Künstliche Intelligenz im Profifußball
In diesen Tagen endet die Fußball EM in Deutschland und am Sonntag gibt es das Finale. Dort stehen sich die bislang im Turnier fußballerisch überzeugenden Spanier der eher mit Rumpelfussball – mit Ausnahme des Halbfinales – aufgefallenen englischen Nationalmannschaft gegenüber. In England jubelt die Presse und Fachleute rätseln, warum Englands Kicker erst jetzt ansehnlichen Fußball spielen. Leiden die Spieler etwa unter einer Identitätskrise oder sind sie kräftemäßig schon ausgelaugt. Denn die Saison in der Premier League ist lang. Pro Saison müssen die Spieler 38 Pflichtspiele absolvieren und dann kommen noch einige Spiele in den Pokalwettbewerben on top.
Das bei dieser hohen Belastung die Regeneration einen hohen Stellenwert einnimmt leuchtet sogar Laien ein. Wird sie vernachlässigt oder gar unterschätzt, kann es passieren, dass das Leistungsniveau auf die Dauer sinkt und im schlimmsten Fall das Verletzungsrisiko steigt.
Und hier kommt das Thema Künstliche Intelligenz ins Spiel. Softwarelösungen sollen helfen mittels KI eine ausgewogene Mischung aus Belastung und Pause für die Fußballspieler zu ermitteln und so das Verletzungsrisiko minimieren oder gar verhindern. Daniel Link, Professor für Trainingswissenschaft und Sportinformatik an der TU München sagt: „wie Verfahren der KI eingesetzt werden können, um das Verletzungsrisiko im Sport zu reduzieren ist ein gut elaboriertes (hoch differenziertes) Forschungsfeld. Verletzungen resultieren daraus, dass bestimmte Risikofaktoren und ein Ereignis wie ein Sturz oder ein Zusammenstoß aufeinandertreffen. Eine genaue Verletzungsvorhersage sei zwar kaum möglich, allerdings könnten KI-Modelle helfen, Verletzungsrisiken zu identifizieren und die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung abzuschätzen“.
Dafür analysieren die Wissenschaftler aus verschieden Quellen zahlreiche Daten. Etwa aus Sensoren, die die Sportler am Körper tragen, oder aus videobasierten Trackingsystemen. Dabei werden diverse Vitaldaten, u.a. Sauerstoffsättigung der Muskeln oder die Herzfrequenz gesammelt. Schrittlänge, Tempo der Bewegung und auch die zurückgelegte Strecke fließen ebenfalls in die Betrachtung ein.
Mit den ausgewerteten Daten kann die Künstliche Intelligenz vor Schädigungen warnen bevor sie überhaupt eintreten. Das medizinische Team und auch die Trainer können so gezielt gegensteuern. Trainingsumfänge und Intensität können somit gezielt angepasst werden.
Das mit einer solchen Methode den Vereinen teure Zwangspausen der Spieler, die durch Verletzungen nicht eingesetzt werden können, erspart bleiben wird am Beispiel Leroy Sané sehr deutlich. Nach dem Aus der deutschen Nationalmannschaft im Viertelfinale der EM musste er sich wegen einer alten Schambeinverletzung operieren lassen. Er wird seinem Verein Bayern München bis Ende Juli nicht zur Verfügung stehen. Berücksichtig man das Jahresgehalt von etwa 20 Millionen kostet eine dreiwöchige Pause den Verein knapp 1,2 Mio. Euro. Eine Studie des britischen Versicherungsmaklers Howden kommt gar zu dem Ergebnis, das es in den Top- 5-Ligen Europas in der Saison 2022/2023 zu 3985 Verletzungen kam. Geschätzte Kosten 705 Millionen Euro.
Ich hoffe jetzt, dass sich im Finale der Europameisterschaft kein Spieler verletzt und Spanien als Sieger vom Platz geht. Haben sie doch das vorweggenommene Endspiel gegen unsere Kicker gewonnen.
Andreas Rosner und das gesamte Team von G&H wünschen Ihnen ein angenehmes Wochenende.