Editorial der Freitags-Info vom 27.03.2020

Geposted von Andreas Rosner am

Entscheidung bis Ostern?

Ich weiß nicht wie es Ihnen in diesen vom Coronavirus beherrschten Tagen geht, aber ich sehne mich nach Berichten die Hoffnung machen, die versuchen, die Krise so weit es geht sachlich zu beleuchten. Man mag schon gar nicht mehr hinschauen, seien es die aktuellen Zahlen vom RKI (Robert-Koch-Institut oder der JHU (Johns Hopkins Universität) und schon gar nicht in die Talkshows oder ZDF Spezials oder wie die Sendungen alle heißen, die uns vielleicht mehr Angst machen als nötig.

Umso schöner ist es auf Autoren zu stoßen, die mal weg von aller Hysterie und Panik versuchen, ein wenig Licht in den dunklen Tunnel zu werfen. Ein solcher Maulwurf (nicht despektierlich gemeint) ist der Publizist und Zukunftsforscher Matthias Horx. Dieser hat in den vergangen Tagen einen interessanten Text unter der Überschrift „48-Die Welt nach Corona“ (nachzulesen unter www.horx.com und www.zukunftsinstitut.de ) veröffentlicht.

In seiner Re-Gnose veröffentlichten These versucht er einen Blick in den Herbst 2020 zu werfen und die Welt zu skizieren wie sie sich nach dem Sieg über das Virus entwickelt.

„Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn „vorbei sein wird”, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt. Die Welt as we know it löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können. Dafür möchte ich Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in Visionsprozessen bei Unternehmen gute Erfahrungen gemacht haben. Wir nennen sie die RE-Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Technik nicht »in die Zukunft«. Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt? Versuchen wir es einmal: “….
Wer von Ihnen Interesse hat weiterzulesen, ist eingeladen, den vollständigen Text auf den o.g. Internetseiten herunterzuladen.

Ostern entscheidet es sich: 5 Szenarien für Deutschlands Zukunft

Einen anderen Ansatz wählt Sven Gábor Jánszky, Chairman des größten Zukunftsinstituts Europas, des 2b Ahead ThinkTank. Er bezieht sich in seiner Trendanalyse „Zukunft mit Corona“ auf die Aussagen von Matthias Horx: „denn obwohl Matthias Horx‘ Utopie sicherlich nichts mit Wissenschaft zu tun hat und die meisten Weissagungen darin völlig subjektiv sind, hat sie doch einen bemerkenswerten Effekt: Hoffnung“. Er schreibt weiter: Was sind jene Ereignisse in den kommenden Wochen, zu denen unser Land und seine Unternehmen vor einer Weggabelung stehen und je nach entsprechender Entscheidung unterschiedliche Zukunftswege gehen werden? Es sind zwei Zeitpunkte, die wir hier beachten müssen: Ostern und Pfingsten, also der 13. April und der 31. Mai. Der Grund ist einfach: Die aktuellen politischen Lockdown-Maßnahmen, also Kontaktsperre & Co. Laufen alle mehr oder weniger bis Ostern. Die aktuellen Hilfsprogramme der Politik für die Wirtschaft, für Selbständige und Kleinunterhemen laufen dagegen bis Pfingsten. Diese beiden Entscheidungstermine hat die deutsche Politik in ihren bisherigen Entscheidungen bereits vorangetrieben. Je nachdem, wie sich die Infizierten Zahlen bis zu diesem Zeitpunkt entwickelt haben, wird der Weg nach Ostern und Pfingsten unterschiedlich weitergehen.

Die nun folgenden 5 Szenarien von Sven Gábor Jánszky fasse ich hier kurz zusammen.

