Der Kryptocrash
Es ist ein rabenschwarzes Jahr für die diversen Krypto-Währungen, ihre Börsen und anderen Dienstleister. In den USA – oder besser auf den Bahamas – ist die Krypto-Börse FTX Ende 2022 krachend zusammengebrochen.
Vor allem US-Privatanleger werden bei diesem Kollaps am Ende wohl mehrere hundert Millionen Dollar verlieren. Der Gesamtschaden dürfte in die Milliarden gehen.
Die Zutaten der Katastrophe: Schlampige interne Kontrolle, Inkompetenz und wohl auch eine gehörige Portion kriminelle Energie. Die Strafen in den USA für Anlagebetrug sind bekanntlich drakonisch. Der junge FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wird vermutlich für mehrere Jahre einrücken. In diesen Tagen hat das Gerichtsverfahren in New York begonnen.
Die Beobachter sind sich uneinig. Die einen sagen, der Zusammenbruch der FTX war ein isoliertes Ereignis in einem im Kern aussichtsreichen Markt. Hier kauft man nun antizyklisch ein, wie die jüngsten Transaktionen der US-Tech-Investorin Cathie Woods zeigen. Sie holte sich etwa die Aktien der Krypto-Börse Coinbase sowie Aktien diverser Dienstleister. Die anderen meinen, dass ganze System ist letztlich nur auf Betrug und Abzocke ausgerichtet.
Diese Aussage ist sicherlich sehr hart. So hat insbesondere die Schweiz ein reguliertes Krypto-System – Crypto Valley – aufgebaut. Und auch dort wird weiter investiert. Zuletzt holte sich 21Shares frisches Kapital bei Investoren. Das Startup entwickelt depotförmige Zertifikate, die die Wertentwicklung diverser Währungen wie etwa dem Bitcoin oder dem Tether abbilden. Da bin ich mir sicher, hier ist ihr Krypto-Vermögen vor Diebstahl und Veruntreuung wahrscheinlich gut gesichert.
Freilich hilft die sichere Verwahrung auch nur bedingt, wenn eben der Bitcoin auf Jahressicht um über 60 % verliert. Keine Frage, die großen Versprechen haben die Kryptos nicht gehalten. Sie funktionierten nicht als dezentrale Schutzwährung gegen Inflation. Ganz im Gegenteil: Die Krypto-Währungen sind so weich wie die Währung eines afrikanischen Dritt-Welt-Landes.
Es passt auch ins Bild, dass etwa die großen Wirtschaftsprüfer dieser Welt unverändert die Prüfung und Testierung von krypto-basierten Vermögenswerten verweigern. Zuletzt erst hat der kleine belgische Wirtschaftsprüfer Mazars Group seine Aktivitäten für die Branche ebenfalls eingestellt.
Es erweckt auch wenig Vertrauen, wenn die marktführende Krypto-Börse Binance noch nicht einmal einen Firmensitz hat. Juristen zerbrechen sich derzeit den Kopf, welche nationale Insolvenzordnung eigentlich anzuwenden ist, wenn auch dieser Handelsplatz umkippt. Völlig unklar auch, wo sich Krypto-Anleger hinwenden sollen, wenn sie etwa Schadensersatz verlangen möchten.
Dubios in meinen Augen auch die Krypto-Plattform des Anchor Protocols. Hier können oder konnten Sie sich bestimmte Krypto-Währungen – sagen wir – zu einem Zins von 4 % ausleihen. Anschließend haben Sie die Währung gleich weiter verliehen etwa zu einem Zins von 6 %. Das ist ja großartig. Leider widerspricht dieses Geschäftsmodell jeder Marktlogik.
Persönlich habe ich kein Geld in Krypto-Anlagen investiert und habe es bis heute nicht bereut.
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein wunderbares, glückliches und gesundes Neues Jahr!