Vieles wird digital – auch der Euro!
In dieser Woche hat die EU-Kommission einen Gesetzentwurf zur Einführung des digitalen Euro präsentiert. Die Kommission sieht vor, dass dieser genau wie Bargeld zum gesetzlichen Zahlungsmittel wird. Zudem will die Kommission erreichen, dass die Annahmepflicht für Bargeld verschärft wird. So möchte sie über einen neuen Gesetzesvorschlag sicherstellen, dass Bürger auch künftig in allen Euro-Ländern mit Bargeld bezahlen können.
Gänzlich neu ist dieses Vorhaben nicht. Schon vor zwei Jahren hat die EZB solche Planungen skizziert. Die EZB hatte im Juli 2021 beschlossen, tiefer in das Projekt eines digitalen Euro einzusteigen.
Eine zwei Jahre dauernde Untersuchungsphase ist mittlerweile abgeschlossen und die seinerzeitigen Planungen sahen vor, dass sich danach eine Realisierungsphase anschließt. In etwa drei Jahren könnte somit der digitale Euro eingeführt werden. Die Europäische Notenbank will damit einerseits auf Pläne anderer Staaten wie China reagieren, die ihrerseits Digitalwährungen einführen wollen, andererseits will sie aber auch privaten Digitalwährungen wie Bitcoin oder Facebooks Diem nicht das Feld überlassen.
Was ist der digitale Euro?
Er soll so etwas sein wie digitales Bargeld, das nicht auf einem Bankkonto, sondern in einer digitalen Geldbörse aufbewahrt wird – in einer sogenannten Wallet – etwa auf dem Smartphone. Verbraucher sollen ihn, wie Münzen und Scheine, auch als gesetzliches Zahlungsmittel nutzen können und dürfen. Er soll das Bargeld ergänzen, nicht aber ersetzen. Denn so die Einschätzung der EZB, Banknoten und Münzen können die Wirtschaft in der EU im digitalen Zeitalter nicht allein tragen. Es sei notwendig, eine neue Form der offiziellen Währung einzuführen, die risikofrei sei, heißt es in dem Entwurf. Im Prinzip wäre der Digitale Euro eine Konkurrenz für Kreditkarten-Anbieter wie Visa oder Mastercard sowie für Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna.
Vorteile des digitalen Euros?
Vom Grundsatz her ermöglichen digitale Bezahlverfahren, Geschäfte binnen Sekunden abzuwickeln, auch über Landesgrenzen hinweg. Im Gegensatz zu sogenannten Kryptowährungen wie z.B. Bitcoin, deren Kurse stark schwanken, böte die Einführung einer virtuellen europäischen Währung aber eine stabilere Alternative:
Sie wäre eins zu eins an den Euro gekoppelt und die Europäische Notenbank würde die Stabilität sichern. Bei der Gestaltung gehe es darum, schneller, sicherer und billiger als klassische Zahlungssysteme zu sein, betont ein Bundesbankvorstand. Eine Überlegung sei aber auch, den Massenzahlungsverkehr in Europa unabhängiger zu machen von internationalen Anbietern, zitiert die Agentur Reuters einen Insider.
Wie kommt man an den digitalen Euro?
Das ist noch in der Diskussion. Denkbar ist, dass Banken den digitalen Euro wie Bargeld von den Euro-Notenbanken beziehen. Möglich wäre auch, dass der digitale Euro direkt auf Konten bei der EZB geführt wird. Nach dem Willen der EU-Kommission sollen grundlegende Zahlungsfunktionen für Verbraucher kostenfrei sein. Auch soll der digitale Euro einfach zu benutzen sein.
Abzuwarten bleibt, ob das Tempo der Umsetzung ähnlich ins Stottern kommt wie der Umbau der Gesellschaft in eine digitale Zukunft. Und ob der Verbraucher diesen Weg vorurteilsfrei annimmt.
Andreas Rosner und das gesamte Team von Gies & Heimburger wünschen Ihnen ein schönes Wochenende