Welcome Mr. President
Am Mittwoch, 20.01.2021 wurde der langersehnte Machtwechsel in den USA vollzogen. In einer, in vielerlei Hinsicht historischen Inaugurationszeremonie, wurde mit Joe Biden der 46. Präsident auf den Stufen des Kapitols vereidigt.
Nachdem am 6. Januar ein vom damaligen „Noch“ Präsidenten Trump aufgehetzter Mob das Kapitol gestürmt hatte, waren die Sicherheitsvorkehrungen am Tag der Vereidigung nochmals kräftig aufgestockt worden und zahlenmäßig war die sichernde Nationalgarde die größte Gruppe unter den Anwesenden. Anders als sein Vorgänger zeigt Biden, dass er mit dem Coronavirus anders umgeht. Auf der Tribüne waren lediglich 200 Gäste zugelassen. Bei vorherigen Vereidigungen waren das schon mal 2.000 und auf dem weitläufigen Areal waren 200.000 US-Flaggen aufgestellt als Ersatz für die sonst üblichen 800.000 Zuschauer.
Historische Zeremonie
Mit 78 Jahren ist Joe Biden der älteste Präsident, den es jemals in den USA gegeben hat und er ist nach John F. Kennedy erst der zweite Katholik in diesem Amt. Historisch ist auch, das mit Kamala Harris, mit indisch-jamaikanischen Wurzeln, die erste Frau als Vizepräsidentin vereidigt wurde. Und ganz nebenbei auch das Fernbleiben von Donald Trump bei der Vereidungsfeier des neuen Präsidenten, ist ein bislang noch nicht dagewesener Affront.
Für einen emotionalen Moment sorgte die erst 22-jährige Poetin Amanda Gorman mit ihrem Gedicht „The Hill We Climb“ – „Der Berg, den wir ersteigen“. Geschrieben unter dem Eindruck des Sturms auf das Kapitol: „…Wir haben eine Kraft gesehen, die unsere Nation eher erschüttert, als an ihr teilzuhaben, die unser Land zerstören würde, wenn es bedeuten würde, Demokratie zu verzögern. Und diese Anstrengung hätte beinahe Erfolg gehabt. Obwohl aber Demokratie regelmäßig verzögert werden kann, kann sie niemals permanent besiegt werden…“.
Dies nur ein kleiner Auszug aus dem Gedicht, das ich als sehr lesenswert erachte.
In seiner mit großer Spannung erwarteten Rede zum Amtsantritt rief der neue US-Präsident zur Einheit auf. Er versprach ein Präsident für alle Amerikaner zu sein und sich mit ganzem Herzen für Einheit und Versöhnung einzusetzen. „Lasst uns neu anfangen“, sagte er und mahnte, einander zuzuhören. Joe Biden wandte sich zudem gegen Falschdarstellungen und Verschwörungstheorien. „Wir müssen die Kultur ablehnen, in der Fakten manipuliert und sogar fabriziert werden“, sagte er. Die Amerikaner rief er zu einem Bekenntnis zu Anstand und Rechtschaffenheit auf. In Anspielung auf seinen Vorgänger sagte er: „Es ist die Pflicht aller, die Wahrheit zu verteidigen und Lügen zu besiegen.“
Neue Ausrichtung der USA nach Trump
Ob es Ihm gelingt die tief gespaltene Nation in den nächste vier Jahren seiner Amtszeit zu vereinen wird sich zeigen und ganz bestimmt ein steiniger Weg. Es wird viel davon abhängen, ob er mit Taten die Trumpschen Wähler zu überzeugen weiß. Rhetorik ist das sicher zu wenig. Was ihm dabei sicher helfen könnte wären schnelle Erfolge bei der Bekämpfung der Coronapandemie, die in den USA bereits 400.000 Menschenleben gekostet hat. Dazu hat er als erste politische Maßnahme ein Hilfspaket von 1,9 Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro) auf den Weg gebracht.
Weitere 17 Dekrete folgten, u.a. die Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen und die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit der WHO. Biden verliert keine Zeit die unsinnige Politik seines Vorgängers neu aufzugleisen.
Wie heißt es schon bei Hermann Hesse:
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“
Bleiben Sie gesund, halten Sie bitte weiterhin Abstand und genießen Sie das Wochenende.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger