Elektroautos vor dem Quantensprung in den Massenmarkt?

Geposted von Holger Lüttke am

Die Schweizer Großbank UBS veröffentlichte vor wenigen Tagen eine spektakuläre Studie zu den Perspektiven der Elektromobilität bzw. Elektroautos (EV=Electric Vehicle).

Dazu zerlegten die Experten der Bank zusammen mit erfahrenen Ingenieuren – um die Wertschöpfungskette genau zu analysieren – einen „Chevy Bolt“, der von General Motors, unter der Marke Chevrolet angeboten wird. Dieser Chevy Bolt wurde  zum Auto des Jahres 2017 in Nordamerika gewählt und wird ausschließlich von einem Elektromotor angetrieben.

Dieses Fahrzeug gilt als das erste „massentaugliche“ EV. Der Bolt wird in den USA unter Berücksichtigung staatlicher Zuschüsse für ca. 30.000 US $ (umgerechnet ca. 26.750 €) angeboten und liegt damit preislich auf dem vergleichbaren Niveau eines gut ausgestatteten VW Golf 8 mit Verbrennungsmotor.

Neuer Mittelklasse TESLA im Herbst 2017

Im Herbst 2017 erwarten wir von TESLA das Model 3, das dann ebenfalls zu den massenmarktauglichen EV´s gezählt werden kann. Es soll das Fahrzeugangebot von TESLA im unteren Preissegment abrunden und vorrausichtlich ebenfalls für ca. 30.000 US $ (Zuschüsse berücksichtigt) erhältlich sein.

Unterschiedliche Antriebsstränge ändern den zukünftigen Rohstoffbedarf

Im Vergleich zu einem gleichzeitig zerlegten VW Golf 8 mit Benzinmotor ergaben sich interessante Unterschiede – die technischen Unterschiede des Antriebsstrangs sind wie man sich denken kann signifikant. Noch signifikanter sind aus der Sichtweise eines Vermögensverwalters jedoch die damit verbunden wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Zulieferindustrie oder Rohstofflieferanten.

Ein EV braucht kein mehrstufiges Getriebe oder eine Automatik, es braucht keine Kolben, Kurbelwelle oder Pleuel mehr, es braucht keinen Auspuff, keinen Tank und keine Kupplung mehr.

Dafür benötigt es aber Energiespeicher in Form von lithiumhaltigen Akkus und einem Elektromotor der vor allem Kupfer, aber auch anderer Metalle wie z.B. Neodym, enthält.

Der Trendwechsel wird viele Wirtschaftsbereiche tangieren

Wenn der Trend zur Elektromobilität Fahrt aufnimmt, dann wird es eine bemerkenswerte Verschiebung der Nachfrage nach Rohstoffen zur Produktion von PKW´s kommen. Weg vom Stahl, hin zum Aluminium. Es wird deutlich mehr Kupfer und Lithium (für die Batterien) verbraucht werden. Hinzu kommt, dass es eine Verschiebung innerhalb der Automobil-Zulieferer geben wird. Unternehmen die bisher reine Mechanik produziert haben, werden durch Hersteller von elektrischen oder elektronischen Bauteilen ersetzt werden.

Zum Beispiel hat die koreanische  Firma LG einen Zuliefereranteil an dem neuen Chevy Bolt von 56 %!

Dies wird die gesamte uns bekannte Welt in diesem Bereich umkrempeln. Ebenso das Dienstleistungsangebot rund um das Thema Auto. Ölwechsel? Obsolet. Zündkerzentausch? Obsolet. Abgasreinigung? Entfällt komplett. Die Beispiele könnten fast endlos fortgeführt werden.

Der Weg wird frei für deutlich höhere Stückzahlen von EV´s

Aus der Studie von UBS geht deutlich hervor, dass durch Skalierungseffekte und deutlich höhere Stückzahlen, die preisliche Attraktivität der Elektromobilität im Individualverkehr zunehmen wird und das EV damit preislich mit den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor gleich ziehen werden. Ebenso wird durch ständige Effizienzsteigerung und neuartige Stromspeicher die Reichweite endlich konkurrenzfähig und allmählich in den Bereich herkömmlicher Fahrzeugen gelangen.

Wenn es nun noch gelingt, den Strom für die Elektrofahrzeuge ausschließlich aus regenerativen Stromquellen zu gewinnen, dann macht die Menschheit einen großen Schritt hin zur Unabhängigkeit vom Erdöl und zu sauberer Luft und mehr Lebensqualität in den Metropolen dieser Welt.

 

 

Holger Lüttke ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH, Hauptniederlassung Kelkheim und Mitglied des Anlageausschusses.