Der Druck auf die Fed wächst

Die Fed (amerikanische Notenbank) hat einen ersten Zeh ins Wasser gesteckt. Sie verkauft bis zum Jahresende in der Pandemie erworbene Unternehmensanleihen. Das sogenannte SMCCF-Programm (Secondary Market Corporate Credit Facility) ist eines von zwölf marktunterstützenden Hilfsprogrammen. Der Umfang der Käufe aus diesem Programm war mit 14 Milliarden US-Dollar vergleichsweise gering.

Die Fed möchte damit die Reaktion des Marktes testen. Es ist ganz offensichtlich, dass die Diskussionen innerhalb der Fed bezüglich einer Reduzierung der Anleihekäufe laufen. Angesichts einer boomenden Konjunktur ist das monatliche Ankaufspaket in Höhe von 120 Milliarden Dollar von Staats- und Hypothekenanleihen nur noch schwer zu vermitteln. Die amerikanischen Banken schwimmen in Liquidität und die Billionen Dollar schweren amerikanischen Geldmarktfonds erleben einen regelrechten Anlagenotstand. Die effektive Fed-Fund-Rate liegt bei 0,06%. Bei solch niedrigen Raten steht das Geschäftsmodell der US-Geldmarktfonds auf dem Spiel. Deren Lobby ist gewaltig und somit wächst der Druck auf die amerikanische Notenbank, die Fed Funds Rate von der Null-Linie nach oben zu bewegen.

Die steigende Inflationsrate ist ein weiterer Gegenwind, der den bisherigen Absichten der Fed, die Zinsen frühestens in 2023 zu erhöhen, mitten ins Gesicht bläst.

Bei so viel Druck und Gegenwind dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Jerome Powell und seine Mitstreiter die Segel streichen und die ultralockere Geldpolitik deutlich früher einer Überarbeitung unterziehen (müssen). Für die Glaubwürdigkeit der Fed wäre dies nicht unbedingt förderlich. Ich habe es ehrlich gesagt sowieso nicht verstanden, warum die Währungshüter sich – ohne wirkliche Not – so stark in eine Ecke gestellt haben. Dann schauen wir uns den geldpolitischen Eiertanz in den kommenden Monaten gespannt an.

Andreas Rosner analysierte diese Woche Impferfolge und die Herdenimmunität für Sie. Der Wochenbericht bringt Sie, wie immer, auf den neuesten Stand zum aktuellen Börsengeschehen.

Bleiben Sie gesund, behalten Sie die Corona-Regeln im Auge und genießen Sie das Wochenende.

Hans Heimburger und das gesamte Team von Gies & Heimburger