Editorial der Freitags-Info vom 13.12.2024

Geposted von Thomas Boldt am

Aktienkorrektur durch Rebalancing?

Im Moment ist einfach jeder bullisch für die Aktienmärkte. Aktuell treiben Spekulationen und Stimmungen die Märkte nach oben. Deshalb machen sich die Anleger keine Sorgen um eine Korrektur. Doch das ist gefährlich und gerade eine Blaupause für besagte Korrektur.

Doch die Märkte sind überkauft, haben sich von den kurzfristigen gleitenden Durchschnitten entfernt und sind darüber hinaus auch noch massiv überbewertet. Inzwischen zeigt das Shiller-KGV tatsächlich die zweithöchste Bewertung aller Zeiten für den US-amerikanischen Standard-Aktien-Index S&P 500. Teurer waren US-Aktien nur noch während der letzten Technologie-Blase. Das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis vergleicht den aktuellen Kurs der Aktie mit den durchschnittlichen inflationsbereinigten Gewinnen des Unternehmens der letzten zehn Jahre. 

Vorsicht vor den kommenden Portfolioumschichtungen

Darüber hinaus besteht eines der kurzfristigen Risiken für optimistischere Anleger in der Kombination aus hohen Aktienbewertungen und der Notwendigkeit von Portfolioumschichtungen, die die Marktstabilität beeinträchtigen könnten.

Auf der Grundlage von Daten aus dem Jahr 2023 wird geschätzt, dass Investmentfonds in den USA ein Vermögen von etwa 19,6 Billionen US-Dollar halten, während börsengehandelte Fonds (ETFs) etwa 8,1 Billionen US-Dollar verwalten, was auf eine beträchtliche Anzahl von Portfolios mit Kombinationen aus Aktien und Anleihen schließen lässt.

Da das Jahresende näher rückt, müssen Portfoliomanager ihre Bestände aufgrund von steuerlichen Erwägungen, Ausschüttungen und der jährlichen Berichterstattung neu ausbalancieren. Zu diesem Zeitpunkt liegt der S&P 500 beispielsweise seit Jahresbeginn um etwa 28 % im Plus, während Investment-Grade-Anleihen (gemessen am iShares US Bond ETF AGG) um 3,2 % gestiegen sind. 

Dieser Performanceunterschied würde dazu führen, dass eine gewichtete 60/40-Aktien-/Anleihenallokation in eine 65/35-Allokation umschlägt. Um dieses Portfolio wieder auf 60/40 zu bringen, müssen die Portfoliomanager die Aktienquote um 5 % senken und die Anleihenquote um 5 % erhöhen, ein sogenanntes Rebalancing durchführen.

Je nach Ausmaß der Neugewichtung könnte dies einen Abwärtsdruck auf Risikoanlagen ausüben und zu einer kurzfristigen Marktkorrektur oder -konsolidierung führen. Ein Teil dieser Neugewichtung ist bereits im Gange, aber ich vermute, dass noch mehr passieren könnte, insbesondere angesichts des recht extremen Wertes des Verhältnisses von Aktien zu Anleihen.

Der Verkaufsdruck an den Aktienmärkten kann zunehmen 

In der Vergangenheit bewegte sich das Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen in einer Bandbreite von etwa 1:1 bis 2,5:1. Heute ist dieses Verhältnis seit der Liquiditätsflut im Anschluss an die Pandemie in die Höhe geschnellt, da die risikoreichen Anlagen den sicheren vorgezogen wurden. Beim aktuellen Verhältnis von 6,5:1 vermute ich, dass es irgendwann zu einer Umkehr kommen wird. Kurzfristig besteht angesichts der überdurchschnittlichen Performance von Aktien im Vergleich zu Anleihen im Jahr 2024 wahrscheinlich ein nicht zu unterschätzendes Risiko, dass die Portfolioumschichtungen der Manager in den nächsten Wochen den Verkaufsdruck erhöhen könnten.

Bitte entschuldigen Sie, dass Sie den nächsten Wochenbericht krankheitsbedingt erst wieder am 20.12.2024 erhalten.

Thomas Boldt und das gesamte Team von G&H wünschen Ihnen ein schönes Adventswochenende

Direktor Privatkunden Gies und Heimburger GmbH