Superwahljahr 2024: Milliarden Menschen werden an die Urnen gerufen
Das Jahr 2024 kündigt sich als Superwahljahr an. Noch nie seit den Anfängen der Demokratie waren so viele Bürger aufgerufen, über ihre Regierungen abzustimmen.
In sieben der zehn bevölkerungsreichsten Länder der Erde stellen sich die Regierungen zur Wahl, insgesamt sind es gut 40 Prozent der Weltbevölkerung: von Indien (1,43 Milliarden Einwohner) bis Tuvalu (11.000 Einwohner), von den schwerreichen USA bis zum bitterarmen Südsudan, vom aggressiven Russland bis zum kriegsbedrohten Taiwan. Dazu kommen die Wahlen zum EU-Parlament und richtungweisende Landtagswahlen in Deutschland.
Die aus meiner Sicht wichtigste Wahl wird am 5. November 2024 in den USA stattfinden. Der amtierende Präsident Joe Biden, Mitglied der Demokratischen Partei, tritt zur Wiederwahl an. Sein Vorgänger Donald Trump, Mitglied der Republikanischen Partei, kandidiert ebenfalls für eine zweite, nicht aufeinanderfolgende Amtszeit. Wenn Trump gewinnt, wäre er der zweite Präsident, dem dies gelingt, nach Grover Cleveland.
Wer als Kandidatin oder als Kandidat einer Partei bei den US-Präsidentschaftswahlen antreten möchte, muss sich in zunächst gegen parteiinterne Mitbewerber durchsetzen. Bei diesen Vorwahlen werben die verschiedenen Kandidaten einer Partei rund sechs Monate lang um die Gunst von Parteianhängern und Delegierten. Die Kandidatin oder der Kandidat mit den meisten Delegiertenstimmen wird dann auf einem Nominierungsparteitag zur offiziellen Kandidatin bzw. zum offiziellen Kandidaten der Partei gekürt.
Bei den Republikanern beginnen diese Vorwahlen am 15.01.24 und bei den Demokraten am 23.01.24.
Welche Republikaner kandidieren mit Chancen für die Präsidentschaft?
Donald Trump
Er gilt aktuell als aussichtsreichster Kandidat. Der Ex-Präsident ist in den zurückliegenden Jahren noch weiter nach rechts gerückt und wird auch immer brutaler in seiner Rhetorik – unter anderem gegen politische Gegner und Migranten. Zahlreiche Prozesse und Skandale aber auch die Ausschlussurteile in Maine und Colorado konnten Trumps Popularität in der Partei bisher nichts anhaben.
Ron DeSantis
Der 45-jährige Gouverneur von Florida, tritt ebenfalls an. Seine politische Agenda ähnelt sehr stark der von Trump. Laut Beobachtern steht er für einen sehr scharf rechten Kurs, für einen „Trumpismus ohne Trump“. Wie Trump macht er Stimmung gegen Migranten und gegen einen angeblichen „woken Mob“. Allerdings wird er nicht müde sein junges Alter im Vergleich zu Biden und Trump zu betonen
Nikki Haley
Sie war in der ersten Präsidentschaft Trumps Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen. Mittlerweile hat sie sich aber von ihrem Ex-Boss emanzipiert. Mit ihrem Motto „Es ist Zeit für eine andere Generation“ wirbt die 51-Jährige für eine Rückkehr zu traditionellen republikanischen Werten wie soliden Staatsfinanzen und sicheren Grenzen.
Wer tritt bei den Demokraten mit Chancen an?
Joe Biden
Der amtierende 81-jährige Präsident hat seine Kandidatur für eine Wiederwahl bereits im April 2023 bekannt gegeben. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und den öffentlichen Diskussionen um seine Gesundheit bleibt abzuwarten, ob er im November tatsächlich der Kandidat der Demokraten sein wird.
Als Bidens „Schattenmann“ (im Fall der Fälle) positioniert sich zunehmend Gavin Newsom, der schillernde Gouverneur von Kalifornien, obwohl er bisher noch nicht auf dem Wahlzettel der Demokraten steht.
Marianne Williamson
Autorin und Gründerin des Project Angel Food, kandidierte bereits im Jahr 2020 und hat ihre Kandidatur im März 2023 erneut angekündigt. Die Chancen der 70 Jahre alten Autorin werden aber als sehr gering eingestuft.
Dean Phillips
Ist ein US-Repräsentantenhaus Mitglied aus Minnesota. „Es ist an der Zeit, die Fackel an eine neue Generation amerikanischer Anführer zu übergeben“, sagte der 54-jährige Phillips bei einer Wahlkampfkundgebung im US-Bundesstaat New Hampshire. Er will die Wirtschaft reparieren. Phillips wies auf die hohen Preise und das „Chaos“ an der US-Grenze zu Mexiko hin.
Robert F. Kennedy Jr.
Der mit Abstand bekannteste Name. Ursprünglich als Demokrat angetreten, hat er mittlerweile seine Kandidatur dort zurückgezogen und plant, als unabhängiger Kandidat, anzutreten. Kennedy, Sohn des ermordeten Bobby Kennedy und Neffe des ebenfalls ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, gilt als Umweltschützer und Covid-Impfgegner. Eine realistische Chance auf die Präsidentschaft hat er nicht, zumal unabhängige Kandidaten am Wahltag erfahrungsgemäß schlechter abschneiden als in Umfragen.
In den kommenden Wochen und Monaten wird man sehen, wie sich die genannten Kandidaten in den bevorstehenden Vorwahlen schlagen. Einiges spricht für ein erneutes Duell zwischen Biden und Trump. Aber wie sagte einst Winston Churchill „Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen“.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein angenehmes Wochenende und einen guten Start ins Neue Jahr 2024!