Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist der fortlaufende Gedankenaustausch mit anderen Fondsmanagern. Wie ist deren Sicht der Dinge? Gibt es Aspekte, die man bisher selbst übersehen oder einer zu einseitigen Würdigung unterzogen hat? Gestern führte ich ein längeres Telefonat mit Henrik Muhle, der gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Dr. Uwe Rathausky den überaus erfolgreichen Acatis Gane Event Fonds managt.
Der Pessimismus bezüglich der Zukunft des Euros erscheint übertrieben hoch
Herr Muhle hat in den vergangenen Tagen eine Vielzahl von Gesprächen mit Investoren geführt. Der Einschätzung der Gesprächspartner ist von großer Skepsis geprägt. Alle blicken mit Argusaugen (man könnte auch sagen: wie das Kaninchen auf die Schlange) auf die Wahlen am Wochenende in Griechenland. Und natürlich gehen sorgenvolle Blicke dann unweigerlich Richtung Spanien und Italien. Allerdings wird dabei fast vollkommen ausgeblendet, dass wir unter globalen Aspekten hier in Europa nur einen Teil der Welt repräsentieren.
Wir befinden uns mitten in der Krisenregion. Dies verstellt den Blick auf die Regionen, deren wirtschaftliche Entwicklung und monetäre Situation deutlicher besser aussehen. Herr Muhle empfand den Pessimismus der Gesprächspartner ähnlich starrk wie im März 2009 oder im September 2011. Der Blick auf den Chart des DAX verdeutlicht uns, was sich aus zu großem Negativdenken so alles entwickeln kann.
Sind spanische Aktien nach den starken Kursrückgängen bereits eine gute Kaufgelegenheit?
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Situation in Spanien und die Frage, ob der spanische Aktienmarkt bzw. einzelne Titel mittlerweile ein günstiges Einstiegsniveau bieten. Hier übt Herr Muhle noch Zurückhaltung, wobei er sich erste Firmen bereits intensiver ansieht. Er plant, im Herbst die Situation vor Ort anzuschauen. Persönliche Eindrücke und Gespräche im Land selbst bringen immer interessante Aspekte. Die Aktienkurse der spanischen Großbanken haben sich im Vergleich zu den europäischen Konkurenten kaum anders entwickelt, so dass hier die ultimative Kaufchance noch nicht gegeben ist.
Interessanter erschien es Muhlen und Rathausky, den Kursrückgang, den die amerikanischen Bank JP Morgan nach Bekanntwerden deren verlustreichen Fehlspekulationen in London erlitten hat, für einen Einstieg zu nutzen. Die US-Banken haben den Rekapitalisierungsprozess bereits hinter sich gebracht und erscheinen solider als die europäischen Geldhäuser.
Fazit: Aktuell ist der Focus der Investoren auf „Vermeiden von Risiken“ gerichtet. Dabei werden fast immer zahlreiche Chancen übersehen. Henrik Muhlen und Dr. Uwe Rathausky behalten den nüchternen Blick für beides: Risiken vermeiden, aber dennoch Chancen erkennen.