Hat Bargeldzahlung noch eine Zukunft?
Die Bevölkerung in Deutschland liebt das Bargeld. Scheine und Münzen sind nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Auch wenn Zahlungen mit EC-Karte und kontaktlos per Handy auf dem Vormarsch sind: Noch immer wird mehr als die Hälfte aller alltäglichen Zahlungen mit Bargeld getätigt. Doch der Kurs der Banken und Sparkassen macht deutlich: Auf lange Sicht wird es mehr und mehr verschwinden. Dies ergab jüngst eine Studie der Deutschen Bundesbank.
In Deutschland gibt es bisher keine konkreten Pläne zur Abschaffung von Bargeld!
Die Bundesbank hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass sie das Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel unterstützt und dass die Bürger in Deutschland das Recht haben in bar zu bezahlen. Es gibt jedoch auch Stimmen, die argumentieren, dass die Abschaffung von Bargeld Vorteile, wie eine bessere Bekämpfung von Geldwäsche und Schwarzarbeit mit sich bringen könnte.
Hohe Innovationsaffinität der Skandinavier
In den europäischen Nachbarländern gibt es bereits Überlegungen, die in Richtung der Abschaffung gehen. In Skandinavien, insbesondere in Schweden, gibt es fortgeschrittene Maßnahmen und Diskussionen zur Einschränkung von Bargeld. Schweden hat in den letzten Jahren eine deutliche Reduzierung der Verwendung von Bargeld erlebt. Viele Geschäfte akzeptieren nur noch elektronische Zahlungen, und das Bezahlen mit Karten oder mobilen Zahlungsmethoden wie Swish ist weit verbreitet. Swish ist ein mobiles Zahlungssystem in Schweden. Der Dienst wurde 2012 von sechs großen schwedischen Banken in Zusammenarbeit mit Bankgirot und der schwedischen Zentralbank eingeführt. Im Juli 2022 hatte es bereits 8 Millionen Nutzer. Das entspricht ca. 80 Prozent der Einwohner Schwedens.
Diese Entwicklung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zum einen sind die skandinavischen Länder technologisch fortschrittlich und haben eine gut ausgebaute Infrastruktur für elektronische Zahlungen. Zum anderen wird die Abkehr vom Bargeld auch durch den Wunsch nach Effizienz, Sicherheit und der Bekämpfung von Geldwäsche und Schwarzarbeit motiviert.
Auch in den anderen skandinavischen Ländern Norwegen und Dänemark gibt es Tendenzen zur Einschränkung des Bargeldgebrauchs. In Norwegen akzeptieren viele Geschäfte nur noch Karten- oder Mobile-Payment-Methoden, und die Verwendung von Bargeld ist rückläufig. In Dänemark wird ebenfalls über die Einschränkung von Bargeldzahlungen diskutiert, obwohl die Maßnahmen hier noch nicht so weit fortgeschritten sind wie in Schweden. Bemerkenswert istin diesem Zusammenhang, dass die Abkehr von Bargeldzahlungen in Dänemark deutliche Spuren in der Kriminalstatistik des Landes hinterlassen hat. Im Jahr 2022 gab es keinen Banküberfall und auch keine Geldautomatensprengungen.
Nur zum Vergleich. In Deutschland wurde im gleichen Jahr ein Schaden von 110 Millionen Euro gemeldet. Der Großteil davon entfiel jedoch nicht auf das gestohlene Bargeld, sondern auf verursachte Sachschäden an den Geräten und den Gebäuden, in denen sich die Geldautomaten befunden haben.
Arnold Schwarzenegger und das Bargeld
Es ist wichtig zu beachten, dass die Abschaffung von Bargeld auch kontroverse Debatten hervorruft. Befürworter argumentieren, dass dies die Effizienz des Zahlungsverkehrs verbessern und die Kriminalitätsbekämpfung erleichtern würde. Kritiker hingegen befürchten eine Verletzung der Privatsphäre und eine potenzielle Abhängigkeit von elektronischen Zahlungssystemen.
In dieses Bild von der Abhängigkeit von elektronischen Zahlungssystemen passt die Meldung, die gestern über die Ticker ging. Weil er eine wertvolle Luxusuhr nicht angemeldet haben soll, ist Hollywoodstar und Ex-Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger,am Mittwoch zeitweise vom Zoll am Münchner Flughafen festgehalten worden. Mehrere Medien berichteten später von Problemen bei der Zahlung der erhobenen Zollgebühr, immerhin angeblich 35.000,–Euro. Nachdem die Zollbeamten eine Stunde lang vergeblich versucht haben, die Summe mithilfe eines Zahlungsgeräts via Schwarzeneggers Kreditkarte abzubuchen wurde „Arnie“ zu einem Geldautomaten gebracht haben, der so eine hohe Summe jedoch nicht habe auszahlen können. Die dazugehörige Bank sei ebenfalls geschlossen gewesen. Geleistet habe der 76-Jährige die Zahlung schlussendlich mittels eines neuen Kartenlesegeräts, das die Zollbeamten organisierten.
Dies zeigt umso mehr, dass der Weg zur Abschaffung von Bargeld, zumindest in Deutschland, noch ein sehr langer sein wird.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein winterliches Wochenende.