Szenario 1

Bis Ostern gehen die Zahlen von Neuinfizierten zurück. Die Maßnahmen zum Social Distancing hatten Erfolg. Die Mediziner wissen welche Menschen an Corona erkrankt sind. Corona ist nicht weg und bleibt bis zur Entwicklung eines Impfstoffs ein Thema. Die Situation ist beherrschbar, die Infektionsketten haben die Mediziner im Griff! Der Druck auf die Politik wächst die persönlichen Einschränkungen eines jeden einzelnen zu lockern, die Wirtschaft will wieder funktionieren. Das Land will wieder ein normales Leben führen.
Im Klartext: nicht mehr alle Menschen werden isoliert, sondern nur noch die wirklich Kranken. Es werden verstärkt Technologien eingesetzt, um Risikogruppen per Handy oder App zu überwachen. Genesene und Junge dürfen als erste zurück in das „normale Leben“. Schulen, Kitas und Betriebe werden schrittweise geöffnet und spätestens Pfingsten herrscht wieder Alltag. Ab 30.Mai spielt die Bundesliga in leeren Stadien die Meisterschaft zuende und Deutschland atmet auf!

Szenario 2

Es ist Ostern und die Fallzahlen sinken wie in Szenario 1. Wir haben die Infektionskette nicht im Griff. Die deutsche Politik orientiert sich nahezu vollständig an den verheerenden Verhältnissen in Italien. Man versucht so schnell wie möglich zu erkennen welcher Deutsche wirklich infiziert ist. Massentest und Drive In Varianten a la Südkorea. Es bleibt bei Kontaktsperren, Schul- und Werksschließungen bis Pfingsten. Wenn Ende Mai bekannt ist, welche Menschen in Deutschland an Corona erkrankt sind geht dieses Szenario in das vorherige über. Alles normalisiert sich langsam. Außer für die Infizierten und Älteren. Diese bleiben in Quarantäne. Die Grenzen zu den Ländern, in denen der Virus noch wütet, bleiben geschlossen, der Reiseverkehr aber schrittweise gelockert aber viele Tests und Quarantänemaßnahmen bleiben an der Tagesordnung. Die Wirtschaft wird gerettet abgesehen von Ländern, die das Jahr auch ohne Corona nicht überlebt hätten.

Szenario 3

Die Dinge entwickeln sich wie in Szenario 2, aber niemand weiß wirklich wer infiziert ist und wer nicht. Isolation für alle und weitere Massentests. Doch dann weicht das Ergebnis von Szenario 2 ab. Denn die sog. Infektionskette ist auch an Pfingsten noch nicht im Griff. Es gibt eine hohe Dunkelziffer von möglicherweise hunderttausenden ungekannter Corona-Fälle in Deutschland. Dann muss unsere Regierung zu Pfingsten entscheiden. Ob der Lockdown aufrechterhalten wird oder nicht.  Sven Gábor Jánszky sagt dazu Nein. Unsere Gesellschaft mehr als drei Monate, gar ein halbes oder ganzes Jahr im Ausnahmezustand zu halten, kann eine Regierung in einer demokratischen Gesellschaft nicht treffen. Wenn durch die Shut-Down-Maßnahmen kein finaler Erfolg da ist und auch ein Impfstoff noch bis 2021 auf sich warten lässt…was dann? Das denkbare Szenario: die komplette Isolierung der Bevölkerung über 60 Jahre für einen Zeitraum von etwa drei Monaten in Ihren Häusern, aber gleichzeitig das Auflösen der Einschränkungen für die Menschen unter 60 Jahren zwischen Ende Mai und Ende Juni. Die Älteren werden isoliert und werde zuhause mit dem nötigsten versorgt, die Jüngeren gehen wieder arbeiten und sind bereit sich mit dem Virus anzustecken falls nicht immun (weil bereits erkrankt und wieder genesen). In diesem Szenario hält Deutschland bis September den Atem an. Denn solange würde wohl die Isolierung der Alten und die Herdenimmunisierung der Jungen dauern. Die Chance das es danach durchgestanden ist, ist durchaus hoch. Bedingung für dieses Szenario ist ein starker Ausbau von Technologie.

