China kurbelt die Immobiliennachfrage an
Während die meisten Notenbanken auf der Welt derzeit über Zinserhöhungen nachdenken oder bereits in einen Zinserhöhungszyklus übergegangen sind, schraubt China nun einen wichtigen Zinssatz für langfristige Kredite nach unten. Das hat auch einen triftigen Grund, denn die Beschränkungen durch die Null-Covid-Strategie Chinas und die damit verbundenen Lieferkettenprobleme bremsen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt viel stärker als erwartet. Die Industrieproduktion fiel im April überraschend im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie Mitte Mai bekannt wurde. Auch die Einzelhandelsumsätze waren zuletzt deutlicher als vorhergesagt eingebrochen.
Erst im März hatte Chinas Regierung mit „rund 5,5 Prozent“ das niedrigste Wachstumsziel für die Wirtschaft des Landes seit drei Jahrzehnten vorgegeben. Ob dieses erreicht werden kann, wird allerdings immer unsicherer. Die Vorgabe war zu Beginn schon optimistisch.
Zinsen auf Immobilienkredite gesenkt
Die Fünfjahres-Prime-Rate, eine Referenzgröße für Immobiliendarlehen, wurde von 4,6 auf 4,45 Prozent gesenkt, wie die chinesische Zentralbank heute am Freitag mitteilte. Volkswirte hatten mit einer Senkung gerechnet, allerdings in geringerem Umfang. Die Börsen Asiens legten auf die Nachricht hin zu. Mit der Zinssenkung soll die Nachfrage nach Darlehen angekurbelt werden, da die wochenlangen Corona-Lockdowns und eine Krise des Immobiliensektors die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen gedrückt haben.
Die chinesische Wirtschaft spielt auch global eine erhebliche Rolle, denn eine deutliche Abschwächung wird sich negativ auf Handelspartner, besonders Deutschland, auswirken. Auch den seit der Pandemie ohnehin bereits geschädigten Lieferketten drohen weitere langfristige Belastungen, wenn China als „Werkbank der Welt“ zu lange stottert.
Anders als die USA oder Europa hat China jedoch auch wesentlich mehr Spielraum, um mit Zinssenkungen die Wirtschaft anzukurbeln, da die Inflation im Reich der Mitte wesentlich weniger drastisch gestiegen ist als in den westlichen Industrieländern. Jedoch nimmt die Teuerung auch in China zu: Der Verbraucherpreisindex (CPI) stieg im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent und damit so schnell wie seit fünf Monaten nicht mehr. Im Vormonat lag der CPI bei 1,5 Prozent.
Bei den Erzeugerpreisen steht im Jahresvergleich eine Teuerung von 8 Prozent. Das wirkt sich jedoch eher auf Handelspartner aus dem Ausland aus, die die Exporte annehmen, und weniger auf die heimische Wirtschaft.
Thomas Boldt und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünscht Ihnen ein sonniges Wochenende