Editorial der Freitags-Info vom 14.05.2021

Geposted von Andreas Rosner am

Neuer Super Zyklus durch Corona

Die Preise am Rohstoffmarkt steigen und steigen und schon macht der Begriff Superzyklus die Runde. Vor allem das Preissegment der Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium, Zink oder auch Kupfer steigt seit Monaten und hat mittlerweile Rekordniveaus erreicht. Aber auch bei den Halbleitern erleben wir einen enormen Preisanstieg und Lieferengpässe, der bereits die Automobilindustrie erreicht hat und spürbar negative Einflüsse in der Produktion verursacht. 

Die Ursachen für diesen rasanten Preisanstieg liegen in der Corona-Krise aber es gibt auch vielfältige Gründe darüber hinaus. Die Weltwirtschaft erlebte im Jahr 2020 einen in dieser Form noch nie dagewesen Einbruch. Die Schockstarre, die die Pandemie auslöste, ließ die Nachfrage auf breiter Front weltweit stark einbrechen. Doch mittlerweile nimmt die Wirtschaft wieder deutlich Fahrt auf. Das in vielen Ländern stark steigende Impftempo und damit einhergehende rückläufige Inzidenzzahlen sorgen wieder für mehr Nachfrage und das sorgt naturgemäß für steigende Preise. In China hat die Konjunktur als erstes wieder Tritt gefasst und das Land ist momentan der größte Nachfrager nach Rohstoffen. 

Verstärkt wird dieser Effekt aber auch durch Finanzinvestoren, die mit ihrer Spekulation für Übertreibung in der Preisfindung sorgen. 

Schweinezyklus

Im Zusammenhang mit der Entwicklung von Angebot und Nachfrage spricht man oft von dem Begriff Schweinezyklus. Darunter versteht man die verzögerte Anpassung des Angebots auf die preisliche Veränderung.  Am Beispiel der Preisentwicklung bei Halbleitern wird dies besonders deutlich. Durch die Corona-Pandemie wurde die Produktion im letzten Jahr deutlich zurückgefahren bei unveränderter oder sogar leicht gestiegener Nachfrage nach Produkten in denen Halbleiter verbaut sind. Die Nachfrage war höher als das Angebot und die Folge waren steigende Preise. Dies wiederum bewegt die Produzenten, sie erhöhen die Produktionskapazitäten und investieren wieder mehr und mit einem gewissen zeitlichen Verzug nimmt das Angebot wieder zu. Und wenn dann der Punkt erreicht ist, an dem das Angebot höher ist als die Nachfrage gehen die Preise wieder zurück.

Der neue Rohstoff-Fluch

So titelte das Handelsblatt in dieser Woche und beschreibt damit die aktuelle Situation, dass die Rohstoffpreise auch auf breiter Front deutlich steigen und nicht nur in den oben beschriebenen Industriemetallen. Auch die Preise für Frachtraten, Stahl, Holz und Agrarprodukte wie Mais und Weizen steigen auf neue Rekordniveaus. „In der deutschen Wirtschaft wächst die Sorge, dass rasant steigende Rohstoffpreise den Aufschwung gefährden könnten, warnt der Ifo Chef, Clemens Fuest.  Wenn die Rohstoffpreise in der Breite in den kommenden Jahren weiter deutlich steigen, kann das zum Problem werden. Insbesondere dann, wenn ein knappes Angebot und protektionistische Maßnahmen den Preisanstieg auslösen, kann dann zu einer Mischung aus steigenden Inflationsraten und schwachem Wirtschaftswachstum kommen (Stagflation) wie nach dem Ölpreis Schocks der 70er und 80er Jahre“ heißt es dazu im Handelsblatt. 

In diesem Zusammenhang dürfte interessant sein, wie die steigenden Rohstoffpreise die Margen der Unternehmen verändern. Robert Friedmann, Chef des weltgrößten Schraubenherstellers Würth, sagt dazu im Handelsblatt: „die Preissteigerungen können wir nicht zeitgleich in voller Höhe an die Kunden weitergeben.“ und BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter stellt seine Aktionäre auf Einbußen zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro ein. 

Bleiben Sie gesund, halten Sie bitte weiterhin Abstand und genießen Sie das Wochenende.

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.