Die Bank of England feuert aus allen Rohren

Geposted von Hans Heimburger am

Die Sorgenfalten auf der Stirn des Britischen Notenbankchefs sind unverkennbar

Marc Carney, der Gouverneur der Bank von England, verkündete gestern mit ernster Miene das Maßnahmenpaket der Notenbank zur Eindämmung der drohenden Wachstumsverluste für die britische Wirtschaft nach dem „Brexit-Schock“. Das geldpolitische Komitee der BoE senkte gestern den Leitzins einstimmig um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent. Zusätzlich sollen in den kommenden sechs Monaten Staatsanleihen im Volumen von 60 Milliarden Pfund und Unternehmensanleihen britischer Gesellschaften von bis zu 10 Milliarden Pfund gekauft werden.

Die blaue Linie illustriert die Entwicklung des britischen Leitzins seit 2008

Die blaue Linie illustriert die Entwicklung des britischen Leitzins seit 2008

 

Neues Kreditförderungsprogramm – „Term Funding Scheme“

Wichtig ist der Notenbank, dass die britischen Geschäftsbanken diese Zinssenkung auch an die Kunden weitergeben. Um dies zu gewährleisten wurde das „Term Funding Scheme“ angekündigt. Das Förderprogramm soll einen Umfang von bis zu 100 Milliarden Pfund erhalten und dafür Sorge tragen, dass die britische Wirtschaft in der Breite mit ausreichend Krediten versorgt wird. Die englische Notenbank sammelte unmittelbar nach der Finanzmarktkrise 2008/2009 sehr gute Erfahrungen mit einem früheren Kreditförderprogramm.

Eintrübung des Wachstumsausblick – aber keine ernste Rezession

Bisher liegen noch keine harten Konjunkturdaten für das laufende Quartal vor, einige Frühindikatoren signalisieren allerdings eine deutliche Wachstumsverlangsamung im Vereinigten Königreich. Notenbank-Chef Carney verdeutlichte auf der Pressekonferenz, dass die BoE alles unternehmen werde, um geld- und finanzpolitische Stabilität zu gewährleisten. Die Situation wird aufmerksam verfolgt und bei einer über den Erwartungen liegenden Abschwächung der Konjunktur im Lande, ist die Notenbank willens und in der Lage, weitere Maßnahmen zu ergreifen bzw. die bestehenden noch auszuweiten.

Fazit:

Eine tiefe Rezession, wie dies im Vorfeld der Brexit-Abstimmung für den Fall eines Ausscherens von Großbritannien aus der EU prognostiziert wurde kann im Verlauf von 2017 wohl vermieden werden. Viele Fragezeichen und Unsicherheitsfaktoren bleiben jedoch bestehen.

 

 

Hans Heimburger ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Gies und Heimburger GmbH und der CIO (Chief Investment Officer) für die 3ik-Strategiefonds.