Die Folgen – oder besser die Lehren – von 9/11
was morgen vor 20 Jahren am strahlenden Morgenhimmel über Amerika seinen Lauf nahm, hat nahezu jeden Menschen bis tief ins Mark erschüttert, der diesen Tag als Erwachsener bewusst erlebt hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit können Sie sich noch genau erinnern, wo Sie gerade waren oder was Sie gerade unternahmen als Sie die Nachrichten aus Amerika erreichten. Die Live-Bilder, als ein Passagierflugzeug in den zweiten Turm des World Trade Centers raste, haben sich bei mir geradezu in der Gehirnrinde eingebrannt.
Etwa 3.000 Menschen sind den vier von Terrorristen entführten und als Waffen verwendeten Flugzeugen in New York, Washington und Pennsylvania zum Opfer gefallen. Heute wissen wir, welch beispiellose Spirale der Gewalt mit den Ereignissen vom 9. September 2001 in Gang gesetzt wurde.
Während der Kriege in Afghanistan und im Irak, die zu den direkten Folgen des schrecklichen Septembertages zählen, sind Hunderttausende Menschen umgekommen! Die Sinnlosigkeit des Militäreinsatzes in Afghanistan wurde uns spätestens in den letzten Augusttagen 2021 mit den dramatischen Bildern aus Kabul vor Augen geführt. Zwanzig Jahre westliches „Engagement“ am Hindukusch und Hunderte Milliarden Dollar an Ausgaben (ganz genaue Zahlen kann / will niemand benennen) haben nichts bewirkt! Ich bin gespannt, wie lange wir uns nun von den Taliban am Nasenring durch die Manege ziehen lassen und wie lange wir den Nachrichten und Bildern in den sozialen Netzwerken von misshandelten und getöteten Frauen, Kindern und Männern unter den alten und neuen Machthabern in Afghanistan zusehen werden.
Das sinnlose Sterben wird weitergehen. Vielleicht hoffen die Politiker darauf, dass die diesbezüglichen Schlagzeilen, wie üblich, kleiner werden und bald von den Titelseiten der Zeitungen verschwinden. Aus den Augen, aus dem Sinn? Nun, vielleicht wird diese Verdrängung eine gewisse Zeit funktionieren – bis der Terror erneut zuschlägt. Möglicherweise war dann wieder Afghanistan die Brutstätte mörderischer Attentäter. Soll dann der Teufelskreis von Rache, Luftschlägen (mit unzähligen Opfern unter unbeteiligten Zivilisten) und möglicherweise erneuten Militäreinsätzen von vorne beginnen?
Mir ist sehr bewusst, dass es keine einfachen Lösungswege gibt. Allerdings scheint es mir zwingend geboten nach neuen Ansätzen zu streben, denn zwanzig Jahre nach 9/11 stehen wir buchstäblich am Ende einer Sackgasse aus Gewalt und Gegengewalt aus der ein Ausweg gefunden werden muss.
Ich hoffe, dass Sie mein heute sehr politisches Editorial als angemessen empfinden. Bleiben Sie in jeder Hinsicht gesund und genießen Sie das Wochenende.
Hans Heimburger und das gesamte Team von Gies & Heimburger