Revolution in der Medizin
Auf der Suche nach interessanten Innovationen bin ich in dieser Woche wieder auf eine sehr interessante und bahnbrechende Entwicklung gestoßen.
Wie das Handelsblatt berichtet, geht es um die Entwicklung von Mini-Organen des menschlichen Körpers. Forschende haben einen Weg gefunden Auge, Herz, Darm oder Leber in der Größe eines Pfefferkorns in einer Petrischale heranzuzüchten. Eine wahrhaft unglaubliche Vorstellung! Über die Zeitspanne von einem Jahrzehnt kamen die Wissenschaftler nicht über die Grundlagenforschung hinaus. Bis jetzt! Als erster Pharmakonzern der Welt will das Schweizer Unternehmen Roche diese Miniorgane, sogenannte Organoide flächendeckend in ihrer Forschung einsetzen.
Doch wo liegen die Vorteile dieser Organoide. Das Forschungsteam um den niederländischen Molekularbiologen Hans Clevers ist sich sicher, dass sie die Entwicklung neuer Medikamente extrem beschleunigen können. Auch würden Tierversuche mit dieser Technologie endlich der Vergangenheit angehören. Und nicht zuletzt kann sie die Krebstherapie revolutionieren.
Organoide sind 3D-Kulturen aus Stammzellen, die kein Zwischengewebe oder keine Gefäße haben, aber trotzdem organähnliche Eigenschaften aufweisen.
Die Suche nach einem Weg Organe im Labor herzustellen war schon immer der Traum in der Medizinforschung. Schon im Jahr 1907 war es gelungen das sich bestimmte Schwämme aus abgetrennten Zellen neu bilden. Doch dauerte es bis zum Jahr 2009, um einen wirklichen Durchbruch zu erzielen. Seinerzeit hat Hans Clevers begonnen kleinere Proben aus jedem Organ des menschlichen Körpers zu entnehmen und dieses Gewebe zu einen Mini-Organ heranzuzüchten. Seitdem gibt es gewaltige Fortschritte. So hat man jüngst Miniaturen bestimmter Gehirnregionen wie der Hippocampus, der u.a. für unsere Gedächtnis zuständig ist, gezüchtet.
Der Schweizer Pharmariese Roche will mit Organoiden zudem das größte Problem in der Entwicklung von Medikamenten lösen. Denn bis ein Medikament auf den Markt kommt dauert es bestenfalls 10 Jahre. Wenn man bedenkt das auf diesem Weg durchschnittlich bis zu 6 Milliarden Dollar aufgewendet werden müssen wird deutlich, dass es sich wirklich um ein großes Problem in der Pharmabranche handelt. Denn 90 Prozent der Projekte scheitern.
Mithilfe der Organoide kann nunmehr die Wirksamkeit von Medikamenten passgenau an menschlichen Organen getestet werden. Der Weg die Effektivität von Medikament anhand von Tierversuchen zu ermitteln kann somit der Vergangenheit angehören.
Da mit diesem Verfahren nicht nur Miniorgane, sondern auch Tumore gezüchtet werden können ergeben sich zudem in der Krebsforschung bahnbrechende neue Ansätze. Die Fachwelt erwartet eine Revolution wie vor 100 Jahren bei der Erfindung des Penicillins. Beim bislang angewendeten Therapieansatz wird ein Behandlungsweg gewählt der statistisch am besten für den Patienten passt. Eine individuelle Anpassung an einen bestimmten Patienten erfolgt bislang nicht. Dieses Problem lässt sich mithilfe der Organoid-Technologie lösen da sie den Weg weist die beste individuelle Therapie für den Patienten zu testen.
Vielleicht gelingt es den Forschenden tatsächlich mit dem vielfältigen Einsatz der Organoide die Menschheit gesünder zu machen.
Andreas Rosner und das gesamte Team von G&H wünschen Ihnen ein angenehmes und sonniges Wochenende. Bleiben wir gesund!