Editorial der Freitags-Info vom 14.06.2024

Geposted von Andreas Rosner am

Neue Speicher braucht das Land

Mit großer Anstrengung bemühen sich alle Volkswirtschaften die Energiewende in der nahen Zukunft zumindest in die richtigen Bahnen zu lenken. Dabei gibt es augenscheinlich keine Hürden, um auch mit abenteuerlich anmutenden Projekten diesen schwierigen Pfad zu beschreiten. So wurde jüngst in Wesel eine besondere Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Sie dümpelt mit der beachtlichen Größe von vier Fußballfeldern im eher unbekannten Ellerdonk See. Diese besondere PV-Anlage soll mit der erwarteten Leistung von 5,6 Megawatt an erzeugtem Strom mindestens 2000 Haushalte in der Region mit Strom versorgen.

Wie bei allen Projekten dieser Art gibt es aber ein Problem. Die Erzeugung von Strom über diese Technologie braucht im idealen Fall den blauen Himmel und Sonnenschein zumindest aber ein auskömmliches Maß an Helligkeit. Und in der Dunkelheit gibt es keinen Beitrag zur Stromgewinnung.

Und hier kommen die Stromspeicher ins Spiel. Schon jetzt baut man in der unmittelbaren Nähe von Solaranlagen eben solche Speicher, um den tagsüber erzeugten, und nicht eingespeisten Strom, sozusagen festzuhalten.

Einen völlig neuen Weg geht man in Österreich. Die RAG (Renewables and Gas) Österreich hat dafür das Projekt „Underground Sun Storage 2030“ entwickelt. Mit dieser Technologie wird Strom aus Photovoltaikanlagen in Wasserstoff umgewandelt und unter der Erde eingelagert. Die RAG hat damit bewiesen, dass man überschüssige Energie aus Wind- oder Solaranlagen vom Sommer in den Winter geschoben werden kann.

Schon im Jahr 2015 hat man die ersten Erfahrungen mit einer Versuchsanlage gemacht und den Ende 2023 gestarteten Einlagerungsprozess beendet. In diesem Monat wird zum ersten Mal Wasserstoff entnommen und über eine Pipeline in ein Blockheizkraftwerk geleitet. In diesem Kraftwerk wird dann zur Hälfte Strom und zur Hälfte Wärme erzeugt.

Diese Anlage ist die erste ihrer Art weltweit und nutzt für die Einlagerung eine ausgeförderte Erdgaslagerstätte. Das es sich dabei um eine Anlage mit Vorbildcharakter mit großem Potential handelt zeigen Zahlen, die jüngst veröffentlicht wurden. Nach denen ist es möglich, über 70 Prozent der bestehenden Gasspeicher nutzbar zu machen.

Wie wichtig eine solche Anlage für den Aufbau der Wasserstoffproduktion in Europa ist, verdeutlicht eine Studie des Verbandes Gas Infrastructure Europe. Danach kann die unterirdische Einlagerung von Wasserstoff, der mit Ökostrom erzeugt wird, signifikant zur Sicherheit der europäischen Energieversorgung beitragen.

Ich bin davon überzeugt das diese Stromspeicher Technologie im Verbund mit den bereits vorhanden Blei-Säure-Akkus oder den Lithium-Ionen-Akkus der richtige Ansatz ist, um die dringend notwendige Energiewende voranzubringen.

Andreas Rosner und das gesamte Team von G&H wünschen Ihnen ein schönes Wochenende und einen gelungenen Start unserer Nationalmannschaft in die Fußball EM.

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.