LNG-Zeitalter in Deutschland beginnt
Am Dienstag dieser Woche ist in Wilhelmshaven das bundesweit erste Terminal für die Ankunft von Flüssigerdgas fertiggestellt worden. Und das in einer rekordverdächtigen Bauzeit. Seit Baubeginn sind lediglich 194 Tage vergangen und das ist schon beachtlich, wenn man bedenkt, wie lange andere Bauprojekte in Deutschland üblicherweise bis zur Fertigstellung benötigen.
Mit der Inbetriebnahme will sich Deutschland in der Energieversorgung unabhängiger vom bisherigen Gaslieferanten Russland machen.
In Wilhelmshaven geht es zunächst um die Anbindung eines schwimmenden Terminals, an dem spezielle Schiffe sog. FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) bereit stehen, um das verflüssigte Gas wieder in den Gasförmigen Ursprungszustand versetzen.
Wie das technisch funktioniert, zeigt das nachfolgende Schaubild sehr anschaulich:
Die Erstellung der schwimmenden Verladestationen in Wilhelmshaven ist aber erst der Anfang. Auch an anderen Standorten laufen die Arbeiten auf Hochtouren, wie etwa in Lubmin, Brunsbüttel oder Stade. Wenn alles nach Plan läuft, sollen bis zum Jahresende 2023 sieben schwimmende LNG-Terminals fertiggestellt sein.
Welche Gasmengen die Anlage produzieren steht zwar noch nicht genau fest, aber zusammengenommen soll eine Jahreskapazität von über 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas erreicht werden. Um diese Zahlen besser einordnen zu können hilft der Blick in das vergangenen Jahr. 2021 wurden in Deutschland 90 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht. 60 Milliarden Kubikmeter kamen dabei durch die Ostsee Pipeline Nordstream 1 aus Russland in der Ostsee Hafenstadt Lubmin an. Diese Zahlen belegen deutlich, dass die projektierten LNG-Terminals den Ausfall russischer Gaslieferungen nur zum Teil kompensieren können. Aber sie können helfen akute Mangellagen in der Gasversorgung zu lindern.
Mit den schwimmenden Terminals ist nunmehr der Anfang gemacht. In den folgenden Jahren werden weitere, dann aber stationäre Entladestationen für LNG-Gas gebaut. Die Standorte für diese Terminals wären dann ebenfalls Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel. Doch mit dem Baubeginn wird nicht vor 2025 gerechnet. Somit sollte die Gasversorgung in der Bundesrepublik weiter gestärkt werden.
Bleiben Sie bitte gesund, genießen Sie das kommende Wochenende und behalten Sie die Zuversicht.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger