Gestern hat die europäische Statistikbehörde Eurostat die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum veröffentlicht. Angesichts der Schwere der Staatsschuldenkrise, insbesondere bei den südeuropäischen Staaten, ist die bisherige wirtschaftliche Abschwächung noch recht glimpflich verlaufen.
Das EWU-BIP sinkt im dritten Quartal 2012 um 0,1% verglichen mit dem Vorquartal
Im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres ergibt sich eine Abschächung der wirtschaftlichen Gesamtleistung von 0,6%. Auf Grund der nach wie vor schwachen Vorlaufindikatoren (Einkaufsmanagerindizes) dürfte auch im vierten Quartal 2012 nochmals ein leichtes Minus zu vermelden sein. Volkswirte rechnen mehrheitlich im Verlauf des Jahres 2013 allmählich mit einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung und in der zweiten Jahreshälfte ein BIP-Wachstum. Voraussetzung ist allerdings, dass die EZB das beschlossene Anleihenkaufprogramm, sobald der erste Kandidat (Spanien?) einen Hilfsantrag stellt, konsequent durchzieht und somit die Sorgen über eine Euro-Systemkrise in den Hintergrund rücken.
Deutliche Wachstumsunterschiede zwischen den einzelnen Ländern
Von den fünf größten Volkswirtschaften entwickelten sich nur Deutschland und Frankreich mit je +0,2 Prozent im dritten Quartal noch halbwegs robust. Italien (-0,2%) und Spanien (-0,3%) haben ihre seit mehreren Quartalen andauernde Rezession weiter fortgesetzt. Als Silberstreifen am Horizont kann man die deutliche Verlangsamung der Abwärtsgeschwindigkeit in Italien im Vergleich zu den Vorquarteilen werten. Der kräftige BIP-Rückgang in den Niederlanden (-1,1%) hat die Daten der Euro-Zone letztendlich in den Minusbereich gedrückt.
Fazit:
Die Staatsschuldenkrise und der damit verbundene Zwang zu gewaltigen Sparanstrengungen hinterläßt deutliche Bremsspuren in der konjunkturellen Entwicklung. Allerdings scheint eine Stabilisierung und allmähliche Verbesserung der Situation im kommenden Jahr und darüber hinaus möglich.