Auf dem Weg zu einer neuen multipolaren Weltordnung
An den Finanzmärkten dominierte in der vergangenen Woche die Risikoaversion oder neutraler ausgedrückt die Liquiditätspräferenz. Angesichts der sich verschlechternden geopolitischen, militärischen und wirtschaftlichen Faktoren, war die Partystimmung – angeführt von den Tech-Aktien – auch kaum noch zu verstehen. In den USA verdichtet sich die Wahrscheinlichkeit eines klaren Wahlsiegs Trumps. Dies gilt als positives Vorzeichen für die Aktienmärkte, wahrscheinlich lassen sich so die Höhenflüge der Kurse erklären. Wären die geopolitischen Krisen eingepreist, würden europäische Aktien deutlich unter den heutigen Kursen liegen.
Ein unterschätzter geopolitischer Krisenherd ist das Aufstreben der sogenannten BRICS-Staaten. Die fünf ursprünglichen BRICS-Staaten, nämlich Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben ihre Allianz um fünf weitere Staaten ausgebaut. Seit 2024 gehören Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien sowie die Vereinigten Arabischen Emirate dazu. Damit ist die BRICS-Allianz stärker als je zuvor.
Gefährlich für die westliche Welt ist, dass diese Nationen den US-Dollar im bilateralen Handel zunehmend vermeiden. So verliert der Dollar sukzessive an Bedeutung. Insbesondere der Petro-Dollar wird schwächer, da der Öl-Handel zwischen den BRICS+-Ländern jeweils in den heimischen Währungen abgewickelt wird.
Die BRICS-Allianz wird stärker und unabhängiger
Die Mitglieder der Allianz werden immer weniger von westlicher Energie und schließlich auch nicht mehr so stark vom westlichen Handel oder von Schulden abhängig sein. Wer kauft schon die Schulden seines Feindes und erwartet dafür eine Gegenleistung?
Beim nächsten BRICS-Gipfel im Oktober in Russland könnte eine eigene Kreditrating-Agentur gegründet werden, um die Unabhängigkeit von den USA zu forcieren. Dass die drei global führenden Rating-Agenturen Fitch, Moody’s und S&P aus den USA kommen, ist den BRICS-Staaten ein Dorn im Auge.
Rating-Agenturen definieren die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen mit ihren Ratings und berufen sich dabei im Wesentlichen auf deren Finanzierungskonditionen. Die neue Ratingagentur soll eine supranationale Institution sein mit einem globalen Rating-System. Das strategische Ziel ist, mit einer Alternative die Dominanz der US-Agenturen zu brechen.
Der Beginn einer neuen, multipolaren Weltordnung
Die Entwicklung rund um die BRICS-Staaten zeigt: Wir sind auf dem Weg zu einer Allianz mächtiger eurasischer Länder und einer multipolaren Weltordnung. Daraus könnten sich neue Trends entwickeln, die Einfluss auf alle Investments haben könnten.
Der Dollar wird Federn lassen, denn der sinkende geopolitische Einfluss der USA wird den Gegenwind für den US-Dollar verstärken. Zudem könnte es Störungen in der Rohstoffversorgung geben. Der Freihandel ist bereits jetzt durch Sanktionen, Zölle, Ausfuhrverbote, Verstaatlichungen oder Embargos beeinträchtigt. Diese Entwicklung könnte sich in einer multipolaren Weltordnung noch erheblich verstärken – besonders hinsichtlich der von den BRICS+ dominierten Rohstoffe. Wie schon des Öfteren beschrieben bleibt Gold in schwierigen Zeiten die wichtigste Säule für den Vermögensschutz.
Thomas Boldt und das gesamte Team von G&H wünschen Ihnen ein schönes Wochenende