An runden Geburtstagen wird meistens ausgiebig gefeiert und launige Reden geschwungen. So geschah es am 1. Juli auch beim Deutschen Aktienindex (DAX), dessen Start am 1.7.1988 sich nun zum 30. Mal jährte. Deutsche-Börse Chef Theodor Weimer, ein Meister der tiefgründigen Worte, wurde gar poetisch: „…Du bringst unser Herz zum Klopfen, und du bringst uns manchmal um den Verstand. Deine Kurven sind geliebt und gefürchtet…“.
Der DAX als Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung
Seit der Einführung des DAX am 1. Juli 1988 wurden zahlreiche Anpassungen an seiner Zusammensetzung vorgenommen. Ursprünglich waren folgende Werte Bestandteil des Index. Die mit * gekennzeichneten Unternehmen sind bis heute ununterbrochen im DAX vertreten; die mit (*) gekennzeichneten Aktiengesellschaften sind durch Nachfolgeunternehmen bis heute ununterbrochen im DAX vertreten:
Allianz *
BASF *
Bayer *
Bayerische Hypotheken- und Wechselbank
Bayerische Vereinsbank
BMW *
Commerzbank *
Continental
Daimler-Benz (*)
Degussa (firmiert heute als Evonik Industries)
Deutsche Bank *
Deutsche Babcock (insolvent, ein weiter bestehender Teil firmiert heute als Babcock Borsig)
Deutsche Lufthansa *
Dresdner Bank (*) (fusioniert mit Commerzbank)
Feldmühle Nobel
Henkel *
Hoechst
Karstadt (firmierte als Arcandor (insolvent), zwischenzeitlich KarstadtQuelle)
Kaufhof
Linde *
MAN
Mannesmann
Nixdorf
RWE *
Schering
Siemens *
Thyssen (*)
Veba (in E.ON aufgegangen)
Viag (mit Veba in E.ON aufgegangen)
Volkswagen *
SAP, die Aktie mit der aktuell höchsten DAX-Gewichtung (9,95%), stieg am 18.09.1995 in den Leitindex auf. Sie ersetzte seiner Zeit die Deutsche Babcock. Die Werte im DAX werden entsprechend ihrer Streubesitz-Marktkapitalisierung gewichtet. Maßgeblich ist also nicht der gesamte Börsenwert oder das gesamte Kapital eines Unternehmens, sondern nur der Wert der frei handelbaren Aktien (engl. free float) der im DAX vertretenen Aktiengattung. Festbesitz, das ist der Besitz von Großaktionären, die 5 % oder mehr dieser Aktien halten, bleibt für die Gewichtung unberücksichtigt. Zum Festbesitz zählen auch eigene Aktien, die das herausgebende Unternehmen selbst hält, unabhängig von der Höhe des Anteils. Seit 2006 gibt es eine Kappungsgrenze: Einzelne Titel dürfen ein Maximalgewicht von 10 % haben.
Die nachfolgende Tabelle listet die aktuellen Top-10-Werte des DAX mit ihrer Gewichtung auf:
Der Commerzbank droht das DAX-Aus
Am Ende der vergangenen Bundeliga-Saison musste mit dem Hamburger SV der letzte Bundesliga-Dino den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. Nun droht der Commerzbank bezogen auf den DAX das gleiche Schicksal. Die aktuelle Rangliste für die DAX-Plätze führt die Commerzbank nur noch auf Platz 34. Dies bedeutet Abstieg in den MDAX (ohne Relegation). Mit Wirecard schickt sich ein moderner Dienstleister aus dem Finanzsektor an, den alten Platzhirsch zu verdrängen. Wie so viele andere Vorstände aus der Finanzbranche erkannten die Altvorderen der Commerzbank die Zeichen der Zeit viel zu spät.
Fazit: Die 30 Index-Mitglieder des DAX erlebten bisweilen eine wechselvolle Historie und mancher Börsenliebling der Vergangenheit blieb auf der Strecke. Im Index werden die notwendigen Veränderungen vorgenommen und so repräsentiert er zumindest immer das aktuelle Gesicht der deutschen Wirtschaft.