Der Bitcoin Crash
Die Risiko-Investoren haben derzeit ziemlich kalte Füße. Zunächst sortierte man in großem Stil die Aktien der jungen Wasserstoff-Unternehmen aus den Depots aus. Jetzt greift die Korrekturwelle offensichtlich auf das Marktsegment der Kryptowährungen über. So verlor die marktführende Währung, der Bitcoin, binnen einer Woche rund 27 % seines ursprünglichen Wertes. Auf Monatssicht steht derweil ein Rückgang von rund einem Drittel zu Buche. Das ist selbst für hartgesottene Investoren eine ziemliche Dimension.
Was sind die Faktoren? Zunächst teilte der US-Autobauer Tesla mit, dass man den Bitcoin nun doch nicht als Zahlungsmittel akzeptieren wird. Die Volte des US-Unternehmens trifft den Markt unvorbereitet. Schließlich hatte man erst im Februar die digitale Kunstwährung für rund 1,5 Milliarden USD gekauft. Und jetzt die Kehrtwende. Das Kalkül des Tesla-Gründers Elon Musk bleibt unklar, zumal er mit dieser Maßnahme den Bitcoin-Bestand des eigenen Unternehmens abwertet.
Zu allem Überfluss erklärte schließlich die chinesische Notenbank, dass man die Kryptowährungen nicht als Zahlungsmittel zulassen werde. Auch wird man Finanzdienstleistern untersagen, eigene Produkte oder Dienstleistungen in einer Kryptowährung auszuzeichnen. Zu allem Übel will jetzt auch die US-Regierung eine Meldepflicht für alle Kryptotransaktionen ab 10.000 USD einführen und so den Kryptomarkt an die Kandare nehmen. In der Folge sackte der Bitcoin auf diversen Handelsplattformen zeitweise um 25 % auf rund 30.000 USD ab. Allerdings sehen wir seit Donnerstag eine Gegenreaktion auf wieder ca. 40.000 USD.
Kurzfristig sehe ich Chancen, dass sich die Kunstwährungen stabilisieren werden. Klar ist aber auch, dass der Markt überversorgt ist und weitere Rückschläge deshalb nicht auszuschließen sind. Zu Deutsch: Ich beobachte hier einen Wildwuchs neuer Währungen.
Angeblich werden derzeit weltweit rund 9.900 Kunstwährungen mehr oder weniger regelmäßig gehandelt. Und fast jede Woche werden neue Währungen aus dem Boden gestampft. Mit anderen Worten: Das Kapital verteilt sich in weitere Währungen. Darunter leiden besonders die großen Kryptos wie eben der Bitcoin oder der Ether.
Klassischen Aktien-Investoren brennt nun natürlich die Frage auf den Nägeln: Greift die Korrektur nun auch auf den breiten Aktienmarkt über?
Meine differenzierte Antwort: Ein Übergreifen der Verkaufspanik ist derzeit unwahrscheinlich. In den beiden Märkten agieren völlig unterschiedliche Anlegertypen. Bitcoin-Käufer interessieren sich üblicherweise weniger für Aktien etwa aus dem DAX oder S&P 500 und werden hier kaum engagiert sein. Zudem unterliegen die beiden Märkte völlig unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten. Also, ein Bitcoin-Crash führt nicht zwangsläufig zu einem Aktien-Crash.
Dennoch sollte man Vorsicht walten lassen und sich derzeit etwas defensiver aufstellen.
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen erholsame Pfingstfeiertage