Szenario 4

Wieder schauen wir Ostern auf die Infizierten Zahlen in Deutschland. Sie sinken nicht, im Gegenteil, sie steigen exponentiell weiter. Das würde bedeuten wir haben an Ostern die gleichen Verhältnisse wie in Italien und somit eine Versorgungskrise in deutschen Krankenhäusern. Was danach kommt ist schwer zu prognostizieren aber sicher scheint: Ausnahmezustand und bedingungslose Ausgangssperre. Wesentlich Infrastrukturen werden durch die Bundeswehr und Polizei übernommen. Wenn bei diesen Maßnahmen bis Pfingsten eine Verbesserung der Lage eintritt erfolgt der Übergang in Szenario 3. In diesem Szenario normalisiert sich die Lage ab September. Die jüngeren Menschen habe ihre Version der Infektion durchgestanden und die Masse der genesenen und damit immunen Menschen gewinnt die Oberhand.

Szenario 5

An Ostern sind die Infektionszahlen nicht gesunken aber der Anstieg erfolgt nicht mehr exponentiell. Der politische Wille steht nicht nach einem Ausnahmezustand. Die aktuelle Kontaktsperre wird zunächst für drei Wochen verlängert und dann ggf. nochmals um drei Wochen bis Pfingsten. Es stellt sich heraus „flatten the curve“ (die Kurve abflachen) funktioniert. Das Krankenhaussystem ist nicht zusammengebrochen. Im Land herrscht zwar die permanente Corona Epidemie. Aber wir haben sie durch den Shutdown zumindest für das Gesundheitssystem erträglich gemacht. Die Politik ignoriert die Warnungen der Wirtschaft und die Forderung nach einem Strategiewechsel bis einen Impfstoff zur Verfügung steht. Da es aber dauern kann bis dieser zur Verfügung steht kann die Isolation noch ein weiters Jahr anhalten. In diesem Szenario geht Deutschland in eine Depression, dem Szenario, in dem das Land nicht mehr wäre wie zuvor.

Fazit

Szenario 1 und 2 sind den Umständen entsprechend positiv. Bis zum Sommer hat sich das Leben in Deutschland normalisiert.  Keine Weltverbesserung aber eine Rückkehr zur Normalität. Die Szenarien 3 und 4 sind hart und bringen heftige Entbehrungen und Diskussionen zwischen Jungen und Alten in der Gesellschaft. Sie würden auf mittlere Sicht unser Land merklich verändern. Mehr Vertrauen in die Technologie, stärkere Datenfreigabe und einen merklichen Konjunktureinbruch in einigen Branchen. Aber auch in diesen Szenarien werden wir das Jahr 2020 noch vernünftig abschließen können und weder einen Einbruch der Sozialsysteme noch der Gesamtwirtschaft verkraften müssen. Das fünfte Szenario wäre eine Katastrophe für unser Land. Aus Sicht eines Virologen ist es vielleicht ein wünschenswerter Weg, weil vielleicht dabei die wenigsten Todesopfer zu beklagen wären.

Soweit die Ausführungen von Herrn Sven Gábor Jánszky in zusammengefaster Form. Wenn Sie den ausführlichen Artikel gerne lesen möchten, sprechen Sie mich oder meine Kollegen gerne an.

Ich persönlich glaube an die Wirksamkeit der ersten beiden Szenarien. Dabei glaube ich an die Disziplin unserer Gesellschaft bei der Isolation und bin überzeugt, dass bei den massiven Anstrengungen auf der Suche nach einem Wirkstoff gegen das Virus schon bald erste Erfolge erzielt werden.

Wie sagte schon Richard Weizäcker: Die Hoffnung führt uns weiter als die Furcht.

Halten Sie Abstand, bleiben Sie gesund und genießen Sie das Wochenende!

Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger

 

Andreas Rosner ist Direktor Privatkunden der Gies und Heimburger GmbH.