken dar.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 entstand die „Friedensdividende“. Der Kalte Krieg endete und damit verschwanden auch sicherheitspolitische Risiken. Jetzt dreht sich das Blatt. Ohne die „Friedensdividende“ sinkt die Bewertung von beispielsweise Aktien und steigt der Preis für betroffene kritische Rohstoffe.

Die Sanktionen gegen Russland lassen den Rohölpreis über 100 Dollar je Fass (Barrel) klettern und es sieht so aus, als könnte es weiter nach oben gehen. Für die Verbraucher und Wirtschaft sind die ohnehin schon hohen Energiepreise, vor allem beim Strom, bereits jetzt eine enorme Belastung. Die steigenden Kosten in der Produktion führt zu steigenden Preisen von Gütern. Konsumenten hingegen leiden doppelt. Teurere Produkte und hohe Kosten für Strom und Benzin ersticken die Kauflaune im Keim.

Das Wirtschaftswachstum könnte nachhaltig ausgebremst werden

Wenn die Verbraucher nicht mehr genug Geld übrig haben und die Güter aufgrund hoher Rohstoffpreise zu teuer werden, dann wird die Produktion gesenkt. Die Folge ist ein geringeres Wachstum und im schlimmsten Fall eine schrumpfende Wirtschaft. Abhängig davon, wie lange diese Krise anhält und die Märkte für wichtige Vorprodukte angespannt bleiben, wird entscheiden, ob dieser Schock kurzfristigen oder längerfristigen Charakter hat.

Hinzu kommt noch, dass ein möglicher neuer Kalter Krieg auch das Potenzial für die Weltwirtschaft nachhaltiger eintrüben könnte, wenn sich ganze Wirtschaftsräume abschotten oder ausgeschlossen werden. Vieles ist noch völlig offen.

Nicht nur bei Rohstoffen wie Energie und Metalle klettern die Preise am Weltmarkt. Auch der Weizenpreis schießt nach oben. Die Ukraine gilt als die „Kornkammer“ Europas. Sollte sie als Erzeugerland auf dem Weizenmarkt ausfallen oder stark eingeschränkt sein, könnte der Preisanstieg noch erheblich weiter gehen. Die Auswirkungen auf sämtliche Nahrungsmittel könnten dramatisch sein.

Die Inflation wird nochmals angefeuert – was machen die Notenbanken?

Diese Preissteigerungen zu bekämpfen ist eine Hauptaufgabe der Notenbanken. Doch angesichts des Krieges in der Ukraine und den enormen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft scheint es zunehmend unwahrscheinlich, dass der angekündigte sehr restriktive Kurs ohne wenn und aber weiterverfolgt werden kann. Die Krise dürfte eher dazu führen, dass beispielsweise Leitzinserhöhungen in den USA moderater ausfallen werden als bisher angekündigt.

Für uns als Kapitalanleger ist weiterhin Vorsicht geboten, Absicherungen mit Goldprodukten sind in diesen Tagen wirklich wertvoll.

Wir sind in unseren Gedanken bei den Menschen in der Ukraine und wünschen alles Gute, Gesundheit und Frieden für alle Menschen.

Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH