US-Notenbank drückt hart auf die Bremse!
Der mit Spannung erwartete Zinsentscheid der US-Notenbank fiel gestern schlussendlich doch so aus, wie von vielen Marktteilnehmern erwartet worden war. Zum zweiten Mal in Folge erhöhte die FED den Leitzins um 0,75% auf die Spanne von 2,25 – 2,50%.
Ziel dieser sehr expansiven Zinspolitik der US-Notenbank ist es, die Inflation von derzeit über 9 %, auf die Zielmarke von 2 Prozent zu drücken. In der Pressekonferenz, die traditionell nach dem Zinsentscheid durch den Notenbankchef Jerome Powell abgehalten wird, schaut man natürlich sehr genau auf das „Wording“. Gibt es doch Aufschluss über die geplanten weiteren Maßnahmen. Und hier hat Powell angedeutet, weitere angemessene (diesen Begriff verwenden Notenbanker in diesen Tagen sehr häufig) Schritte zu unternehmen, um die ausufernde Inflation wieder einzufangen.
Aktuell befindet sich die US-Wirtschaft bei genauem Hinsehen bereits am Beginn einer Rezession. Nach üblicher Definition befindet sich eine Volkswirtschaft dann in einer Rezession, wenn das Bruttosozialprodukt (BIP) zwei Quartale in Folge zurückgeht. Nach einem schwachen ersten Quartal mit einem rückläufigen BIP wurden in dieser Woche die vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Und hier gab es mit -0,9 Prozent eine weitere Abschwächung. Somit stehen die Warnlampen auf Rot! Auch der Begriff Stagflation, Phase sinkenden Wachstums bei gleichzeitig steigender Inflation, taucht zuletzt immer häufiger auf.
In der Pressekonferenz hat Jerome Powell betont, dass sich die US-Wirtschaft noch nicht in einer Rezession befinden. Dafür sei die Situation am Arbeitsmarkt noch zu robust. Spannend bleibt, ob auch das National Bureau of Economic Research die Einschätzung von Powell bestätigt. Dieses Gremium von Ökonomen schaut sich bei der Einschätzung, ob die USA sich in einer Rezession befinden, auf deutlich mehr Indikatoren als nur auf das BIP Wachstum. Entscheidend dabei ist ein „bedeutender“ Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten der sich gemäß Definition des National Bureau of Economic Research über die gesamte Wirtschaft verteilt und dabei mehr als ein paar Monate andauert. Und so weit ist man wohl offensichtlich noch nicht.
Die Kapitalmärkte jedenfalls haben die Entscheidung begrüßt und setzen aktuell die Bärenmarkt Rallye weiter fort. So glaubt man an weitere, aber moderate Zinssteigerungen in den Korridor von 3,25 -3,5 bis zum Jahresende 2022. Nach der Sommerpause der FED sollen ab September in drei weiteren moderaten, oder besser gesagt angemessenen Schritten, der US-Leitzins auf dieses Niveau angehoben werden.
Ob die riskante Gratwanderung gelingt, den Anstieg der Inflation über eine moderate Rezession einzubremsen wird die Zukunft zeigen. An den Kapitalmärkten ist man in diesen Tagen durchaus dieser Meinung.
Bleiben Sie gesund, halten Sie bitte weiterhin Abstand und genießen Sie das Wochenende.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger