Editorial der Freitags-Info vom 20.01.2023

Geposted von Louisa Heimburger am

Sensationsfund in Schweden

Wenn etwas sehr seltenes und unerwartetes auftritt greift man gerne nach Superlativen. Bei dieser Meldung, die in der vergangenen Woche die Schlagzeilen bestimmte, handelt es sich aber in der Tat um eine Sensation.

In Schweden wurde ein großes Vorkommen an „seltenen Erden“ gefunden. Zugegeben ein etwas unhandlicher Begriff für eine Gruppe von 17 Schwermetallen, die vor allem für die Produktion von erneuerbaren Energien sowie für Umwelttechnologien und klimaneutrale Produktion erforderlich sind. Sie werden unter anderem für die Herstellung von Windturbinen und Elektrofahrzeugen benötigt.

Mit einer Masse von geschätzt einer Millionen Tonnen handelt es sich bei dem Fund um das größte Vorkommen Seltener Erden in Europa. Trotz ihres Namens sind Seltene Erden in vielen Teilen der Welt reichlich vorhanden. Abbau und Gewinnung sind allerdings komplex und kostspielig. Weltweit sind mittlerweile mehr als 440 Vorkommen bekannt, von denen mehr als zwei Dutzend sogar größer sind als der Fund in Schweden. Aber nur wenige dieser Vorkommen sind aktiv.

Obwohl die Europäische Union in hohem Maße abhängig von diesen Rohstoffen ist, werden seltene Erden in Europa derzeit weder gefördert noch auf industriellem Niveau verarbeitet. Bislang wurden die Seltenen Erden größtenteils aus China importiert. China verfügt über die bei weitem größten Seltene-Erden-Reserven der Welt, gefolgt von Vietnam, Brasilien und Russland. Auch bei der Veredelung und Verarbeitung von Seltenen Erden liegt China mit ca. 60% der gesamten Produktion an erster Stelle. 

Um sich in der Zukunft vom Import aus China unabhängiger zu machen, müssen jetzt die nächsten Schritte folgen. Zunächst gilt es Kapital aufzutreiben, denn mindestens eine Milliarde Dollar werden benötigt, um vor Ort den Bergbau zu entwickeln, die Metalle zu extrahieren, sie chemisch aufzubereiten – bis hin zum aufgearbeiteten Produkt. Da Experten vermuten, dass die gefundene Menge der Seltenen Erden ausreichen würde, den künftigen Bedarf Europas, für Elektrofahrzeuge und Windkraftwerke eingeschlossen, decken zu können, rechtfertigt dieser kolossale Fund das Vorhaben, diese Menge auch tatsächlich zu fördern. Bis es jedoch so weit ist werden wohl 10 bis 15 Jahre vergehen, bevor man mit dem Abbau und der Produktion beginnen kann. 

In einer Welt die aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert ist und Deutschland, das mit dem Ziel unterwegs ist, sich unabhängiger von Rohstoffen aus China zu machen, ist die Nachricht über den Fund in Schweden ein herausragender Grund zur Freude, denn Seltene Erden sind das Lebenselixier der Menschheit, heute und morgen. Davon kann es nie genug geben. 

Bleiben Sie bitte gesund und genießen Sie das Wochenende! 

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger