Deutschland lernt Digitalisierung
Lange erstickte die digitale Neuordnung hierzulande in scheinbar endloser Planung. In der Krise raffen sich Firmen und Verwaltungen nun zum Handeln auf. Vieles, das bisher als schwer umsetzbar galt, wird plötzlich über Nacht in Gang gebracht. Und siehe da: Es funktioniert! Diese Erfahrungen in Wirtschaft und Behörden könnten Deutschland auch langfristig nutzen.
Zunächst einmal hat die Krise offengelegt, wie rückständig Deutschland in vielen Bereichen ist. Symbolhaft dafür ist, dass die Gesundheitsämter ihre Daten zu Corona-Infektionen nach wie vor größtenteils per Fax an das Robert-Koch-Institut übermitteln, wo diese per Hand abgetippt werden. Und das im Jahr 2020.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens, aber auch des Schulwesens ist da ein zentraler Punkt.
Doch vielerorts wurden nun auch spontan neue Lösungen gesucht und gefunden – gezwungenermaßen, da Ausgangssperren und Kontaktverbote das Arbeiten andernfalls unmöglich machen würden. Das Homeoffice, in dem viele Deutsche nun plötzlich arbeiten, ist das beste Beispiel. Aktiengesellschaften können nun ihre Hauptversammlungen virtuell abhalten, Krankenhäuser wurden verpflichtet, ihre freien Intensivbetten für eine zentrale Online-Erfassung zu melden, Kurzarbeiter- und andere Fördergelder werden im Internet beantragt.
Plötzlich geht vieles, durch die Corona-Pandemie wurde weniger diskutiert, dazu war keine Zeit. Es wurde einfach gehandelt. Das gilt auch für Unternehmen. In vielen traditionellen Familienunternehmen seien Veränderungen oft schwierig. Da braucht es einen starken Willen, und Corona hat diesen Willen vielen nun aufgezwungen. Dabei haben sie gemerkt, dass es funktioniert. Viele Führungskräfte haben jetzt gelernt, dass Mitarbeiter auch produktiv sein können, wenn sie zu Hause arbeiten. Viele Ökonomen haben daher Hoffnung, dass diese Erfahrung für die Zukunft Früchte trägt. Diesen Schwung müssen die Firmen jetzt mitnehmen.
Freie Fahrt für die Telemedizin
Abgeschafft wird das Wartezimmer in der Zukunft zwar wohl nicht, spürbar leerer dürfte es aber auch nach der Corona-Pandemie bleiben. Die Telemedizin, also die kontaktlose, ärztliche Beratung über die Kameralinse, ist ein echter Krisenprofiteur. Anbieter werben massiv mit den Vorteilen: Nicht nur entfalle durch den digitalen Gesundheits-Check das Ansteckungsrisiko in der Praxis, zudem sparten Patienten auch viel Zeit. In Ländern wie Schweden, Israel und Estland ist Telemedizin bereits fest im Gesundheitswesen verankert. Deutsche Patienten und Datenschützer waren bislang skeptisch und der Gesetzgeber bremste. Unlängst wurden jedoch das Erstbehandlungsverbot per Videoanruf und die Obergrenze für digitale Sprechstunden aufgehoben. Freie Fahrt für die Telemedizin ist also nur noch eine Frage der Zeit.
Videokonferenzen mit dem Professor
Jetzt ist es plötzlich passiert: Wegen der Pandemie wurde der größte Teil der Vorlesungen innerhalb weniger Tage auf Online-Lehre umgestellt, selbst Kolloquien finden im Netz statt.
Täglich nutzen Dozenten und Studenten Videokonferenzen und Livestreams mit mehr als 100 Teilnehmern, digitale Lernplattformen oder YouTube und sogar der Tafelanschrieb wird aufgezeichnet. Vor allem die Studenten freuten sich, und sie werden auch dafür sorgen, dass die Veränderung nach der Krise erhalten bleibt.
Tatsache ist: Auch wenn die Umstellung auf Digitalisierung erst einmal kostenintensiv ist und ein hohes Maß an Sicherheit benötigt, die digitale Restrukturierung und ihre Weiterentwicklung ist ein unabdingbarer Schritt, um im digitalen Zeitalter weiter konkurrenzfähig zu bleiben.
Passend dazu empfehle ich Ihnen unseren Artikel zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) auf unserer Homepage.
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein schönes Wochenende.