China – Der Rettungsanker der Weltwirtschaft
Großstädte hermetisch abgeriegelt, mit Erdwällen gesperrte Autobahnen, Einreisesperren, Bewegungskontrollen per Apps, im Eiltempo gebaute Krankenhäuser und umfangreiche Testkampagnen: China hat mit harten Maßnahmen auf das Coronavirus reagiert – offenbar mit Erfolg!
Zumindest nach offiziellen Zahlen aus Peking gibt es aktuell kaum noch Neuinfektionen in der Volksrepublik, während zum Beispiel in Deutschland die Angst vor einer zweiten Corona-Welle derzeit immer mehr grassiert. Die chinesische Wirtschaft jedenfalls scheint wieder auf der Spur zu sein, auch weil der konjunkturelle Tiefpunkt wesentlich früher erreicht wurde als im Westen.
Chinas Außenhandel nimmt Fahrt auf
Bereits vor der Krise war die wirtschaftliche Abhängigkeit Europas vom Reich der Mitte enorm. Dies dürfte sich durch Corona nun noch einmal verstärken. Deutlich wird das anhand der kürzlich veröffentlichten Zahlen der Pekinger Zollverwaltung. Demnach konnte der Außenhandel Chinas zuletzt wieder stark zunehmen.
Laut den Daten legten die Exporte der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft im September um 9,9% gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Die Importe verbesserten sich gar um 13,2%. Somit belief sich der chinesische Außenhandel im abgelaufenen Monat auf ein Volumen von etwa 443 Mrd. USD. Laut offiziellen Angaben konnte man damit bis zum Ende des dritten Quartals den im Frühjahr ausgelösten Einbruch fast wieder aufholen. Vor allem das Importvolumen überraschte die Experten. Analysten hatten China hier nur ein Plus von 0,3% zugetraut. Zum Vergleich: Für den Vormonat August hatte Peking noch einen Rückgang der Einfuhren um 2,1% gemeldet.
Zuversicht auch für Deutschland
Für die ausländischen Märkte kann das Zuversicht bedeuten. Bereits Mitte September hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Prognosen auch wegen der positiven Signale aus China nach oben geschraubt.
So erwartet die OECD zum Beispiel für Deutschland nur noch einen BIP-Rückgang von 5,4% im laufenden Jahr. Zuvor hatte man im günstigsten Szenario einen Einbruch von 6,6% in Aussicht gestellt. China gilt neben den USA, Frankreich und den Niederlanden als einer der wichtigsten Exportmärkte Deutschlands. Geliefert werden insbesondere Fahrzeuge und Kraftwagenteile, Maschinen, Datenverarbeitungsgeräte und elektrische Ausrüstungen.
China selbst ist laut OECD übrigens das einzige der gelisteten Länder, für das eine positive BIP-Entwicklung in 2020 prognostiziert wird (+1,8 %). Zum Vergleich: Für Italien (-10,5 %), Großbritannien (-10,1 %), Mexiko (-10,2 %), Indien (-10,2 %), Argentinien (-11,2 %) und Südafrika (-11,5 %) werden jeweils zweistellige Konjunktureinbrüche erwartet. Auf globaler Ebene rechnet die OECD indes mit einem Rückgang von 4,5%.
Fazit: Chinas Status als Rettungsanker der Weltwirtschaft hat sich durch Corona also weiter intensiviert.
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein schönes Wochenende.