Die rückläufigen Börsenkurse der vergangenen zwei Wochen, vor allem in Europa, schürten die Sorgen vor einer bevorstehenden konjunkturellen Abkühlung. Diese Sorgen scheinen für den Moment (noch) unbegründet. Das globale Wirtschaftswachstum weist zum Beginn des dritten Quartals noch viel Momentum auf und profitiert aktuell von der Konjunkturlokomotive Amerika.
Europa mit Abkühlung im zweiten Quartal
Die konjunkturelle Entwicklung der Eurozone konnte das hohe Tempo vom Jahreswechsel 2017/2018 nicht halten. Die aktuellen Einkaufmanagerumfragen in Deutschland signalisieren eine spürbare Verlangsamung der wirtschaftlichen Dynamik im Vergleich zum ersten Quartal 2018 und dem Gesamtjahr 2017. Etwas besser stellt sich die Situation in Frankreich dar. Insgesamt bleibt die Konsumentenstimmung auf einem vergleichsweise stabilen Niveau, so dass in der Eurozone ein moderates Wirtschaftswachstum für das Gesamtjahr 2018 von etwa 2,3 Prozent zu erwarten ist. Die Exporte der Europäer dürften durch die Abschwächung des Euro jüngst wieder etwas Rückenwind erhalten.
Boomregion Amerika
Die Vereinigten Staaten sind aktuell ganz eindeutig die Konjunkturlokomotive. Das zweite Quartal wird gemäß den aktuellen Schätzungen ein Wirtschaftswachstum von mehr al 4 Prozent aufweisen. Das ist enorm und ganz bestimmt nicht nur auf die Steuerreform zurückzuführen. Ein boomender Arbeitsmarkt schafft Jobsicherheit und steigert die Ausgaben der US-Konsumenten. Auch wenn dieses Tempo nicht auf Dauer gehalten wird, steht der US Konjunkturzug aktuell unter Volldampf. Wir sind gespannt, wieviel Momentum in das dritte Quartal mitgenommen wird. Grafik: Capital Economics
Japan profitiert von steigenden Infrastrukturausgaben
Als eine der führenden Exportnationen schaut man in Japan besonders kritisch auf die Gewitterwolken der globalen Handelsstreitigkeiten. Dabei wird oft übersehen, dass im Vorfeld der olympischen Spiele 2020 in Tokyo eine starke und stabile Binnennachfrage aus den anstehenden Infrastrukturprojekten erwächst. Dies senkt zumindest temporär etwas die Abhängigkeit von den wichtigen Handelspartnern in Asien (mit China an erster Stelle) und Amerika. So zeigt sich das Wirtschaftswachstum in Japan auch in 2018 stabil. Stabilität, scheint auch auf der politischen Bühne das zutreffende Stichwort zu sein. Der vor wenigen Wochen noch deutlich angezählte Premierminister Abe konnte seine Umfragewerte deutlich stabilisieren. Momentan scheinen seine innerparteilichen Widersacher an Boden und Zustimmung zu verlieren, so dass Abe mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin LDP Parteichef und somit auch Premierminister bleiben wird.
Fazit: In Europa liegt eine konjunkturelle Abkühlungsphase hinter uns. Dies ist in den Börsenkursen von DAX & Co. berücksichtigt. Global sehen wir, trotz der handelspolitischen Unsicherheiten am Beginn des dritten Quartals kräftiges Wirtschaftswachstum. Dies lässt noch Raum für Kursüberraschungen nach oben.